Alte Software, neue Software
Darum müssen alle VW Golf VIII in die Werkstatt

Schon beim Start 2019 funktionierte nicht alles wie gewünscht: Volkswagen will deshalb bei allen Exemplaren des VW Golf VIII neue Software aufspielen. Danach können die Autos sogar mehr als vorher.
Publiziert: 20.12.2021 um 16:15 Uhr
Andreas Faust

Langsames Aufstarten, hakelnde Assistenzsysteme, unnötige Notbremsungen: Schon beim Start der aktuellen achten Generation des VW Golf liefs nicht rund. Bis heute klagen Fahrer zum Beispiel über das Infotainmentsystem. Auch bei den Blick-Autoredaktoren blieb der Zentralbildschirm teils schon tagelang dunkel. Nach einigen Neustarts lief er dann plötzlich wieder, als wäre nichts gewesen. Und das nicht nur bei aktuellen VW-Modellen, sondern auch z.B. bei den Schwestermarken Seat und Skoda, die eine ähnliche Software-Architektur nutzen.

Volkswagen zieht deshalb jetzt die Konsequenzen und ruft alle aktuellen Golf der Generation acht in die Werkstätten für ein freiwilliges Update. Europaweit sollen es rund 150'000 Fahrzeuge sein, meldet das Branchenblatt Auto, Motor und Sport. Wichtig: Das Software-Problem ist nicht sicherheitsrelevant. Die Fahrer «könnten ihr Auto noch Jahre ganz normal nutzen», so Christian Frey vom Schweizer VW-Importeur Amag: «Es handelt sich um keinen zwangsweisen Rückruf.»

Los gehts im ersten Quartal 2022

Die Amag werde laut Frey im ersten Quartal 2022 alle Fahrerinnen der betroffenen Fahrzeuge anschreiben. Das Software-Update könne dann beim normalen Service erfolgen. Wer nicht reagiere, werde in einem zweiten Schritt abermals zum Update aufgefordert. Beim Update werden ungenutzte Schnittstellen im System, die rund 20 Prozent der Rechenleistung beanspruchen, stillgelegt. Dadurch soll die Software flüssiger und stabiler laufen und vor allem schneller aufstarten.

Der Golf ist seit 1974 für Volkswagen das, was früher der Käfer war: Volumenmodell, Bestseller und sogar Begründer eines eigenen Segments, der Golf-Klasse.
Foto: werk
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Für das Update müssen die Autos aber zwingend in die Werkstatt. Im Gegensatz zu neuen VW-Stromern wie ID.3 oder ID.4 kann im Golf noch nicht per Mobilfunknetz «over the air» neue Software aufgespielt werden. VW wird im Laufe des Jahres 2022 in neu produzierten VW Golf auch bei der Hardware nachbessern und einen neuen Zentralrechner mit 25 Prozent mehr Rechenleistung und dreimal leistungsfähigerer Grafikkarte einsetzen. Diese Autos erhalten die neue Software ab Werk.

Neue Funktionen inbegriffen

Das Update hilft aber nicht nur bei der Systemstabilität, sondern bringt auch neue Funktionen wie ein schnelleres Navi. Künftig lässt sich im Golf auch per Zuruf «Hallo Volkswagen» eine verbesserte Sprachsteuerung für Navi, Infotainment, Telefon und Klimaanlage starten. Und nähert man sich mit dem Finger dem Touchscreen, werden die berührungsempfindlichen Tasten zum Beispiel für die Lautstärke kurz stillgelegt. Dass die beim Touch auf den Screen ebenfalls reagierten, hatte wohl auch einige Golf-Fahrer genervt.

Künftig soll beim VW-Konzern die Software besonders im Fokus stehen. Vor allem Tesla mit seinen alles integrierenden Zentralrechnern setzt etablierte Hersteller unter Druck, die noch immer 100 bis 150 verschiedene Steuergeräte in ihre Autos einbauen. Dazu hat Volkswagen eine eigene Software-Sparte namens Cariad gegründet, in die jährlich rund 2,6 Mrd. Franken an Investitionen fliessen sollen.

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