Fahrbericht Mercedes EQE SUV 350+
Ein Elektro-SUV als Bestseller?

Wem der kompakte Mercedes EQC zu schlicht, der EQS SUV aber zu gross und teuer ist, könnte sich in den neuen EQE SUV vergucken. Laut Mercedes soll er gar das Zeug zum Bestseller haben. Wir sind den elektrischen Crossover EQE SUV 350+ gefahren.
Publiziert: 24.04.2023 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2023 um 15:35 Uhr
Joaqim Oliveira

Nachdem die Mercedes-Limousine EQE seit gut einem Jahr auf unseren Strassen unterwegs ist, folgt jetzt die Crossover-Variante. Ihr nicht besonders kreativer Name: EQE SUV. Der ist mit 4,86 Metern Länge beachtliche 8,3 Zentimeter kürzer, aber 7,3 Zentimeter höher als die Limousine. Dennoch bleibt die Beinfreiheit auch hinten grosszügig, und das Ladevolumen mit 580 bis 1675 Liter klassenüblich.

Hinterm Lenkrad fällt es uns schwer, auf Anhieb den Unterschied zum grösseren Bruder EQS SUV zu erkennen. Wir geniessen edle Materialien und blicken auf einen 12,9 Zoll grossen Anzeigen-Bildschirm hinter dem Lenkrad und aufs 12,3 Zoll grosse Zentraldisplay. Auf den optionalen und kostspieligen Hyperscreen kann man unserer Ansicht nach getrost verzichten und das Geld für andere Extras sinnvoller investieren.

Denn die Liste der Optionen ist üppig. So kann man das Basis-Fahrwerk mit Luftfedern und elektronischen Dämpfern variabler ausstatten. Die Luftfederung hält die Bodenfreiheit unabhängig von der Beladung des Fahrzeugs konstant und lässt sich anpassen. So wird im Sportmodus die Karosserie bei Tempi über 120 km/h um 20 Millimeter und im Komfortmodus um zehn Millimeter abgesenkt – das reduziert den Luftwiderstand und erhöht Reichweite und Fahrstabilität. Bis 60 km/h lässt sich die Karosserie per Knopfdruck um 30 Millimeter anheben. Praktisch, etwa auf Schnee oder unbefestigten Wegen. Im Offroadmodus hebt sich das Fahrzeug für mehr Bodenfreiheit automatisch um 25 Millimeter.

Gut ein Jahr nach der Mercedes-Limousine EQE startet jetzt die Crossover-Variante EQE SUV.
Foto: Mercedes-Benz AG, Communications & Marketing, photo by Daniel Maurer on behalf of Mercedes-Benz AG
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Fünf verschiedene Varianten

Mit der zwar ebenfalls optionalen, aber empfehlenswerten Hinterachslenkung gewinnt der EQE SUV spürbar an Agilität und der Wendekreis reduziert sich von 12,30 auf 10,50 Meter. Die Antriebsvarianten unterscheiden sich dagegen nicht von der Limousine. So gibts neben dem Basismodell EQE SUV 300 (245 PS/180 kW, Hinterradantrieb) den 350+ (292 PS/215 kW, Hinterradantrieb) und 350 4matic (292 PS/215 kW, 4x4) sowie die Tomodelle 500 4matic (408 PS/300 kW, 4x4) und AMG 43 4matic (476 PS/350 kW, 4x4). Die Reichweiten liegen je nach Antrieb und Akku zwischen 480 und knapp 600 Kilometern. Beim Ladetempo bewegt sich der Mercedes EQE SUV mit 170 Kilowatt noch nicht auf Topniveau. Da sind BMW (200 kW) oder Audi, Porsche, Tesla, Hyundai und Genesis mit bis zu 270 kW besser. Immerhin kann beim EQE SUV in 15 Minuten eine Reichweite von 230 Kilometern nachgeladen werden.

Egal, welches Fahrprogramm man einlegt: Der 2,4-Tonnen-Crossover mit 21-Zoll-Rädern ist betont straff abgestimmt. Es gibt drei Rekuperationsstufen, die per Schaltwippen am Lenkrad gewählt werden, wenn er die passende Stufe nicht der Automatik überlassen will. Die stärkste Stufe D+ lässt uns fast ohne Berührung des Bremspedals zu fahren – das von anderen Marken bekannte One-Pedal-Driving beherrscht der EQE SUV allerdings nicht. Die Fahrleistungen des von uns gefahrenen Hecktrieblers 350+ sind nicht überwältigend, gehen aber in Ordnung (0–100 km/h in 6,7 s, Spitze 210 km/h), der Verbrauch lag bei unserer Fahrt bei 20,4 kWh/100 km. Das sollte eine akzeptable Praxis-Reichweite von 500 Kilometern (WLTP: 596 km) ergeben.

Unter 100'000 Franken geht nix

Der Einstieg in die EQE-SUV-Welt startet mit dem 300 ab 101’300 Franken. Der von uns gefahrene Hecktriebler 350+ kostet ab 104’300 Franken. In der Schweiz am populärsten dürfte der Allradler 350 4matic (ab 106’800 Fr.) werden. Für die Topmodelle 500 4matic und AMG43 4matic werden ab 115’600 Fr., bzw. ab 148’600 Fr. fällig. Für uns unverständlich, dass bei solchen Preisen die Optionenliste dennoch derart lang ist. Dass man für Hyperscreen, Burmester-Audiosystem oder Luftfederung extra zahlen muss, ist akzeptabel. Aber zumindest Head-up-Display, Hinterachslenkung, 22-kW-Bordladegerät oder die elektronischen Dämpfer sollten in dieser Klasse serienmässig sein.

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