Spass-Studie geht nicht in Serie
VW beerdigt den Strand-Buggy

VW-Fans sahen sich im elektrischen ID. Buggy schon über die Strände dieser Welt stromern. Nun siehts allerdings düster um das Wolfsburger Spassmobil aus – und auch andere Projekte wackeln.
Publiziert: 01.01.2021 um 07:20 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2021 um 12:53 Uhr
Andreas Engel

Am Genfer Salon 2019 staunte die Autowelt: Am offiziellen Volkswagen-Konzernabend beschwor VW-Boss Herbert Diess (62) in seiner Auftaktrede das neue Nachhaltigkeitsdenken des Wolfsburger Autogiganten herauf: Dutzende neue Elektromodelle sollen bis 2025 entstehen, Milliarden in die Technik und die Infrastruktur gesteckt werden.

Was danach im Anschluss auf die kleine Bühne unweit der Palexpo-Hallen rollte, passte dann irgendwie aber so gar nicht zum Nachhaltigkeitsversprechen: Statt ein revolutionäres Konzept für die Massen zu präsentieren, liess VW nämlich ein knallgrünes Gefährt mit Kunststoffchassis und ohne Dach auf die Bühne rollen. Der Name des Vehikels: ID. Buggy, ein rein elektrisches Spassmobil – schon das allein ist ungewöhnlich für VW.

Kooperationsfähigkeit beweisen

Ein absolutes Nischenprodukt für den Weltkonzern – ok, kann man machen. Der Clou beim ID. Buggy: Nicht VW selber wollte das Fahrzeug bauen, sondern es sollte in Kooperation mit dem jungen deutschen Start-up E-Go Mobile hergestellt werden – ein Unternehmen von Diess' langjährigem Bekannten Professor Günther Schuh (62), der hauptberuflich an der Hochschule Aachen tätig ist. Potenziellen Partnern, die Interesse an VWs Elektroplattform MEB haben könnten, wollten die Wolfsburger zeigen: «Schaut her, wir sind kooperationsfähig!»

Am Vorabend des Genfer Autosalons 2019 fuhr Volkswagen-Boss Herbert Diess im elektrischen Spassmobil ID. Buggy vor der versammelten Medienschar vor.
Foto: Philippe Rossier
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Doch nun scheint das Projekt Strand-Buggy vor dem Aus zu stehen, wie die deutsche Fachzeitschrift «Auto, Motor und Sport» berichtet. Der Grund: Der einstige Vorzeige E-Auto-Bauer E-Go Mobile habe Insolvenz angemeldet und kämpfe mit dem elektrischen Kleinwagen E-Go Life aktuell ums Überleben. Nun hat auch VW-Markenchef Ralf Brandstätter (52) gegenüber der britischen Fachzeitschrift «Autocar» offiziell bestätigt: «Wir hatten einen Partner, aber am Ende hat es nicht funktioniert» und verweist dabei auf den Deal mit E-Go Mobile.

Pragmatismus statt Spass

Auch gestorben sei laut Brandstätter das Projekt ID. Ruggdzz – ein elektrischer Offroader, der nie offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Eine andere ID-Studie solle hingegen tatsächlich irgendwann in Serie gehen: Der Grossraum-SUV ID. Roomzz wurde an der Shanghai Autoshow 2019 vorgestellt und soll tatsächlich Zugang in die reale Welt finden – allerdings nur auf Märkten, in denen grosse Fahrzeuge auch gefragt sind. Sprich China und gegebenenfalls Amerika. Das passt dann wieder besser zum Wolfsburger Weltkonzern: Am Ende bleibt der Spass doch auf der Strecke.


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