Sieben neue Autos in sieben Jahren
Alpine wird zu Renaults Nobelmarke

Bisher kennen vor allem Insider und echte Fans Renaults Sportmarke Alpine. Doch jetzt will CEO Luca de Meo (56) raus aus der Nische und baut das Sportlabel bis 2030 zur Nobel-Tochter um.
Publiziert: 02.07.2023 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2023 um 15:37 Uhr
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Der Renault-Konzern stellt sich neu auf. Erst kürzlich hatte CEO Luca de Meo (56) die Gründung einer Tochter für Softwareentwicklung namens Ampere angekündigt. Jetzt werden die Marken neu positioniert: Dacia kümmert sich um preiswerte Autos, soll erst spät elektrifizieren und bis dahin auch dank synthetischen E-Fuels die Emissionen senken. Renault deckt als vollelektrische Kernmarke die wichtigsten Segmente ab. Und Alpine?

Hollywood-Star Ryan Reynolds (46) hat sich für 200 Millionen Franken ins Formel-1-Team der Sporttochter aus dem nordfranzösischen Dieppe eingekauft. Parallel will de Meo die vor 68 Jahren gegründete Marke zur Edel-Abteilung umbauen – mit sieben neuen Modellen innert sieben Jahren bis 2030! Dann soll Alpine acht Milliarden Franken im Jahr bei zehn Prozent Marge global zum Konzernergebnis beitragen. Gibts Absatzziele? «Ich rede nie über Stückzahlen», sagt de Meo. Wichtig sei allein Rentabilität.

Wer ist Alpine?

Mit 24 Jahren übernahme Jean Rédélé (1922–2007) 1946 die Autowerkstatt seines Vaters in Dieppe an der französischen Kanalküste. Weil der Marke ein Sportwagen für seine Rennleidenschaft fehlte, baute er ihn sich selbst und gründete 1955 Alpine (französisch ausgesprochen). Mit 21 bis 42 PS war seine A106 kein Überflieger, aber leicht und günstig. Die A110 mit 138 PS holte gar Rallye-Titel: Europameister 1970, Markenweltmeister 1971, dazu Weltmeistertitel 1973 und ein zweiter Platz zwei Jahre später. Doch die Modelle A310 und A610 brachen mit dem Erfolgsrezept kleiner Motor, geringes Gewicht – und fanden kaum Kundschaft. 1973 verkaufte Rédélé Teile von Alpine an Renault, 1978 folgte der Rest und er zog sich zurück. Bei seinem Tod 2007 existierte Alpine nur noch als Aufkleber auf Renault-Sportmodellen. Bis zum Neustart 2017 mit der aktuellen A110.

Alpine-Gründe Jean Rédélé (1922–2007)
zvg

Mit 24 Jahren übernahme Jean Rédélé (1922–2007) 1946 die Autowerkstatt seines Vaters in Dieppe an der französischen Kanalküste. Weil der Marke ein Sportwagen für seine Rennleidenschaft fehlte, baute er ihn sich selbst und gründete 1955 Alpine (französisch ausgesprochen). Mit 21 bis 42 PS war seine A106 kein Überflieger, aber leicht und günstig. Die A110 mit 138 PS holte gar Rallye-Titel: Europameister 1970, Markenweltmeister 1971, dazu Weltmeistertitel 1973 und ein zweiter Platz zwei Jahre später. Doch die Modelle A310 und A610 brachen mit dem Erfolgsrezept kleiner Motor, geringes Gewicht – und fanden kaum Kundschaft. 1973 verkaufte Rédélé Teile von Alpine an Renault, 1978 folgte der Rest und er zog sich zurück. Bei seinem Tod 2007 existierte Alpine nur noch als Aufkleber auf Renault-Sportmodellen. Bis zum Neustart 2017 mit der aktuellen A110.

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Alpine könnte Cupra nacheifern

Erstes Modell wird 2024 die – Alpine-Modelle sind immer weiblich – kürzlich als Studie enthüllte A290: Sie ist die Sportversion des im kommenden Jahr startenden Elektro-Kleinwagens R5 von Renault. Ein Jahr später folgt ein Crossover namens GT und 2026 ein Nachfolger für die aktuelle Verbrenner-Alpine A110 als Coupé und Roadster. Auch ein vierplätziger Sportwagen namens A310 ist laut de Meo gesetzt. Alle edel und elektrisch. Noch gabs aber nur Lichtgraphiken der sieben Modelle zu sehen.

Renault-CEO Luca de Meo (56) baut seinen Konzern um: Dacia soll sich künftig um günstige Modelle kümmern und Renault rein elektrische Massenmodelle liefern. Und Alpine?
Foto: Press-Inform
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Neben Elektroantrieben setzt Alpine auch auf Wasserstoff – nicht in Brennstoffzellen, sondern als Treibstoff für Verbrenner, die auch im Motorsport eingesetzt werden könnten. «Rennwagen müssen Krach machen», sagt de Meo grinsend. Aber seine Pläne tönen vor allem nach viel Arbeit. Für 2023 rechnet Alpine mit einem Rekordabsatz des derzeit einzigen Modells A110: 4200 sollen es werden – nichts im Vergleich zu dem, was de Meo plant. Logisch, dass er seinen Konzern auch im gewinnträchtigen Luxussegment platzieren will. Und weil Renaults Versuche mit Modellen wie Safrane (1992), Avantime (2001) oder Vel Satis (2002) dabei auf ganzer Linie scheiterten, wie de Meo zugibt, solls nun Alpine richten.

Immerhin, der CEO hat ähnliches schon einmal geschafft: Mit Cupra kreierte de Meo in seiner Zeit als Seat-Chef (2015–2020) aus dem Nichts eine neue Marke, die Mutter Seat längst beim Image überholt hat und 300'000 Autos im Jahr verkauft. Vielleicht klappt das ja auch mit Alpine.

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