Wandlung zum Mobilitätshub
Das ist die Tankstelle der Zukunft

Mit der starken Zunahme der Elektroautos müssen Tankstellen schon bald anders ihr Geld verdienen als mit Benzin, Diesel und Lebensmitteln. Viele dürften zu Mobilitätshubs mutieren.
Publiziert: 01.02.2022 um 14:16 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2022 um 19:28 Uhr
Stefan Grundhoff

Weil die Margen bei Benzin und Diesel schon seit längerem immer kleiner werden, wandelten sich viele Tankstellen in den letzten Jahren zu wahren Supermärkten. So kann man dort nach Ladenschluss neben Benzin und Diesel auch Getränke, Tiefkühlpizza und vieles mehr für den täglichen Gebrauch kaufen.

Jetzt zwingen die immer sparsameren Benzin- und Dieselfahrzeuge und die sich schnell verbreitenden Elektroautos die Tankstellenbetreiber erneut zum Umdenken. Wieder sind kreative Ideen und Innovationen gefragt. Diesmal sehen sie ihre Zukunft bei Ladestationen für elektrifizierte Autos sowie im Bau und Nutzen von Fotovoltaik-Anlagen. Gemäss einer Analyse der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa könnten schon bald viele Tankstellen ihre überschüssige Solarenergie aus den eigenen Fotovoltaik-Anlagen zur Produktion eigener Energie nutzen. Neben Strom und Wasserstoff für Elektrofahrzeuge könnten so auch synthetische Diesel- und Benzintreibstoffe hergestellt werden.

Lade- und Akku-Tauschstationen

Laut einer gemeinsamen Studie, die der Tankstellenbetreiber Aral und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Auftrag gegeben haben, werden die Tankstellen von morgen zu Verkehrsknotenpunkten und Stützpunkten der neuen Mobilität. Denkbar sind neben der Betankung von Verbrennern mit Benzin, Diesel oder synthetischen Treibstoffen sowie Strom-Schnellladen für E-Mobile auch das Expressverfahren – sprich der Austausch von Akkus, wie dies zum Beispiel der chinesische Autohersteller Nio bereits anbietet. Die Aral-Studie blickt aber noch weiter in die Zukunft: Sie sieht die Tankstelle der Zukunft auch als Station für Personendrohnen, von denen die Nutzer für die letzte Meile dann auf autonome Taxis oder Elektroscooter und E-Bikes umsteigen.

Noch vor 50 Jahren sahen viele Tankstellen in der Schweiz so aus, wie diese heute noch existierende. Zwei, drei Zapfsäulen – fertig.
Foto: Leserfoto
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Viele rüsten mit E-Ladestationen auf

Heute schon ergänzen viele grosse Tankstellenbetreiber ihre bestehenden Zapfsäulen für Benzin, Diesel und Erdgas mit Elektroladestationen. Der deutsche Anbieter Aral plant mit seiner Submarke Pulse 500 Ladepunkte an 120 Tankstellen aufzubauen. Mit bis zu 350-Kilowatt-Chargern soll das Nachladen dabei fast so schnell gehen wie der normale Tankvorgang mit dem Verbrenner-Auto. Aral Vorstand Patrick Wendeler: «Angesichts der steigenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist die Zeit reif, auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen.» Die Aral-Ladestationen liefern 100 Prozent Ökostrom und verfügen je nach Standort über eine Ladeleistung von bis zu 350 Kilowatt.

Konkurrent Shell fährt vorderhand noch zweigleisig in die Zukunft. Sie offerieren mit den synthetischen Treibstoffen eine flüssige Alternative zum normalen Benzin und Diesel. Dazu finden sich aber auch an immer mehr grossen Shell-Tankstellen Schnellladesäulen für E-Autos.

Tamoil begann schon vor vier Jahren, sein eigenes Tankstellennetz mit Schnellladesäulen für E-Autos aufzurüsten. Und setzt in Deutschland und weiteren Märkten verstärkt auf den Ausbau in ländlichen Gebieten, um so grossflächig Lade-Möglichkeiten für die Endverbraucher zu sichern. «Wir sehen uns als Dienstleister für die Mobilität von Menschen und möchten dies auch in Zukunft für die Kunden sein, die sich für die E-Mobilität entscheiden.»

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