Fette Gewinne, Konkurrenz ausgebremst
Das Erfolgsgeheimnis von Tesla

Während die ganze Autoindustrie über die hohe Inflation und Konjunktursorgen jammert, freut sich Tesla-Chef Elon Musk über fette Gewinne. Was macht er besser als die Konkurrenz?
Publiziert: 21.10.2022 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2022 um 11:20 Uhr
Raoul Schwinnen

Das muss die ganze Autoindustrie neidisch machen: Elon Musk schreibt gegenwärtig fette Gewinne. Alleine im letzten Quartal betrug die Gewinnmarge bei den 343'830 verkauften Tesla-Fahrzeugen satte 17,2 Prozent. Musk erreicht damit Porsche-Niveau.

Bemerkenswert dabei: 95 Prozent der verkauften Tesla-Fahrzeuge in den letzten drei Monaten waren nur Model 3 oder Model Y. Im Prinzip schafft Tesla den wirtschaftlichen Erfolg also lediglich mit einer Modellreihe und zwei Karosserievarianten. Im Gegensatz zur Konkurrenz mit ihrer grossen Modell- und Antriebsvielfalt setzt Elon Musk auf eine schlanke und kostengünstige Struktur.

Tesla hat überall die Nase vorn

Und während die europäischen Autobauer erst langsam in die Gänge kommen und ihre Elektroauto-Produktionen in den letzten zehn Monaten sukzessive hochfahren, wird Tesla bis Ende 2022 über 1,3 Millionen Elektroautos verkauft haben. Und hat damit in allen wichtigen Bereichen die Nase vorn.

Momentan reitet Elon Musk mit Tesla auf einer Erfolgswelle. Da darf man sich auch mal Gedanken über einen schwimmenden Elektro-Truck machen.
Foto: Bildmontage Blick
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Genug Strom für deutsche Tesla-Fabrik

Vor einer möglichen Energiekrise in Europa habe Tesla mit seiner Autofabrik in Grünheide bei Berlin keine Angst, sagt Finanzchef Zach Kirkhorn. «Das ist nichts, worüber wir uns grosse Sorgen machen». Im Gegenteil: Tesla will die Produktion in seinen Werken möglichst schnell weiter erhöhen. Logistik und Engpässe in den Lieferketten blieben zwar «unmittelbare Herausforderungen», gibt er zu, doch die Lage bessere sich.

Tesla hat die Versorgungsengpässe bei den Computerchips bisher besser verkraftet als viele andere Hersteller. Allerdings warf ein Covid-Lockdown in China Teslas grosses Autowerk in Shanghai im Vorquartal zurück. Inzwischen läuft der Betrieb dort aber wieder rund – und auf Rekordniveau.

Tesla macht sich wegen einer möglichen Energiekrise keine Sorgen für die Autofabrik in Grünheide bei Berlin.
zvg.

Vor einer möglichen Energiekrise in Europa habe Tesla mit seiner Autofabrik in Grünheide bei Berlin keine Angst, sagt Finanzchef Zach Kirkhorn. «Das ist nichts, worüber wir uns grosse Sorgen machen». Im Gegenteil: Tesla will die Produktion in seinen Werken möglichst schnell weiter erhöhen. Logistik und Engpässe in den Lieferketten blieben zwar «unmittelbare Herausforderungen», gibt er zu, doch die Lage bessere sich.

Tesla hat die Versorgungsengpässe bei den Computerchips bisher besser verkraftet als viele andere Hersteller. Allerdings warf ein Covid-Lockdown in China Teslas grosses Autowerk in Shanghai im Vorquartal zurück. Inzwischen läuft der Betrieb dort aber wieder rund – und auf Rekordniveau.

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Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research in Duisburg, rechnet nicht damit, dass sich das Bild so schnell ändern und die Konkurrenz markant aufholen wird. «Bilderbuchmargen wie bei Tesla sind für die europäischen Autokonzerne in den nächsten fünf Jahren bei Elektroautos nicht vorstellbar. Und wie es längerfristig aussieht, hängt nicht zuletzt von der weiteren Entwicklung von Tesla, aber auch der Chinesen wie etwa BYD ab», blickt Dudenhöffer in die Zukunft.

Teslas Vorsprung wird noch grösser

Teslas Vorsprung habe sich also nicht verkleinert, so der Auto-Experte. «Sondern vielmehr vergrössert, wenn man den ökonomischen oder wirtschaftlichen Vorsprung dazu addiert. Und er wird weiter steigen», ist Dudenhöffer überzeugt. Den Grund sieht er darin, dass die beiden grossen Weltmärkte China und USA immer stärker auf Elektroautos abfahren, nicht zuletzt der staatlichen Subventionen wegen. «Und damit dürften die Skalenvorteile bei Tesla in den nächsten Jahren weiter steigen», so Dudenhöffer.

Mercedes zum Beispiel, die in den ersten neun Monaten dieses Jahres mit 75’400 verkauften Elektroautos gerade mal acht Prozent des Tesla-Volumens erreichten (BMW 14 Prozent, der VW-Konzern immerhin 40 Prozent), wird es sich mit seiner Konzentration auf Luxus und mit dem Streichen von Einsteigermodellen in Zukunft noch schwerer machen, um die Kostenvorteile beim Elektroauto zu nutzen.

So lässt sich mit Blick auf die bisherigen Geschäftsergebnisse in diesem Jahr zusammenfassen: Hielt man bislang Tesla immer nur den Vorsprung bei der Technologie zu gute, kommt jetzt immer mehr auch ein Vorsprung bei der Ökonomie zum Tragen. Und das ist ein Armutszeugnis für die arrivierten Autobauer.

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