Wegen Abo-Kündigungen
Deutsche Zeitung krebst bei Gender-Sprache zurück

Vor drei Jahren verordneten die Chefs des «Tagesspiegels» ihrer Redaktion Leitlinien für den Umgang mit geschlechtergerechter Sprache. Jetzt ist das Experiment gescheitert.
Publiziert: 28.11.2023 um 18:22 Uhr

Doppelpunkt und Sternchen verschwinden bei der Berliner Zeitung «Tagesspiegel» wieder aus der gedruckten Ausgabe. Jedenfalls als Hilfsmittel für die genderneutrale Sprache. Dies berichtet «Bild».

Ein entsprechendes Rundschreiben sei am Montag an die Mitarbeitenden verschickt worden. Die Online-Berichterstattung ist vorerst nicht davon betroffen.

«Politiker*innen», «Schüler:innen» unbeliebt

Wortkreationen wie «Politiker*innen» oder «Schüler:innen» seien bei der Leserschaft nicht gut angekommen, heisst es. Die Gender-Sprache war demnach häufig Ursache für Beschwerden und wurde auch bei Abo-Kündigungen immer wieder als Grund angegeben.

Gendern: Wortkreationen wie «Politiker*innen» oder «Schüler:innen» sind bei der Leserschaft des «Tagesspiegels» nicht gut angekommen.
Foto: IMAGO/Bihlmayerfotografie

Die Chefs des «Tagesspiegels» hatten ihrer Redaktion vor rund drei Jahren Richtlinien für eine «geschlechtergerechte Sprache» verpasst. «Viele Menschen fühlen sich heute durch das generische Maskulinum nicht mehr gemeint», hiess es damals. Die Autoren waren in der Folge frei, in den meisten ihrer Texte Sternchen und Doppelpunkt zu verwenden.

Umfragen zeigen Ablehnung

Gendern ist in Deutschland umstritten. Eine Umfrage im Auftrag von «Bild» zeigte im vergangenen Sommer: 52 Prozent lehnen die Gendersprache ab. Nur 18 Prozent sind dafür. 24 Prozent ist das Gendern «egal», während 4 Prozent gar nicht wissen, worum es überhaupt geht. 

Eine Umfrage im Auftrag von «20 Minuten» und Tamedia vom vergangenen Frühling förderte ähnliche Resultate zutage. Demnach sind 76 Prozent der Meinung, die Genderdebatte sei unwichtig. Ein Grossteil – 68 Prozent – lehnt die Verwendung von gendergerechter Sprache sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Arbeitswelt ab. Im privaten Bereich sind sogar 75 Prozent dagegen. (noo)

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