Blade-Batterie von BYD
Das kann der Wunderakku aus China

Während die deutschen Autobauer um sichere Akku-Lieferketten ringen, nimmt der chinesische Autobauer BYD mit seinen Blade-Batterien die gesamte Wertschöpfungskette in die eigene Hand. Wir waren in der Fabrik und konnten die Geheimnisse der Wunderakkus entschlüsseln.
Publiziert: 29.07.2023 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2024 um 10:32 Uhr
Wolfgang Gomoll

Wenn es um die Produktion von Elektroautos geht, rückt die Batterie zunehmend in den Fokus. Ohne leistungsfähige Akkus und eine stabile Versorgung mit den Energiespeichern ist jede noch so ausgeklügelte Autobauer-Strategie unweigerlich zum Scheitern verurteilt. Um der Akku-Angst entgegenzuwirken, wiederholen die Top-Manager der deutschen Autobauer fast schon gebetsmühlenartig, wie sicher die Verträge mit den Akkuherstellern sind und versuchen um fast jeden Preis, eigene Batteriefabriken aus dem Boden zu stampfen.

Doch eine zuverlässige Versorgung mit dem teuersten und wichtigsten Teil eines Elektroautos ist nur dann gewährleistet, wenn man die Zügel der Batterieherstellung selbst in der Hand hält und sich nicht auf andere verlassen muss. Der chinesische Autobauer BYD setzt dieses Konzept seit über 20 Jahren um. Zunächst mit Lithium-Ionen-Batterien und seit 2020 mit Lithium-Eisenphosphat-Akkus, deren Zellen die Form einer Klinge haben. Daher der Name «Blade Battery».

Acht Schritte für den Bau nötig

In der Nähe der chinesischen Stadt Bishan, westlich der 30-Millionen-Metropole Chongqing, produziert BYD in einer 20-Gigawatt-Fabrik die Blade-Batterien auf acht Linien. Eine zweite Fertigung mit 15 Gigawattstunden Kapazität ist bereits fertiggestellt. Auch wenn die Produktion der Zellen weitgehend automatisiert abläuft, arbeiten auf dem rund sechs Quadratkilometer grossen Gelände etwa 17'000 Angestellte.

BYD ist auf dem Sprung: In China hat der chinesische Autobauer VW schon überholt – jetzt will er auch in Europa Marktanteile gewinnen.
Foto: Zvg
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Wer ist BYD?

Build Your Dreams (BYD) – sozusagen vom Tellerwäscher zum Millionär: Der chinesische Konzern startete 1995 als Bastelbude für wiederaufladbare Batterien – heute ist er der weltweit zweitgrösste Batterieproduzent hinter CATL. Zusätzlich zur Autobranche ist er auch in den Bereichen Elektronik, neue Energien und Eisenbahnen tätig. Im vergangenen Jahr hat BYD Tesla als weltweit führenden Elektroautobauer abgelöst. Auf dem Heimmarkt China hat die Marke längst Volkswagen abgehängt.

Die Fertigung von Verbrennungsmotoren hat BYD im März 2022 schon eingestellt und setzt nur noch auf E-Autos mit der hauseigenen sogenannten Blade-Batterie, die ohne giftiges Kobalt auskommt und 15 Prozent weniger Gewicht und 20 Prozent weniger Volumen als vergleichbare Akkus aufweist. Rund 70'000 Ingenieure arbeiten derzeit für BYD.

Build Your Dreams (BYD) – sozusagen vom Tellerwäscher zum Millionär: Der chinesische Konzern startete 1995 als Bastelbude für wiederaufladbare Batterien – heute ist er der weltweit zweitgrösste Batterieproduzent hinter CATL. Zusätzlich zur Autobranche ist er auch in den Bereichen Elektronik, neue Energien und Eisenbahnen tätig. Im vergangenen Jahr hat BYD Tesla als weltweit führenden Elektroautobauer abgelöst. Auf dem Heimmarkt China hat die Marke längst Volkswagen abgehängt.

Die Fertigung von Verbrennungsmotoren hat BYD im März 2022 schon eingestellt und setzt nur noch auf E-Autos mit der hauseigenen sogenannten Blade-Batterie, die ohne giftiges Kobalt auskommt und 15 Prozent weniger Gewicht und 20 Prozent weniger Volumen als vergleichbare Akkus aufweist. Rund 70'000 Ingenieure arbeiten derzeit für BYD.

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Die Produktion der Blade-Batterien läuft in acht Schritten ab: mischen, beschichten, pressen, laminieren, montieren, trocknen, Einspritzen des Elektrolyts und den Funktionstests der Zelle. Bei der Beschichtung wird die Rohstoffpaste auf die Kupfer- und Aluminiumfolie aufgetragen, wobei ganz entscheidend ist, dass die Beschichtung hochpräzise abläuft. Jede Zelle hat 155 Schichten: 39 Anoden-, 38 Kathoden- und 78 Isolierfolien.

9000 Zellen pro Tag

Nach der Beschichtung erhitzt man das Rohmaterial, damit sich dieses ausdehnt. Hierbei muss man das Kathodenblech zweimal walzen, die Anode lediglich einmal. Danach wickelt man die Schichten wieder auf und laminiert sie zusammen. In einem 70 Meter langen Ofen trocknen die Zellen und werden noch per Vakuum von Staub gesäubert. Die eigentliche Produktion dauert zwei, jede Zelle braucht aber 14 Tage für den Werksdurchlauf: Den Rest der Zeit wird sie noch getestet. Aktuell sind pro Tag 9000 Zellen möglich, in der Fabrik arbeitet man an sechs Tagen pro Woche in zwei Schichten.

Und was macht die Blade-Zellen zum Wunderakku? Im Vergleich zu anderen sind sie günstiger und nachhaltiger. BYD verspricht, dass nach 1,2 Millionen Kilometern die Batterien immer noch 90 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität haben sollen. Das Laden geht flott vonstatten: Die Zellen sind in rund 20 Minuten zu 70 Prozent gefüllt. Weiterer Vorteil ist ihre hohe Stabilität und Sicherheit. Die BYD-Klingenzellen überstehen sogar den Nageltest, bei dem man einen grossen Nagel quer durch die Akkus treibt. Herkömmliche Energiespeicher gehen mit einem lauten Knall in Flammen auf.

Schlaue Batterie – sogar für die Konkurrenz

Die Klingenzellen helfen auch, möglichst viel Energie auf geringem Raum speichern zu können. Beim Tesla-Model-3-Konkurrenten BYD Seal sind in der 82,5-kWh-Batterie 172 solcher Blade-Zellen verbaut, womit eine der Klingen eine Kapazität von 0,48 Kilowattstunden hat. Eine einzelne Zelle wiegt inklusive Elektrolyt 2,6 Kilogramm, die Batterie kommt auf insgesamt 560 Kilogramm.

Die Blade-Batterien entwickeln sich für BYD zum Verkaufsschlager. Auch China-Konkurrent Great Wall Motor, Toyota und sogar Tesla setzen auf die Klingen-Akkus. Die ersten Modelle des US-Autobauers mit Blade Batterien rollen in Berlin-Grünheide (D) bereits vom Band.

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