Westliche Sanktionen wirken
Russlands Wirtschaft ist angeschlagen

Stellen sind ein rares Gut, die Investitionen rückläufig: Russland geht das Geld aus. Präsident Wladimir Putin sieht sich mit harten westlichen Sanktionen konfrontiert.
Publiziert: 30.03.2023 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2023 um 11:22 Uhr

Die Zeiten, in denen Wladimir Putin (70) wegen seines Angriffskriegs auf die Ukraine von den hohen Gas- und Erdölpreisen profitierte, sind vorbei. Westliche Sanktionen greifen die heimische Wirtschaft immer hartnäckiger an. Das System gerät zunehmend aus den Fugen.

Die Staatseinnahmen Russlands werden laut dem «Wall Street Journal» (WSJ) immer knapper. Es existiere praktisch kein Wachstum mehr, da niemand mehr seine Gelder in ein russisches Projekt investieren wolle, schreibt die Zeitung. Firmen ziehen ihr Kapital zurück, wichtige Exportgüter, wie Gas und Öl, finden keine Abnehmer mehr. Dadurch steigt die Inflation enorm. Der Rubel hat seit Ende 2022 gegenüber dem US-Dollar über 20 Prozent an Wert verloren.

Die Anzahl erwerbstätiger Personen ist markant gesunken, da junge Menschen an die Front geschickt werden oder aus Angst vor den regelmässigen Mobilisierungen aus dem Land fliehen. Dadurch sinkt die Produktivität. Die Summe dieser Faktoren ergibt ein düsteres Bild.

Die hohen Energiepreise haben Russland im letzten Jahr wichtige Einnahmen gebracht und die Folgen der Sanktionen abgeschwächt.
Foto: Shutterstock
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Soziales Dilemma droht

Eine ehemalige Mitarbeiterin der russischen Zentralbank, die kurz vor der Invasion geflohen ist, glaubt, dass sich die russische Wirtschaft nicht so schnell erholen wird und in eine langfristige Rezession hineinrutscht. Das werde die Regierung aber nicht daran hindern, Krieg führen zu können, erklärt die Russin dem WSJ.

Es stelle sich jedoch immer mehr ein soziales Dilemma ein: Wie bringt man die steigenden Militärausgaben mit den menschlichen Krisen in Einklang? Es könne künftig schwierig werden, das der leidenden Zivilbevölkerung zu erklären. Die kleinen und mittleren Unternehmer können ihre Geschäfte nicht weiterführen und sorgen sich um die Zukunft.

Während der mehr als 20 Jahre seit Putins Machtübernahme profitierten viele Menschen davon, dass die russische Wirtschaft dank der hohen Öl- und Gaspreise kontinuierlich wuchs. Damit ist es jetzt zu Ende.

Putin hat sich verschätzt

Ein Grossteil der trüben Aussichten sind laut WSJ darauf zurückzuführen, dass Putin davon ausging, die russischen Energielieferungen zu nutzen, um die westliche Unterstützung für die Ukraine einzudämmen. Dieser Plan ging nicht auf: Nach einem anfänglichen Anstieg fielen die Gaspreise auf ein drastisch tiefes Niveau.

Es scheint, als ob sich immer mehr eine grosse Abhängigkeit von China herauskristallisiert. Russland hat jetzt zwar einen Weg gefunden, sein Öl nach China und Indien zu verkaufen, dennoch bleibt die Wirtschaft extrem isoliert. (ene)

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