Wird er zum neuen Drachenlord?
Hassattacken gegen Anzeigenhauptmeister nehmen zu

Die Hassattacken auf den deutschen Anzeigenhauptmeister nehmen stetig zu – und erinnern damit an den bekanntesten Mobbing-Fall Deutschlands.
Publiziert: 12.03.2024 um 13:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2024 um 14:41 Uhr
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Fabienne MaagPraktikantin News

Zwei Männer, unterschiedliche Hobbys – aber der gleiche Hass im Netz: Auf den ersten Blick scheinen der selbsternannte deutsche «Anzeigenhauptmeister» Niclas Matthei (18) und der deutsche «Drachenlord» Rainer Winkler (33) nicht viel gemeinsam zu haben. Ihre Verbindung sind Internet-User, die in den Kommentarspalten der beiden mächtig Dampf ablassen. 

Mit seinem Handy, einer orangefarbenen Leuchtweste und einer Falschpark-App bewaffnet, macht der Teenager Jagd auf Falschparker und hält damit die Behörden sowie seine Nachbarschaft in Sachsen (D) ganz schön auf Trab, wie «Spiegel TV» zuerst berichtete. Doch neben üblem Hass im Netz muss er sich auch im realen Leben zunehmender Gewalt stellen. Angeblich soll ihm in der S-Bahn unter Gewaltanwendung sein Handy entrissen worden sein. Wie der «Anzeigenhauptmeister» gegenüber «Express» erzählt, sei der Angriff aber harmlos gewesen. «Die Darstellung, ich sei brutal attackiert und schwer verletzt worden, ist masslos übertrieben.» Trotzdem ergeben sich immer mehr Parallelen zur Geschichte des Bayers Rainer Winkler (33) aus Altschauerberg. Er war Youtuber und bekannt unter dem Namen «Drachenlord». 

Die «Haider»

Täglich war die Polizei in der Provinz Altschauerberg im Bundesland Bayern seinetwegen im Einsatz. Täglich wurde der «Drachenlord» von selbsternannten «Haidern» heimgesucht. Schon alleine der Name der Community zeigte, dass sie sich jeweils schonungslos über den Youtuber lustig gemacht hatten: Mit dem Namen «Haider» nahmen sie den Deutschen auf die Schippe, weil er mit seinem fränkischen Akzent das englische Wort «Hater» lustig aussprach. 

Der selbsternannte «Anzeigenhauptmeister» Niclas Matthei ist momentan wohl der unbeliebteste Deutsche.
Foto: Screenshot Spiegel TV
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2011 eröffnete Rainer Winkler seinen Youtube-Kanal, sprach über Metal-Musik und streamte Videospiele. Er war übergewichtig und vertrat meist radikale Ansichten, bezeichnete den Holocaust als «nice Sache». Kein Wunder also, dass ihm schon kurz nach der Eröffnung seines Accounts die ersten Hass-Kommentare entgegenschlugen. Als 2013 seine Schwester von einem Anrufer bedroht worden war, platzte dem Bayern der Kragen. In einem seiner Videos machte er seinem Frust Dampf, suchte die direkte Konfrontation mit seiner Hass-Community und schrie seine Adresse in die Kamera.

Hass-Demonstration vor der «Drachenschanze»

Die «Haider» liessen sich das nicht zweimal sagen – der Online-Hass schwappte in die kleine bayrische Gemeinde. Menschen kamen täglich zur «Drachenschanze», wie sein Haus in der Community genannt wurde, bewarfen Rainer Winkler mit Eiern oder wurden nicht selten gewalttätig.

Doch der «Drachenlord» liess all diese Angriffe nicht auf sich sitzen, reagierte auf die Kommentare und wehrte sich auch im realen Leben. Sein Strafregister wurde immer länger. 2018 eskalierte die Situation dann völlig: Hunderte von jungen Männern versammelten sich vor dem Haus des «Drachenlords» in einer Hass-Demonstration, um «dem Drachen das Fürchten zu lehren». Die Demonstration wurde durch die Polizei aufgelöst und endete in 300 Platzverweisungen. Wie das «Redaktionsnetzwerk Deutschland» schreibt, hat der «Drachenlord» mittlerweile seinen Rückzug aus den öffentlichen Medien angekündigt. 

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