Lieferprobleme: Wenn der Neuwagen später kommt
Das bieten die Garagisten an

Der globale Chipmangel sorgt für Lieferverzögerungen bei Neuwagen – auch in der Schweiz. Schlecht, wenn ausgerechnet jetzt das Leasing ausläuft oder der alte Wagen zusammenbricht. Wie werden die Verzögerungen überbrückt?
Publiziert: 21.01.2022 um 17:57 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2022 um 18:01 Uhr
Andreas Faust

Zuerst Corona, jetzt die Chipkrise: Im Jahr 2020 bremsten Pandemie-Lockdown und temporäre Werksschliessungen den Schweizer Neuwagenmarkt, 2021 war es der Mangel an Halbleiter-Bauteilen für die Bordelektronik. Bitter, wenn man ausgerechnet jetzt ein neues Autos braucht – aufs individuell konfigurierte Wunschmodell muss man warten.

Allerdings bei allen Marken gleichermassen: Bei den meisten dauerts zwischen drei und sechs Monaten, bis das bestellte Auto ausgeliefert wird. Tönt verkraftbar. Aber was ist mit den Kundinnen, deren Leasing ausläuft oder deren Auto den Geist endgültig aufgegeben hat – und die aufs Auto angewiesen sind? Blick hat bei den Schweizer Importeuren nachgefragt.

Die meisten Kunden haben Verständnis

Und die sagen alle: Die Kunden verstehen die Lieferprobleme zum grössten Teil und sehen sie ihren Garagisten nach. Akute Lieferprobleme gebe es in vielen Bereichen der Wirtschaft; die Probleme seien bekannt. Hier und da gebe es zwar einzelne Annulierungen von Kaufverträgen, wenn das Auto zu lange auf sich warten lasse. «Die grosse Mehrheit ist jedoch bereit, auf ihr bestelltes Fahrzeug zu warten», sagt Christian Frey vom VW-Importeur Amag. Nicht verwunderlich: Schliesslich betreffen die Verzögerungen alle Marken; ein Wechsel zu einer anderen Marke bringt ein neues Auto daher kaum schneller in die Garage.

2020 bremste die Pandemie, 2021 der Chipmangel die Autoproduktion weltweit (Bild: Audi-Werk). Und auch in diesem Jahr gibts noch Lieferprobleme.
Foto: ZVG
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Und wie wird die Zeit bis zur Auslieferung überbrückt? Ansprechpartner ist dabei durchgängig der Garagist als sogenannter Vertriebspartner. Alle Marken betonen, dass Käuferinnen, die warten müssten, auch mobil gehalten werden. Dabei lasse sich immer eine individuelle Lösung finden. Die kann sehr unterschiedlich aussehen, ist aber immer Verhandlungssache zwischen Kunde und Garagist. Da die aktuellen Lieferverzögerungen den Herstellern anzulasten sind, sind Garagisten zwar nicht verpflichtet zu solchen Überbrückungen. Laut der Importeure sind sie aber bei allen Marken darum bemüht – wohl schon allein der Kundenbindung wegen.

Ersatzwagen bis Lieferung

Bei kurzfristigen Verzögerungen ist ein Mietfahrzeug vom Garagisten oder über eine Kooperation von Marke und Mietwagen-Anbieter die effizienteste Lösung. Toyota beispielsweise bietet über sein Mietwagen-Programm gar ein spezielles Bridge-Angebot zur Überbrückung an.

Auto-Abo zur Überbrückung

Unter anderen setzt Mitsubishi auf Auto-Abos, um die Wartezeit zu überbrücken. In Kooperation mit einschlägigen Anbietern wie Carvolution, Vivelacar oder Carify können Garagisten so monatsweise ihren wartenden Kundinnen ein Auto zur Verfügung stellen.

Diese Autos sind gerade nicht lieferbar

Trotz Lieferproblemen sind bei den meisten Marken in der Schweiz alle Modelle und Varianten verfügbar. Mit wenigen Ausnahmen: Bei Skoda sind derzeit die Plug-in-Hybride Octavia RS iV und Superb iV nicht zu haben. Auch VW hat ein paar Versionen derzeit nicht im Angebot, darunter der T-Cross mit Einliter-Benziner und Handschaltung, der Tiguan Allspace mit manuellem Getriebe und die Basis-Version des Touareg. Das reduziert die Komplexität in der Produktion, bedeutet aber kaum eine Einschränkung – weil sie in der Schweiz nur sehr selten gewählt werden.

Anders bei den Optionen: Bei Porsche etwa fehlt derzeit das induktive Laden fürs Smartphone im Angebot, bei Volvo die Anhängerkupplung und der Fusssensor für die elektrische Heckklappe – alles aber bei Verfügbarkeit nachrüstbar. Gerade bei Marken mit vielen Optionen in der Preisliste sind für einzelne Modelle Extras mal nicht verfügbar – Kundinnen sollten gezielt nachfragen. Bei einigen Optionen weisen Importeure und Garagisten darauf hin, dass das Kreuzchen bei der Bestellung die Lieferzeit verlängern könnte. So kann der Käufer entscheiden, ob er die Verzögerung akzeptiert.

