Viele Vans und Sportwagen entfallen ersatzlos
Autos ohne Wiederkehr

Die Elektromobilität fordert ihren Tribut: Im ablaufenden Jahr wurden viele einstige Bestseller ohne Nachfolger gestrichen. Und 2023 werden ihnen noch einige folgen.
Publiziert: 25.12.2022 um 11:05 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_433.JPG
Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Alles muss raus! Die Autoindustrie schwenkt rasant um auf Elektromobilität – und braucht Platz für neue Modelle. Natürlich gehörten Generationenwechsel schon immer zur Branche, aber der Kahlschlag in den Modellprogrammen im ablaufenden Jahr fiel schon bemerkenswert aus. Einstige Bestseller, viele Letzte ihrer Art und einige Traumautos mussten die Segel streichen, weil sie nicht mehr rentabel sind, aktuelle Grenzwerte nicht schaffen oder auf ihren Fliessbändern künftig Stromer gebaut werden. Nachfolger? Allermeist Fehlanzeige, und wenn, dann kommen diese unter neuen Namen, um alte Verbrenner und neue E-Autos zu unterscheiden.

Vor allem ein Segment scheint nun klinisch tot: Fertig für die Familienvans! Die letzten der grossvolumigen Fünf- und Siebenplätzer haben die Segel gestrichen oder verlassen uns in Kürze. Citroëns C4 Grand Picasso ist weg, der kleine Scenic von Konkurrent Renault ebenso und auch dessen Grand-Version steht vor dem Aus. Mit dem Seat Alhambra hat sich der einstige Schweizer Van-Bestseller verabschiedet; der bloss noch mit 150-PS-Benziner angebotene Sharan, der sich mit ihm ewige zwölf Jahre das Produktionsband teilte, folgt in Kürze. Und wenn Anfang 2023 mit S-Max und dem Technik-gleichen Galaxy auch Fords Familienkutschen gestrichen werden, haben die SUVs endgültig über das einstige Boomsegment gesiegt.

Ford stoppt die Klassiker

Überhaupt bleibt bei Ford kein Stein auf dem anderen: Noch bevor neue Stromer gezeigt werden, fliegen schon bis Mitte 2023 alle Klassiker aus dem Programm: Der dreitürige Fiesta ist schon passé, die fünftürige Version des seit 47 Jahren angebotenen Kleinwagens folgt nächstes Jahr, ebenso der Golf-Konkurrent Focus. Und zwar ersatzlos. Der für Europa fast zu breite SUV Edge geht ebenfalls, und der einstige Mittelklasse-Bestseller Mondeo hat uns schon verlassen. So geht radikales Umsteuern.

Auch im Jahr 2022 hiess es Abschied nehmen von vielen Automodellen – wie hier dem Lamborghini Aventador, dessen letztes Exemplar (Bild) in die Schweiz rollte.
Foto: zVg
1/18

Bei anderen Modellen war das Ende absehbar: Mit Skodas Kleinwagen-Kombi Fabia ging der letzte Lademeister im Segment – die seit 2021 verkaufte neue Generation gibts nur noch als Schrägheck. Mazdas Mini-SUV CX-3 macht Platz für den längst angebotenen, minimal grösseren CX-30. Und nach zwölf Jahren ist auch Schluss für Mitsubishis ASX – der allerdings im kommenden Jahr einen Nachfolger auf Basis des Renault Captur erhält.

Retter, Renner und Recycling

Auch Godzilla musste abdanken: Im Jahr 2007 lanciert, erreichte Nissans Sportwagen GT-R mit dem monströsen Spitznamen ein in der Autowelt geradezu biblisches Alter, bis ihm nun Abgasvorschriften in Europa den Garaus machen. Bei Audi schliesst ebenfalls die Spielwarenabteilung: Der extravagante V10-Benziner des Supersportlers R8 röhrt im auf 333 Exemplare limitierten Sondermodell GT ebenso zum letzten Mal wie der Fünfzylinder des Audi TT RS in der Iconic Edition. Beide dürften irgendwann Nachfolger erhalten – rein elektrisch natürlich. Der Nachfolger für Lamborghinis frisch gebodigten Aventador – der letzte ging in die Schweiz – soll aber nochmals einen V12-Benziner erhalten.

Bei VW ging der einstige Retter, der die Marke schlagartig aus dem Käferzeitalter in die Moderne katapultierte: Die Limousine des Passat flog bereits aus dem Programm; der Kombi Variant bekommt aber noch einen letzten Nachfolger auf gleicher Plattform wie Skodas Superb. Aber auch Elektroautos haben ihre finale Runde gedreht. BMWs Leuchtturm-Projekt i3 aus Alu, Karbon und Recyclingstoffe wurde 2022 ebenso eingestellt wie Hyundais Ioniq, den es als Hybrid, Plug-in und Elektroauto gab. Bei ihm war das Ende sogar überfällig: Schliesslich herrschte Verwechslungsgefahr, nachdem Ioniq neu als Elektro-Label mit zwei eigenständigen Modellen auftritt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?