Erste Fahrt im noch getarnten Astra für 2022
So will Opel dem Golf davonfahren

Opel geht im Grosskonzern unter – das befürchtete mancher nach der Gründung der neuen Mutter Stellantis. Eine Runde im Prototypen des kommenden Astra zeigt aber: Opels Ingenieure dürfen mehr wagen als je zuvor.
Publiziert: 20.06.2021 um 16:00 Uhr
Wolfgang Gomoll

Opel und Kompaktwagen – das ist eine lange Geschichte. Schon 1936 brachte der Rüsselsheimer Autobauer den ersten Kadett auf den Markt, viele weitere folgten. Warum aber 1991 aus dem traditionsreichen Namen Kadett der Opel Astra werden musste, bleibt bis heute ein Rätsel. Auch mit neuem Namen schaffte es Opels Bestseller nie am VW Golf als Platzhirsch der Kompaktklasse vorbei. Also neuer Versuch: Im kommenden Jahr soll die sechste Astra-Generation an den Start gehen.

Erste Details des Hoffnungsträgers hat Opel schon unverhüllt gezeigt. Die neue Front namens Vizor à la Töffhelm-Visier zum Beispiel, in der LED-Scheinwerfer mit je 84 Einzel-LEDs stecken und hinter der sich Radarsensorik und wohl auch eine Infrarot-Kamera für bessere Nachtsicht verbergen werden. Spannend wird der Innenraum mit einem komplett neuen Ambiente ohne Tasten, aber mit Breitwand-Monitoren. «Wir wollen mit diesem Auto alte Zöpfe abschneiden», sagt Chassis-Experte Andreas Holl, der schon an einigen Opel-Baureihen mitgewirkt hat.

Dieser Astra ist noch ein 80-Prozenter

Zu sehen ist davon freilich noch nichts. Über sechs Monate vor dem Marktstart wird noch an Details gefeilt und ist das Kompaktmodell noch nicht einmal enthüllt. Nur 80 Prozent der Prototypen sind schon auf Serienstand. Gelb gezackte Tarnfolie verhüllt die Karosserie, Lappen und Klebeband verdecken das neue Cockpit. Holl gibt schon zu: Die Proportionen bleiben so. Die Länge des neuen Astra bleibt mit 4,37 Metern fast identisch, aber er steht neu fünf Zentimeter breiter auf der Strasse und wird 15 Millimeter niedriger. Das rückt die Sitzposition um einen Zentimeter näher zum Asphalt.

Warum aus dem traditionsreichen Kadett der Opel Astra werden musste, bleibt ein Rätsel. Auch mit neuem Namen schaffte es Opels Bestseller nie am VW Golf vorbei.
Foto: Zvg
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Besonders stolz sind sie bei Opel auf den 422-Liter-Kofferraum – grösser als beim VW Golf. Nachdem der aktuelle Corsa wegen der Opel-Übernahme durch den damaligen PSA-Konzern hektisch umkonstruiert werden musste, genossen die Entwickler beim Astra alle Freiheiten. «Wir konnten umsetzen, was wir wollten», sagt Holl. Der Einfluss der deutschen Ingenieure wird im Konzern offenbar grösser.

Zwei Plug-in-Hybride, nur noch ein Diesel

Jetzt gehts ans Fahren. Wir sitzen im schwächeren der beiden Plug-in-Hybride zum Nachladen an der Steckdose, bei dem ein Turbobenziner und ein 110 PS starker Elektromotor zusammenspannen. Diese Kombination gibts schon im Opel Grandland mit 225 PS – diese hier dürfte geschätzt bei rund 180 PS Systemleistung landen. Zusätzlich kommen zwei Benziner mit 110 PS oder 130 PS und nur noch ein Turbodiesel mit ebenfalls 130 PS. Manuelles Getriebe und optionale Achtstufen-Automatik liefern die Regale von Mutterkonzern Stellantis.

Der Hybrid setzt sich lautlos in Bewegung. Selbst wenn der Benziner mit einsteigt, bleibt die Geräuschkulisse niedrig. Trotz des Zusatzgewichts von E-Motor und der 12,4 Kilowattstunden (kWh) fassenden Batterie macht das neue Fahrwerk des Opels einen deutlich geschmeidigeren Eindruck als beim Vorgänger. Auch der Abrollkomfort der Leichtlaufreifen, die ein Gramm CO2 je Kilometer einsparen, passt. Kein nerviges Nachwippen, aber bei Lenkung und Wankneigung wollen Holl und sein Team noch nacharbeiten. Eben, dieser Astra ist erst auf 80-prozentigem Stand. Noch bleibt genug Zeit. Marktstart ist ja erst im Januar 2022.

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