Trotz Lieferproblemen sind bei den meisten Marken in der Schweiz alle Modelle und Varianten verfügbar. Mit wenigen Ausnahmen: Bei Skoda sind derzeit die Plug-in-Hybride Octavia RS iV und Superb iV nicht zu haben. Auch VW hat ein paar Versionen derzeit nicht im Angebot, darunter der T-Cross mit Einliter-Benziner und Handschaltung, der Tiguan Allspace mit manuellem Getriebe und die Basis-Version des Touareg. Das reduziert die Komplexität in der Produktion, bedeutet aber kaum eine Einschränkung – weil sie in der Schweiz nur sehr selten gewählt werden.

Anders bei den Optionen: Bei Porsche etwa fehlt derzeit das induktive Laden fürs Smartphone im Angebot, bei Volvo die Anhängerkupplung und der Fusssensor für die elektrische Heckklappe – alles aber bei Verfügbarkeit nachrüstbar. Gerade bei Marken mit vielen Optionen in der Preisliste sind für einzelne Modelle Extras mal nicht verfügbar – Kundinnen sollten gezielt nachfragen. Bei einigen Optionen weisen Importeure und Garagisten darauf hin, dass das Kreuzchen bei der Bestellung die Lieferzeit verlängern könnte. So kann der Käufer entscheiden, ob er die Verzögerung akzeptiert.

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Altes Fahrzeug bis Eintausch weiterfahren

Gut, wenn das bisherige Auto noch läuft und eingelöst ist: Dann fährt man es einfach weiter, bis der Neuwagen da ist. Aber: Damit verringert sich gegebenenfalls der Eintauschwert, weil man noch einige Kilometer drauffährt. Diese Frage sollte man vorab mit dem Garagisten klären.

Leasing-Verlängerung bis Lieferung

Läuft das Leasing aus, können die Garagisten den Vertrag verlängern, bis der Neuwagen zur Verfügung steht. Nicht immer zum vollen Tarif: VW subventioniert Leasingverlängerungen; bei Skoda werden sie laut Sprecherin Sandra Zippo «kostengünstig» gewährt, ebenso bei Audi.

Neuwagenkonfiguration ändern

Sollte es dem Käufer zu lange gehen bis zur Auslieferung, lässt sich die Konfiguration des Wunschautos anpassen. Wer auf das eine oder andere elektronische Extra oder Assistenzsystem verzichtet, kann sich mehrere Wochen oder Monate Wartezeit sparen, weil die Produktion des Autos auch ohne die nicht verfügbaren Chips erfolgen kann. Vor allem bei Modellen mit langen und komplexen Optionslisten lässt sich so Zeit sparen – wenn auch auf Kosten der persönlichen Note am Auto.

Lagerfahrzeug als Alternative

Viele Marken haben besonders häufig verkaufte Fahrzeugkonfigurationen auf Lager. Wer nur ein Alltagsauto mit gängigen Optionen braucht, wird hier oft fündig und kann sofort losfahren, statt lange auf das Wunschauto zu warten. Aber wohl kaum eine Lösung, wenn man sich den Traumsportwagen mit persönlichen Wunsch-Extras gönnen will. Und: Nach zwei Jahren Lieferproblematik sind die Lager sehr unterschiedlich gefüllt. Mercedes habe laut Sprecher Roman Kälin «ausreichend» Lagerfahrzeuge; bei Suzuki ist nach einem verkaufsstarken 2021 das Importeurslager leer, und die Autos sind nur noch bei den Garagisten sofort verfügbar. Bei Subaru beispielsweise stehen rund 500 Autos ab Lager zur Verfügung.

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Rabatte und Extras sind schwierig

Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, um bis zur Neuwagen-Auslieferung dennoch mobil zu bleiben. Aber einen Nachteil bieten die derzeitigen Lieferprobleme für Kunden dennoch: Rabatte, Vergünstigungen und Gratis-Extras liegen kaum drin. Und wer nach einer jungen Occasion als Alternative zum Neuwagen sucht, hats ebenfalls schwer: Der Markt ist leergefegt, die Preise sind gestiegen – nicht nur in der Schweiz.

Und wann wird sich die Liefersituation wieder bessern? Porsche produziere seit Jahresbeginn ohne Schwierigkeiten, so Sprecherin Inga Konen. Peugeot sieht sich zumindest über den Berg. Keine konkreten Prognosen wagen derzeit unter anderen Opel und Honda. Skoda erwartet fürs ganze Jahr stetige Verbesserung. Audi, Citroën, Mercedes, Nissan Suzuki, Toyota oder Volvo rechnen damit erst im zweiten Halbjahr 2022, Hyundai und Seat gar erst zum Jahresende. Mitsubishi siehts eher zurückhaltend und geht nicht vor 2023 von einer Entspannung der Liefersituation aus.

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