SonntagsBlick-Dauertest Seat Leon ST: Zwischenstopp nach 5000 km
So schön erwachsen

Früher war Seats Leon eine Art VW Golf in jugendlich-wild. Im SonntagsBlick-Dauertest trumpft er als Kombi jetzt mit ganz neuen Qualitäten auf. Als wäre er der Pubertät entschlüpft.
Publiziert: 21.11.2021 um 10:54 Uhr
Andreas Faust

Dieser Seat ist fast ein Exot in der SonntagsBlick-Testwagengarage. Früher waren solche kompakten Kombis wie der Leon ST die Lieblinge bei fast allen Marken. Geräumig, praktisch, komfortabel, aber trotzdem noch für die meisten zahlbar. Doch seit die Autoindustrie und viele ihrer Kunden auf Hochbeiniges und Elektrifiziertes stehen, sitzen auch wir meist in SUV oder Stromern.

So häufig, dass wir fast vergessen haben, wie das Einsteigen geht – ups, so tief gehts da hinunter in den Seat? Trotzdem sitzen wir gerne in unserem Dauertester – je länger, je lieber. Weil man für den Autobahntrip keine Ladestrategien austüfteln muss. Weil man wie früher fühlt, was das Auto anstellt. Und weil es trotz des flachen Formats massig Platz gibt. Früher war Seat die wilde spanische VW-Schwester – immer einen Tick härter, lauter und schwärzer im Interieur. Doch seitdem die Sporttochter Cupra diese Rolle hat, spielen Leon und Co. die lässigen Familienfreunde.

Konzerntechnik, hübsch verpackt

Klar, darunter steckt auch bei unserem Dauertester die Konzerntechnik à la VW Golf. Aber sie ist hübscher verpackt. «Hola! FR» heisst die Top-Ausstattung und nach «Hallo, hier komme ich» schaut der Seat auch aus – auch wenn er von hinten etwas schmalbrüstiger als die Vorgänger wirkt. Drinnen bleibts fröhlich schwarz, aber nicht ganz so jugendlich-drängend wie früher. Bunter Tupfer: der Infotainment-Monitor, auf dem zwar Konzernsoftware läuft, aber mit Seat-typischer Oberfläche. Warum er mal dunkel bleibt und nach dem nächsten Start wieder tadellos geht? Geheimnis der Software.

Ganz schön erwachsen: Früher waren kompakte Kombis wie der Leon ST die Lieblinge fast aller Marken. Geräumig, praktisch, komfortabel, aber trotzdem für die meisten zahlbar.
Foto: Martin A. Bartholdi
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Seat Leon ST 1.5 eTSI «Hola! FR» – 5000 km

Antrieb: 1.5-R4-Turbobenziner (Mildhybrid), 150 PS (110 kW), 250 Nm@1400–4000/min, 7-Stufen-Doppelkupplungs-Automat, 48-Volt-Starter-Generator, Frontantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 8,7 s, Spitze 218 km/h
Masse: L/B/H 4,64/1,80/1,45 m, Gewicht 1410 kg, Laderaum 620–1600 l
Umwelt: Verbrauch WLTP/Test 6,8/6,14 l/100 km, 155/139 g/km CO2, Energie C
Preise: Leon ST 1.5 eTSI «Style» ab 34'600 Fr., Testwagen «Hola FR» plus Optionen (u.a. Ledersitze, Assistenzpaket, elektrische Heckklappe) 44'847 Fr., Leon ST Basismodell (130 PS, 2WD, «Style») ab 30'700 Fr.

Antrieb: 1.5-R4-Turbobenziner (Mildhybrid), 150 PS (110 kW), 250 Nm@1400–4000/min, 7-Stufen-Doppelkupplungs-Automat, 48-Volt-Starter-Generator, Frontantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 8,7 s, Spitze 218 km/h
Masse: L/B/H 4,64/1,80/1,45 m, Gewicht 1410 kg, Laderaum 620–1600 l
Umwelt: Verbrauch WLTP/Test 6,8/6,14 l/100 km, 155/139 g/km CO2, Energie C
Preise: Leon ST 1.5 eTSI «Style» ab 34'600 Fr., Testwagen «Hola FR» plus Optionen (u.a. Ledersitze, Assistenzpaket, elektrische Heckklappe) 44'847 Fr., Leon ST Basismodell (130 PS, 2WD, «Style») ab 30'700 Fr.

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Und der einzige Aussetzer, den er sich auf den ersten 5000 Kilometern leistet. Grösstes Lob gibts fürs Langstreckentalent. Auch nach einem 800-Kilometer-Ritt steigt man entspannt aus, weil der Leon viel mehr auf Komfort gebürstet ist als früher. Leichtgängige Lenkung, geschmeidiges Fahrwerk auch bei voller Beladung, extrem bequeme Sitze – da zahlt es sich aus, dass Seat jetzt weniger auf Sport macht und fünf Zentimeter mehr Radstand gegenüber dem Vorgänger spendiert hat.

Leicht hybrid, aber schwer sparsam

Grösste Überraschung ist aber der Antrieb: kein Plug-in-Hybrid, sondern nur ein leicht hybridisierter Benziner. Aber mit allem, was Stand der Technik ist. Ein kleiner E-Motor als Starter-Generator mit 48 Volt Spannung schiebt beim Anfahren an und gewinnt Energie beim Bremsen zurück. Und wird beim Dahinrollen in der Ebene weniger Leistung gebraucht, gehen zwei Zylinder des 1,5-Liters in die Pause, bis sie wieder gebraucht werden.

Manchmal stellt der Leon sogar ganz ab und schaltet das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe in den Leerlauf, um im Gefälle oder beim Heranrollen an ein Tempolimit den Schwung mitzunehmen. Bis man ihn per Gaspedaltritt wieder anwirft. Hört man nicht, sieht man nur im digitalen Kombiinstrument, aber fühlt man im Portemonnaie: Trotz Autobahnetappen in Deutschland – die man mit 6,5 l/100 km Schnitt auch sehr sparsam fährt – blieben wir bisher fast sieben Deziliter unter dem Werksverbrauch.

Ganz ehrlich: Mit den Sport-Seats von einst hätten wir das nie geschafft.

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