Datenschutz
Wie sicher sind unsere modernen Autos?

Infotainmentsysteme und Internet in modernen Autos führen vermehrt dazu, dass unsere Privatsphäre verletzt wird. Was kann man dagegen tun?
Publiziert: 10.04.2024 um 13:23 Uhr
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Denis FriedPraktikant Auto & Mobilität

Bezüglich Cybersecurity und Datenschutz wird immer wieder gepredigt und aufgeklärt. In einer vernetzten Welt haben wir solche Massnahmen auch bitter nötig. Doch wenn Worte zu Datensicherheit fallen, wird meist vom Handy, dem heimischen Rechner oder grossen Servern gesprochen – Autos werden oft nicht erwähnt.

Durch modernere Infotainmentsysteme, die teils schon mit ChatGPT ausgestattet werden, haben auch immer mehr Fahrzeuge Zugang zum Internet. Was wiederum für viele Tür und Tor öffnet, um auf unsere Nutzerdaten zuzugreifen.

Der Nachrichtensender CNBC spricht eben diesen vergessenen Aspekt der Cybersecurity an. «Personenwagen sind die schlechtesten Produkte, wenn es um den Datenschutz der Konsumenten geht», heisst es dort. Sie sammeln durchgehend Informationen, die sich nicht nur auf die Fahrgewohnheiten reduzieren lassen. Unter anderem werden auch persönliche Informationen, wie die Ortungsdaten von Navisystemen, aufgezeichnet. Welchen Einfluss diese Sammelwut auf die Nutzenden hat, kann bereits in den USA gesehen werden.

Mit modernem Infotainment und Internetzugang wird auch bei Autos der Datenschutz ein immer grösseres Thema.
Foto: ŠKODA
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Der «American Way»

Sobald man dort sein Auto startet und losfährt, werden Daten automatisch aufgezeichnet. Vieles kann dabei eigentlich auch selbst deaktiviert werden. Es ist nur oft schwierig, diese Optionen zu finden. Denn meist verstecken sich diese «Opt-out»-Funktionen in unzähligen Untermenüs und die Fahrer werden damit gar nicht erst konfrontiert.

Das beste Beispiel dafür, was mit den gesammelten Daten passieren kann, findet sich denn auch in den USA. In einer Recherche der «New York Times» wurde festgestellt, dass Autohersteller die Nutzungsdaten ihrer Fahrzeuge an sogenannte Data-Broker verkaufen. Diese Firmen lesen die Daten aus und stellen sie beispielsweise Versicherungen zur Verfügung.

So kann für Fahrende, die oft beschleunigen, stark bremsen oder häufig über dem Geschwindigkeitslimit unterwegs sind, eine höhere Versicherungsrate fällig werden. Ein betroffener Fahrer stellte der «New York Times» einen solchen Report, den ein Data Broker über sein Fahrverhalten erstellte, zur Verfügung – über 130 Seiten Aufzeichnungen zu jeder einzelnen Fahrt, die er während sechs Monaten unternahm. Einem anderen Fahrer wurde aufgrund seines Reports von sieben Unternehmen die Versicherung verweigert!

Ein anderes Beispiel: Tesla nutzt die Situation aus, um ihren Kunden eine billigere Versicherung anzubieten. Durch die Überwachung des Fahrverhaltens sieht die Firma, wie sicher ein Auto gefahren wird, und kann dann die Versicherungskosten entsprechend senken – Eingriff in die Privatsphäre inklusive.

Aus für zwei Porsche-Modelle

In Europa wird derweil auf neue Regulierungen gesetzt, um gegen mögliche Datenlecks vorzugehen. Die Einführung eines neuen Gesetzesartikels führt gleichzeitig dazu, dass gewisse Modelle, die nicht den gängigen Sicherheitsstandards entsprechen, aus dem Verkauf genommen werden.

Prominentestes Beispiel dafür ist Porsches 718er-Reihe. Der Boxster und Cayman dürfen wegen ihrer veralteten Elektronik ab dem 1. Juli 2024 nicht mehr verkauft werden. Deshalb reagierte Porsche und nahm sie aus dem Programm – davon ausgenommen sind die RS-Modelle, die in Kleinserie erscheinen. Die beiden Verbrenner-Modelle werden somit frühzeitig in Rente geschickt, noch ehe ein elektrischer Nachfolger auf dem Markt ist – zumindest in Europa, wo das Gesetz gilt. In Amerika kann man die Sportwagen freilich weiterhin bestellen.

Der besagte Gesetzesartikel R155 der Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) regelt die Zulassung von Autos bezüglich deren Sicherheit gegenüber Cyberattacken. Durch einen erhöhten Sicherheitsstandard will man so verhindern, dass beispielsweise manipulative Software in Autos installiert und so Daten ausgelesen werden. Eine perfekte Lösung für den Endnutzer ist dies allerdings nicht. Denn die bereits erwähnte Situation in Amerika beruht auf dem «freiwilligen» Teilen der Nutzungsdaten.

Keine einfache Lösung

Was kann man als einfacher Autofahrer tun? Um seine eigenen Daten zu schützen, gibts keinen einfachen Weg. Deshalb ist es umso wichtiger, sich selbst über den Datenschutz zu informieren. Wir raten, die Geschäftsbedingungen der Autohersteller gründlich zu lesen.

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