Studie Mercedes CLA Concept
Glaskugel auf Rädern

Das Mercedes Concept CLA Class ist mehr als eine Fingerübung für Designer. Der Prototyp gibt einen Ausblick auf Aussehen und Technik des Einsteiger-Mercedes, der Ende 2024 erscheint. Doch das heisst nicht, dass er auch günstig wird.
Publiziert: 13.09.2023 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2023 um 19:15 Uhr
Wolfgang Gomoll

Was BMW recht ist, ist Mercedes nur billig. Der Münchner Autobauer gibt beim Heimspiel an der IAA Mobility einen Ausblick auf die neue Klasse – und Mercedes kontert mit einem Konzept des kommenden CLA. Der Prototyp nimmt nicht nur das eine Fahrzeug vorweg, sondern eine ganze Fahrzeugfamilie, die aus vier Autos besteht, die alle auf Mercedes′ neuer Plattform Benz Modular Architecture (MMA) basieren: Zur Limousine kommen ein Coupé, ein Shooting Brake und zwei SUV – eins davon ein Coupé.

Das Design des Concept Cars gibt einen Ausblick auf die Formsprache der gesamten Modellfamilie. Der Kühlergrill mit den vielen Sternen und die Heckleuchten mit charakteristischer Sternensignatur sind wohl gesetzt – man kennt sie schon von der neuen E-Klasse. Ähnlich wie aktuell bei BMW ist auch die MMA-Plattform keine rein elektrische, sondern auch für Verbrennungsmotoren geeignet.

Allerdings gilt bei Mercedes «Stromer zuerst». Der CLA-Stromer, der Ende 2024 auf den Markt kommt, soll im Normzyklus mehr als 750 Kilometer weit kommen und im Durchschnitt nur circa 12 Kilowattstunden pro 100 Kilometer verbrauchen. Dank 800-Volt-Technik sind die Akkus auch schnell wieder gefüllt. «Das Auto ist sehr seriennah und gibt einen Ausblick auf den Mercedes-Einstieg in die elektrische Welt», sagt Produktmanager Timo Kallenbach. Also lohnt es sich, den Prototyp mitsamt dem grossen Glasdach genauer anzuschauen. Schnell wird klar, dass der Mercedes Vision EQXX Pate gestanden hat – von der Flaschenhalsform der Karosserie bis zur Effizienz des Antriebsstrangs, der 93 Prozent des Stroms für den Vortrieb nutzt.

An der IAA Mobility in München hat Mercedes seine Studie Concept CLA Class vorgestellt. Der Viertürer gibt einen Ausblick auf eine komplette neue Modellfamilie des Autobauers.
Foto: Mercedes-Benz AG
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Voll auf Effizienz getrimmt

Zum Stromsparen trägt eine verbesserte Wärmepumpe bei, die auch im Winter die Batterie entlastet und die Fahrgastzelle erwärmt. Auch bei den Fahrassistenten ist der Blick in die Zukunft gerichtet: Der CLA soll für das autonome Fahren Level 3 bereit sein. Dazu sind allerdings Lidar-Lasersensoren nötig, die nicht ganz günstig sind. Und da der kommende CLA die neue Einstiegsdroge ins Mercedes-Modellprogramm werden soll, muss Kallenbach auf die Kosten gucken.

Beim Infotainment läutet der CLA eine neue Ära ein – so, wie die aktuelle A-Klasse im Jahr 2018 mit dem ersten MBUX-Bediensystem. Neu kommt MB.OS, ein im Haus für die komplette Fahrzeuggeneration entwickeltes Betriebssystem. Die Zeiten, in denen die Innovationen zunächst in der S-Klasse debütierten und dann nach unten durchgereicht wurden, sind damit endgültig vorbei. Beim MB.OS werden Hardware und Software voneinander entkoppelt. Damit können Softwareentwickler schnell agieren, sich auf Trends einstellen und diese per drahtlose Updates in kurzer Zeit ins Auto bringen.

Der Bordrechner braucht Wasserkühlung

Fürs geschmeidige digitale Erlebnis wie bei Smartphone oder Tablet ist aber ein leistungsfähiger wassergekühlter Prozessor nötig. Der wird im Mercedes Concept CLA Class auch prominent beleuchtet und sichtbar im Fussraum ausgestellt. Er sorgt für hohe Rechenleistung, die die Einbindung von Cloud und Künstlicher Intelligenz ermöglicht. Letztere wird unter anderem bei der Sprachbedienung für eine natürlichere Interaktion zwischen Mensch und Maschine helfen. Vor allem soll das System vom Fahrer lernen und sich auf dessen Vorlieben einstellen.

Der Innenraum mit gleich drei Bildschirmen, die sich über das ganze Armaturenbrett erstrecken, gibt ebenfalls einen Ausblick auf das Serienmodell. Dazu kommen eine freischwebende Mittelkonsole und nachhaltige Materialien im Interieur wie Zierelemente aus Papier oder Bambus. Für die Karosserie kommt mit regenerativem Strom erzeugter Öko-Stahl zum Einsatz. Und was wird aus A- und B-Klasse, wenn Ende 2024 die neue CLA-Klasse lanciert wird? Dann dürfte Schluss sein für die heute günstigsten Mercedes-Modelle.

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