Was fährt eigentlich... Boris Becker?
Boris Becker und seine Boliden

Auf dem Tennisplatz erreichte Boris Becker Legendenstatus, daneben machte der Deutsche immer wieder mit Geldproblemen und gescheiterten Beziehungen Schlagzeilen. Seiner Liebe zu schönen und teuren Autos tat dies keinen Abbruch.
Publiziert: 02.04.2022 um 05:19 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2022 um 10:44 Uhr
Andreas Engel

Einst war er der Strahlemann der Tennisszene: Boris Becker (55), 49-facher Turniersieger, darunter sechs Grand-Slam-Triumphe, drei davon auf dem «heiligen Rasen» von Wimbledon (GB). In London gelang Becker 1985, was nach ihm keiner mehr schaffte: Mit gerade einmal 17 Jahren gewann er gegen den US-Amerikaner Kevin Curren (heute 62) seinen ersten Grand-Slam-Titel – als erster ungesetzter Spieler, als erster Deutscher, als jüngster Sieger in Wimbledon aller Zeiten. Von einem Tag auf den anderen wurde der damals unbekannte Junge aus Leimen (D) weltbekannt – und es sollte der Auftakt einer Tennis-Weltkarriere werden.

Doch nach unzähligen Höhen als Sportler musste Becker im Anschluss an seine Tennis-Karriere immer wieder private Tiefschläge hinnehmen. Bekannt ist die Affäre mit Angela Ermakova (54). Nach einem Techtelmechtel in einer Besenkammer im Londoner Nobelrestaurant Nobu kam im März 2000 Beckers uneheliche Tochter Anna (22) zur Welt. Es folgten längere und kürzere Beziehungen mit Musikerinnen und Models, pompöse Heiraten, bittere Scheidungen, Verurteilungen wegen Steuerhinterziehung, Insolvenzverfahren, Gerichtsprozess, Verurteilung. Und nun die vorzeitige Entlassung nach seiner Haftstrafe.

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Erst Mercedes, dann Porsche

Was Lebemann Boris Becker seit Beginn seiner Karriere begleitete, war der Hang zu schönen und teuren Autos. «Bobele», wie Freunde und Fans zu sagen pflegten, gönnte sich bereits 1985 ein Auto, von dem damals jeder Petrolhead träumte: ein schwarzer, tiefer gelegter Mercedes 190 E 2.3-16 mit Coupé-Grill und Riesen-Stern im Kühler. Der 2,3-Liter-Vierzylinder leistete für damalige Verhältnisse irre 185 PS und liess die Limousine 230 km/h schnell werden. «Der 190er war mein erstes Auto. Selbst ausgesucht, selbst bezahlt, den habe ich geliebt», sagte Becker einst zu «Autobild».

Boris mit seiner typischen Geste: die Becker-Faust. Der 49-fache Turniersieger konnte in seiner Tennis-Karriere insgesamt sechs Grand-Slam-Triumphe feiern – drei davon auf dem «heiligen Rasen» von Wimbledon.
Foto: Popperfoto via Getty Images
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Nur zwei Jahre später soll sich das Tennis-Ass den rund 420'000 D-Mark teuren Porsche 959 gegönnt haben, der mit 450 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h damals Massstäbe unter den Supersportwagen setzte. Auch Microsoft-Milliardär Bill Gates (66) ist stolzer Besitzer eines Porsche 959.

Becker besass sogar Autohäuser

Doch etwa zur selben Zeit entstanden auch Aufnahmen des bubenhaft wirkenden Boris im Ford Escort XR3i Cabrio. Das Auto kam später sogar als Sondermodell BB auf den Markt – Boris Becker höchstpersönlich stellte es 1989 an der Frankfurter IAA vor. Trotz dieses Engagements als Ford-Markenbotschafter schlug sein Herz für eine Marke besonders schnell: Mercedes. Schon nach dem Wimbledon-Sieg im Sommer 1985 jubelte Becker Seite an Seite mit seinem damaligen Trainer Günther Bosch (85) aus einer offenen G-Klasse den Fans in seiner Heimatstadt Leimen zu.

Jahrelang war Becker Markenbotschafter für den Stuttgarter Autobauer (wie heute noch Tennis-Ikone Roger Federer, 40), drehte zusammen mit dem finnischen Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen (53) Werbespots für die Sternen-Marke und war 23 Jahre lang Besitzer von drei Mercedes-Autohäusern im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.

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Beckers Millionen-Crash

Doch nicht nur Neuwagen interessierten Becker früh, sondern auch schnelle und teure Oldtimer. Das ging nicht immer gut: Bei einer Werbeveranstaltung auf einer Mercedes-Teststrecke 1996 schrammte der Tennisspieler einen historischen Mercedes SLR 300 aus den 1950er-Jahren. Die Insassen beider Autos kamen mit dem Schrecken davon – wie auch Beckers damalige Ehefrau Barbara (55) und der mittlerweile zurückgetretene Mercedes-Boss Dieter Zetsche (68), die sofort zur Unfallstelle eilten. Doch der Schaden war immens: rund eine Million D-Mark.

Trotz dieses Fauxpas war Becker von den edlen Oldies angetan: Immer wieder nahm er an Oldtimer-Rallyes mit Traumautos wie dem millionenteuren Mercedes 300 SL Flügeltürer teil. Nach seiner Hochzeit mit Lilly (45) 2009 in St. Moritz GR fuhr Becker seine neue Ehefrau in einem historischen Mercedes-Cabrio aus – zuvor waren die beiden zur Trauung in einer edlen Maybach-Limousine vorgefahren.

Hoch geflogen, tief gefallen

Doch auch bei Neuwagen konnte für Becker nur das Beste gerade gut genug sein: Immer wieder wurde er in Mercedes-Superboliden wie SLR McLaren (626 PS, ab ca. 225'000 Franken) oder SLS AMG gesichtet – zur Bambi-Verleihung 2015 in Berlin gar in einem knallgelben, voll elektrischen SLS AMG Electric Drive. Der auf neun Exemplare limitierte, 750 PS leistende Stromer-Bolide kostete neu damals rund 420'000 Franken. Zu dieser Zeit konnte sich Becker solch teure Spielzeuge leisten: Damals war er noch als Chefcoach von Tennis-Ass Novak Djokovic (34) angestellt (Lesen Sie hier: Der laute Djoker ist auf der Strasse ganz leise).

Aktuell sieht die Realität anders aus: Ende März hatte in London der Strafprozess gegen die ehemalige Weltnummer 1 begonnen. Konkret wurde Boris Becker vorgeworfen, Trophäen von Wimbledon und den Australian Open und mehrere Liegenschaften nicht angegeben sowie Geld an seine Ex-Frauen Barbara und Lilly überwiesen zu haben. All das soll er gemacht haben, nachdem er für zahlungsunfähig erklärt wurde. Die Geschworenen haben den Ex-Tennisstar nun in mehreren Anklagepunkten für schuldig befunden – es drohen ihm bis zu sieben Jahre Haft. An Luxusschlitten ist für Autoliebhaber Becker vorerst nicht gross zu denken.

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