Lieferwagen Ford E-Transit und Mercedes eSprinter
Büezers Lieblinge werden elektrisch

Elektroantriebe erobern auch die Lieferwagen. Denn Nullemissionen sind gut fürs Image und für die Betriebskosten. Jetzt kommen neue Generationen von Fords Transit und dem Mercedes Sprinter mit E-Antrieben.
Publiziert: 20.04.2022 um 13:36 Uhr
Stefan Grundhoff und Patrick Solberg

Viele der Transporter sind auf den internationalen Autobahnen unterwegs, doch noch mehr Fahrzeuge bevölkern unsere Innenstädte, liefern Pakete aus oder bringen Nachschub für Baustellen. Gerade die Vans, die in den Citys unterwegs sind, werden zukünftig zunehmend elektrisch unterwegs sein. Keine Überraschung, dass die Branchengrössen wie Fiat, Ford, Mercedes oder Renault verstärkt auf Elektroversionen ihrer Lastenträger setzen.

Gerade im Lieferwagen-Segment ist der E-Antrieb ideal: Viele Kurzstrecken, meist in Stadt und Agglomeration und es geht nur um kleine Lasten, so dass die schweren Batterien nicht allzu sehr die Nutzlast einschränken. Und auch bei den Betriebs- und Servicekosten haben Stromer langfristig die Nase vorn. Genau darum gehts: E-Lieferwagen müssen sich rechnen! Null Emissionen sind zwar gut fürs Unternehmensimage, aber vor allem die Zahlen stehen im Vordergrund.

Ganze Palette bei Mercedes

Deshalb rollen Ford Transit und Mercedes Sprinter – zwei Bestseller unter den leichten Nutzfahrzeugen – jetzt in neuen Generationen elektrisch an. Beim Transit ists die Elektro-Premiere, Mercedes ist schon einen Schritt weiter: Seit 2010 wurden mehr als 25.000 elektrische Fahrzeuge verkauft – insbesondere von den Modellen eVito und dem grossen Bruder eSprinter. «Wir wollen langfristig führender Hersteller im Bereich der elektrischen Transporter sein! Mit dem eCitan und künftig dem EQT vervollständigen wir dieses Jahr unsere Produktpalette und bieten eVans in allen Segmenten an, sagt Mathias Geisen, Leiter Mercedes-Benz Vans.

Ford Transit und Mercedes Sprinter – zwei Bestseller unter den leichten Nutzfahrzeugen – rollen jetzt in neuen Generationen elektrisch an.
Foto: Zvg
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Die Produktion der nächsten Generation des Mercedes eSprinter beginnt Mitte 2023 in Charleston / South Carolina (USA) und danach in Düsseldorf (D) und Ludwigsfelde (D). 350 Millionen Euro hat Mercedes investiert. Die Fahrzeuge entstehen auf der gleichen Linie wie die nach wie vor überwiegende Anzahl der Verbrenner; so kann flexibel auf wechselnde Nachfrage reagiert werden – und es senkt die Kosten. Wichtig bei der neuen Generation: Mehr Nutzlast und deutlich mehr Reichweite. Mit dem grossen Akkupaket sollen rund 300 Kilometer drinliegen. Die Palette ist breit mit drei Batterie- und verschiedenen Aufbauvarianten vom Kastenwagen bis hin zum Fahrgestell für Kofferaufbauten.

Ford startet schon jetzt

Ausserdem gibts Details, die im Prototypen Mercedes Sustaineer bereits getestet wurden, wie digitalen Spiegeln rundum und Heizelementen auf Sitz, Gurt und Lenkrad, um die Energie des Elektrofahrzeugs möglichst effizient zu nutzen. Ausserdem neu: Die sogenannte Speed Delivery Door, eine sensorgesteuerte Doppelschwingtür auf der Beifahrerseite, die auf Wunsch die seitliche Schiebetüre zum Laderaum ersetzt. Eine Lichtschranke erkennt den Fahrer, sobald dieser vom Fahrersitz aus in den Laderaum tritt. Die Schwingtür wird daraufhin automatisch entriegelt und geöffnet.

Ford startet mit seinem im türkischen Kocaeli gebauten Stromer E-Transit – einen Plug-in-Hybrid gibts ebenfalls schon – dagegen schon dieses Jahr. Die ersten 5000 Exemplare sind schon verkauft. Bis 2024 wird der E-Transit durch vier weitere neue vollelektrische Modelle der Transit-Familie ergänzt. Um die wachsende Nachfrage nach elektrifizierten Modellen zu decken, investiert Ford derzeit zwei Milliarden Euro in den türkischen Standort und erhöht die Anzahl der Beschäftigten um rund 3.000 Mitarbeiter. Ziel ist die generelle Erhöhung der Produktionskapazität; ausserdem ist eine Batterieproduktion von jährlich 30 bis 45 Gigawattstunden Kapazität geplant.

Bald nur noch Elektro-Lieferwagen?

Angetrieben wird der E-Transit von einem Elektromotor mit 184 PS (135 kW) oder 269 PS (198 kW). Den nötigen Strom liefert ein Batteriepaket mit einer Nettokapazität von 68 Kilowattstunden (kWh); die Reichweite liegt so bei knapp 320 Kilometern. Das Akkupaket steckt unterm Laderaum verbaut, so dass sich beim Kastenwagen ein Ladevolumen von bis zu 15,1 Kubikmetern realisieren lässt – genauso viel wie beim Transit Diesel mit Heckantrieb. Der Fahrzeug-Onboard-Charger unterstützt dreiphasiges Wechselstromladen an einer Wallbox mit einer Ladeleistung von bis zu 11,3 Kilowatt (kW) und kann die Fahrzeugbatterie innerhalb von 8,2 Stunden vollständig aufladen. Sinnvoller ist das Gleichstrom-Schnellladen mit einer Ladeleistung von bis zu 115 kW. Die Batterie erstarkt dann in rund 30 Minuten von 15 auf 80 Prozent.

Die Preise fürs Fords E-Transit starten bei 59'981 Franken fürs das nackte Fahrgestell mit Kabine für massgeschneiderte Aufbauten. Beim Kastenwagen gehts ab 61'865 Franken los. Für den erst 2023 startenden Mercedes eSprinter gibts allerdings noch keine Preise. Die übernächste Generation ist aber bereits aufgegleist: Im Jahr 2025 startet die neue vollelektrische Van-Plattform – ohne Option für Verbrenner, aber mit Front- oder Allradantrieb und einem Plus an Ladeleistung und Reichweite.

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