Abzüge bei Leasing- und Occasions-E-Autos
Wer schnell lädt, blecht bald mehr

Noch sind nur wenige gebrauchte Elektroautos auf dem Markt. Doch wie eine Studie zeigt, wirkt sich häufiges Schnellladen negativ auf den Restwert eines Stromers aus. Leasingnehmer müssen vielleicht schon bald mit höheren Kosten rechnen.
Publiziert: 03.05.2023 um 05:11 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2023 um 15:39 Uhr
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Genau wie die Akkus unserer Handys sind auch die Batterien von Elektroautos empfindlich. Am wohlsten fühlen sie sich bei Temperaturen zwischen 20 und 40 Grad. Und auch beim Laden mögen die Batterien lieber die sanfte Tour. Am besten hält man die Kapazität stets zwischen 20 und 80 Prozent und lädt möglichst langsam mit geringer Ladeleistung. Quält man dagegen eine E-Auto-Batterie – beispielsweise durch permanentes Schnellladen – verliert sie spürbar an Kapazität und die Maximalreichweite schrumpft mit der Zeit.

Eine Analyse des Batterie-Schnelltest-Anbieters Aviloo zeigt, dass Elektrofahrzeuge, die ständig am Schnelllader hängen, nach 180’000 bis 200’000 gefahrenen Kilometern eine um rund 17 Prozent stärkere Abnahme der sogenannten Batteriegesundheit (State of Health/SoH) verzeichnen als E-Fahrzeuge mit identischer Laufleistung, die selten bis nie am Schnelllader waren. Schon nach 80’000 bis 100’000 gefahrenen Kilometern und häufigem Schnellladen nimmt der SoH um rund 7,5 Prozent stärker ab als bei vergleichsweise sanft geladenen Elektroauto-Batterien.

Rest-Reichweite nicht gleich Akku-Kapazität

Wichtig sind diese Erkenntnisse vor allem für den Gebrauchtwagenhandel und die Leasingbranche. Um die Restwerte von Elektro-Occasionsfahrzeugen zu ermitteln, ist das Prüfen der Ladekapazität wichtig. «Schliesslich macht der Akku oft die Hälfte des Fahrzeugwerts aus», sagt ein Experte der deutschen «Automobilwoche». Das Problem: Bislang lässt sich der SoH kaum zuverlässig feststellen. Die im E-Fahrzeug angezeigte Rest-Reichweite sagt oft zu wenig über den realen Akkuzustand aus, weil Hersteller wie beispielsweise Subaru oder Toyota «versteckte» Reserven zurückhalten. Und weil der Elektro-Occasionsmarkt erst im Entstehen ist, gibts auch noch kaum unabhängige Tests. Erschwerend kommt dazu, dass die Prüfverfahren von Anbietern wie Aviloo, Dekra oder Twaice nicht gleich sind. «Die Tendenz ist zwar ähnlich, im Detail gibts aber Unterschiede», erklärt ein Marktbeobachter.

Auch Akkus von Elektroautos sind wie jene unserer Handys empfindlich. Zu viele Schnellladungen mögen sie nicht.
Foto: Mercedes-Benz AG
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Bald Abzüge für übermässiges Schnellladen

Inzwischen laufen aber Bestrebungen für einheitliche Standards und schon bald dürften Batteriechecks zum Alltag gehören. Und weil auch die Telematikdaten der Fahrzeuge Aufschluss zum Nutzungsverhalten geben, könnten Leasinggesellschaften schon bald damit anfangen, bei der Fahrzeugrückgabe Abzüge für übermässiges Schnellladen geltend zu machen, vermutet der Marktbeobachter.

Aber auch er weiss, dass der Akku nur einer von vielen Faktoren für die Restwertberechnung von Occasions-Elektroautos ist. Negativ auf den Restwert wirken sich auch Rabatte oder kurzfristige Preissenkungen bei Neuwagen wie kürzlich bei Tesla aus. «Sinkt der Preis für Neuwagen, erwarten Kunden entsprechende Abschläge auf Gebrauchte», folgert der Experte in der «Automobilwoche».

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