Skurriler Mohs Safarikar von 1973
Das verrückteste Auto der Welt

Der Mohs Safarikar sollte vor Luxus strotzend auf Grosswildjagd gehen. Dann aber ging er vor allem in die Autogeschichte ein – als eines der abgefahrensten Vehikel, das der Planet je gesehen hat. Nicht die einzige Absurdität im Autowerk von Bruce Mohs.
Publiziert: 15.04.2021 um 15:41 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 09:28 Uhr
Andreas Engel

Man kann Bruce Baldwin Mohs (1933–2015) einiges unterstellen – Ideenlosigkeit nicht. Schon als 14-Jähriger entwirft Mohs 1947 mal den längsten Motorroller der Welt: einen Vier-Meter-Viersitzer, den «King of the Road». Später entwickelt und produziert er in Madison im US-Bundesstaat Wisconsin Wasserflugzeuge, doch auch Abwegigkeiten wie schwimmende Töff-Beiwagen – und sogar Milkshakes.

Dann will Mohs sein Werk mit Autos krönen. Sein Erstling, der Mohs mit dem verschwurbelten Namen Ostentatienne Opera Sedan, soll ein vor Luxus nur so strotzender Wagen der Extraklasse werden: Lang wie eine Cadillac-Limousine, die Haube länger als beim Bugatti Royale. Mohs entwickelt 31 Patente. Besonders skurril: keinerlei Türen! Wer den Ostentatienne betreten will, muss über die überdimensionale Heckklappe das Cockpit entern. Der Verkaufserfolg hält sich in sehr, sehr engen Grenzen: Der Prototyp von 1967 bleibt das einzige Exemplar.

Ein Auto für die Grosswildjagd

Doch Mohs gibt seinen Traum nicht auf: 1973 startet er das neue Projekt Mohs Safarikar. Die Wortkreation aus Safari und Kar zeigt, für was das Vehikel da sein soll: für die damals noch politisch völlig korrekte Grosswildjagd. Nur ganz zu Ende gedacht hat Mohs seine Idee nicht: Wie der Ostentatienne baut der Safarikar auf dem Chassis eines Lastwagens auf – so viel zum Thema luxuriöses Fahrgefühl.

Der Amerikaner Bruce Baldwin Mohs hat in seinem Leben allerhand erfunden – unter anderem entwickelte das Multitalent zwei eigene Autos.
Foto: Daniel Kelleghan/Fox Syndication
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Wirklich im Weg liegt dem Safarikar aber sein Design. Bis heute rätselt die Welt der Autofans mit Schaudern, warum der Erfinder die gesamte Karosserie mit schwarzem Kunstleder überzieht. Auch der völlig masslose Einsatz von Chrom, Edelstahl und Verzierungen wie einer obszön grossen Adlerfigur auf der Haube leuchten bei einem Offroad-Mobil wie dem Safarikar irgendwie nicht recht ein.

Übergewichtige Fehlkonstruktion

Ohnehin ist Klotzen statt Kleckern angesagt: Leichtbau ist Mohs so zuwider wie harmonische Ästhetik. Statt normal öffnender Türen mit Scharnieren konstruiert der Ami eine Art Schubladensystem, das nach aussen aufgezogen den Einstieg freigibt. Zum Schliessen der Türen montiert Mohs – kein Witz – üppige Eisen-Riegel, die wohl ursprünglich bei Scheunentoren ihren Einsatz fanden. Dieser Verschluss wiegt vermutlich Hunderte Kilo extra. Und funktioniert trotzdem nicht, wie ein Testvideo des US-Oldtimerhändlers Hyman Ltd. beweist. Schon in leichten Kurven schwenkt die ganze Konstruktion gerne einfach mal von selbst auf.

Freischwingende Beifahrer

Vielleicht fällt man als Passagier auch ganz gerne raus: Auch drinnen ist alles abgefahren. Im hinteren Bereich wartet auf Fondgäste eine relativ schmale Rücksitzbank, vor der ein grossformatiger Waffenschrank untergebracht ist – damit das Gewehr auf Safari griffbereit ist. Vorne können es sich gleich drei Passagiere nebeneinander unbequem machen: Die zwei Beifahrersitze sind nicht fest mit der Karosserie verbunden, sondern wie an einem Kettenkarussell frei schwingend darüber befestigt – vor Kurvenfahrten empfiehlt sich strenge Diät.

Das Cockpit als solches hat Mohs dafür fast im Laster-Originalzustand gelassen – aber ein Motorola-Funkgerät zur Verständigung in der Savanne oder für Anrufe beim Therapeuten, wenn der Blick auf das Styling fällt, ist immerhin mit drin.

90'000 Dollar sind zu wenig

Der Antrieb, ein 6,4 Liter grosser V8-Motor mit 180 PS und Dreigang-Automat, blieb vom Erfinder unangetastet. Aber warum einfach, wenn es auch anders geht: Um die gigantische Haube zu öffnen, muss mit einem einen Meter langen Stab durch den Kühlergrill hindurch nach der Entriegelung gestochert werden – als lustiges Suchspiel für die Millionäre der Welt. Auch, warum statt des Heck- kein Allradantrieb – ein auf Safari nützliches Feature – angedacht wurde? Weiss nur Mohs. Über das Design wollen wir jetzt nicht auch noch gross herziehen – man möge selbst urteilen (mehr zum Thema hier: die hässlichsten Autos der Welt).

Die letzte Ehre erweist dem 2015 verstorbenen Mohs kürzlich ein Bieter auf der US-Auktionsplattform «Bringatrailer»: Stolze 90'000 Dollar ist das Höchstgebot, das für den Mohs Safarikar eingeht – leider unterhalb des Mindestpreises. Eines muss man dem schrägen Erfinder Bruce Baldwin Mohs aber so oder so lassen: Wer kann schon von sich behaupten, in seinem Leben gleich zwei eigene Autos konstruiert zu haben? Wenn es auch nicht besonders schöne Autos sind.

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