VW ID.3 rundum verbessert
Nächste Chance für den Volksstromer

Nach harter Kritik am ersten Volksstromer aus Wolfsburg werden mit der Modellpflege des ID.3 viele Schwächen und Makel ausgebessert. Kann der kompakte Elektriker endlich überzeugen? Blick hats ausprobiert.
Publiziert: 02.06.2023 um 04:55 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2023 um 08:33 Uhr
Kim Hüppin

Der Kompakt-Stromer ID.3 war VWs erstes, rein als Elektroauto entwickeltes Modell und sollte, gleich dem Golf im Verbrenner-Segment, ein Verkaufsschlager werden. Bei rund 600'000 verkauften ID-Modelle seit dem Start 2020 ging aber nicht der kompakte ID.3, sondern der SUV ID.4 am besten über den Ladentisch. Der Grund: Das Auto war ein Schnellschuss – unfertig und noch nicht ausgereift, von Qualitäts- und Softwareproblemen behaftet. Das merkten auch die Kunden schnell.

Nach nur knapp drei Jahren gibts für den ID.3 deshalb jetzt eine vorzeitige Modellpflege. Verbesserungen am Interieur, an der Ladeleistung und äusserliche Aufwertungen sollen zu mehr Verkaufszahlen führen. Wir konnten das Facelift des ID.3 bereits fahren – und haben eine Frage im Hinterkopf: Haben die VW-Verantwortlichen aus der Kritik gelernt?

Aus Fehlern gelernt

«Haben sie!», wie wir nach der ersten Sitzprobe feststellen: Anstelle von Oberflächen, die beim Haptiktest dem Gehäuse eines Druckers ähnelten, gibts neu ein hübsches Kunstleder-Lenkrad oder unterschäumte, vegane Verkleidungen. Der schwarze Klavierlack passt zwar zum Ambiente, wird aber mit Fingerabdrücken schnell unansehnlich. Die Anordnung der Instrumente bleibt: Ein 5,3-Zoll-Display zwischen dem Lenkrad wird mit einem Head-up-Display ergänzt; der mittige 12-Zoll-Touch-Touchscreen behält seinen Platz – ebenso der rechts hinter dem Lenkrad angebrachte Gangwahlhebel.

Der Kompakt-Stromer ID.3 war VWs erstes, rein als Elektroauto entwickeltes Auto.
Foto: Kim Hüppin
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Verbesserte Systeme, selber Antrieb

Der Antrieb bleibt mit Einganggetriebe und dem 150 kW (204 PS) starken Elektromotor ebenfalls identisch zum Vorgänger – und das ist auch völlig ok: Der ID.3 flitzt weiterhin munter drauflos, überzeugt mit präziser Lenkung und tiefem Geräuschniveau selbst bei höheren Tempi. Nachgelegt hat VW dafür bei der Ladeleistung, die auf maximal 170 kW steigt.

Das Navigationssystem kann die Route neu nach mehreren kürzeren Ladestopps an leistungsfähigeren Säulen orientieren. Auch «Plug & Charge» (einstecken und laden) mithilfe im Auto hinterlegter Lade-Karte ist möglich. Die Reichweite des ID.3 Pro S erhöht sich ausserdem auf bis zu 560 Kilometer – veränderte Lufteinlässe an der Karosserie führen zu besserer Aerodynamik.

Wie bald beim grossen Bruder ID.7 nutzt der ID.3 die Schwarmintelligenz «Travel Assist»: Wenn genug andere IDs die Cloud mit Daten füttern, benötigt der Spurhalte-Assistent nur noch eine Fahrbahnmarkierung zum Steuern. Die Verkehrszeichenerkennung funktioniert einwandfrei: Die Motorbremse rekuperiert und verzögert, sobald eine Geschwindigkeitsbeschränkung naht. Der adaptive Tempomat beschleunigt und bremst selbstständig bis zum Stillstand oder bis zur Höchstgeschwindigkeit von nach wie vor 160 km/h. Ausserdem sollen die neu möglichen drahtlosen Updates die neuste Softwareversion 3.5 stabiler halten.

Der Preis ist heiss

Doch die ganzen Verbesserungen und Überarbeitungen haben ihren Preis: Der VW ID.3 Pro S mit der grösseren 77-kWh-Batterie gibt es ab 44'200 Franken, die Basisversion Pro mit 58-kWh-Akku (max. 429 km) wird bei 37'800 Franken starten. Die Lieferzeiten betragen laut VW momentan drei Monate.

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