Auf Sparfahrt um den Zugersee
Wie weit kommt der Elektro-VW ID.7 wirklich?

Die Reichweitenangst hält viele noch vom Kauf eines E-Autos ab. Dabei können Stromer mehr, als man denkt: VW Schweiz wollte mit einem VW ID.7 Pro S beweisen, dass mehr drin liegt, als die WLTP-Reichweite von 708 Kilometer.
Publiziert: 03.10.2024 um 16:01 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2024 um 22:41 Uhr
VW Schweiz wollte wissen, wie weit ihr Stromer-Flaggschiff fährt und lud Journalistinnen und Journalisten ein, um mit einem VW ID.7 Pro S die Papier-Reichweite von 708 Kilometer zu toppen.
Foto: VW Schweiz
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Ein grosser Nachteil bei Elektrofahrzeugen sehen viele Personen noch immer in der Reichweite. Dabei gibts heutzutage Stromer, die locker über 600 Kilometer mit einer Batterieladung erreichen. Doch wie realistisch sind diese Angaben? Genau das wollte VW Schweiz wissen und lud Journalistinnen und Journalisten ein, um mit einem VW ID.7 Pro S dessen Reichweite von 708 Kilometer nach dem Norm-Messzyklus WLTP zu überbieten.

So dürfen insgesamt sieben Testfahrer und der Projektleiter und E-Auto-Fan Felix Egolf eine rund eineinhalbstündige Runde in der Region Zug drehen. Bevor es für uns aber auf die 80 Kilometer lange Rundstrecke geht, bis die Batterie leer ist, gibts von Egolf noch Tipps, wie man das Maximum aus seinem Elektroauto herausholt: «Rollen lassen ist besser als rekuperieren. Rekuperieren aber wiederum besser als mechanisches Bremsen.» Rollen lassen heisst: Den Gang-Drehschalter hinter dem Lenkrad in den neutralen Gang zu stellen und den Schwung des ID.7 mitnehmen. Ausserdem sollen wir im Eco-Modus und mit ausgeschalteter Klimaanlage fahren.

Nicht immer am Tempolimit fahren

Abfahrt im neuen ID.7 Pro S mit ausgeschalteten Assistenzsystemen. Diese ziehen nämlichen unnötigen Strom – nur den Notbremsassistenten lassen wir drin. Gestartet wird in Cham ZG am Hauptquartier des VW-Importeurs Amag und als erstes gehts ab auf die Autobahn – das für Elektroautos anspruchsvollste Gebiet. Denn bei hohen Geschwindigkeiten wird der Akku am meisten strapaziert. «Ihr müsst nicht immer am Tempolimit fahren. Gerade auf dem 17 Kilometer kurzen 120er-Abschnitt reichen 90 km/h», lehrt uns Egolf. So reihen wir uns zwischen die Lastwagen und schalten bei leichter Bergabfahrt in den neutralen Gang.

Erstaunlich zu sehen, wie der Durchschnittsverbrauch immer weiter sinkt. Lag er am Anfang der Autobahnfahrt noch bei über 20 kWh/100 km, so zeigt der Bordcomputer an der Ausfahrt Arth SZ noch rund zwölf an. Die Strecke führt weiter nach Biberegg SZ – rund 500 Meter höher gelegen. Auf dem Weg treffen wir auf eine rot schaltende Baustellenampel, so stellen wir den Stromer in Stellung «P». Im Parkmodus verbraucht der ID.7 nämlich 0,3 kWh weniger, als wenn man im «D» bleibt und das Auto mit der Bremse hält. In Rothenturm SZ steht der Verbrauch wieder bei im Schnitt 20 kWh/100 km. Klar, die Fahrt bergauf hat Strom gefressen und wir fuhren bis dato auch immer, ausser auf der Autobahn, am Tempolimit.

Doch nach einer Steigung folgt bekanntlich auch der ein Abstieg: Die restlichen 40 Kilometer über Samstagern ZH, Shilbrugg ZH und Mettmenstetten ZH zurück nach Cham führen insgesamt 500 Höhenmeter nach unten. Wir achten besonders auf unseren rechten Fuss und seine Belastung auf Gas- und Bremspedal. Zu starkes Gasgeben frisst wieder viel Energie, zu starkes Abbremsen gewinnt zu wenig Energie zurück. Am Ende unserer 80-Kilometer-Runde pendelt sich der Verbrauch auf 11,4 kWh/100 km ein. Im Vergleich zu den anderen Fahrern der zweitschlechteste Wert – dafür auch die zweitbeste Zeit. «An einigen Stellen habt ihr wahrscheinlich unregelmässig rekuperiert», meint E-Auto-Experte Egolf.

Pro S erreicht 700 Kilometer

Weiter gehts mit Fahrerwechseln und weiteren Runden – bis die Batterie zur Neige geht. Und natürlich ohne Ladepause. Mit einer Netto-Batteriekapazität von 86 kWh schaffte der ID.7 Pro S schliesslich eine Strecke von 794 Kilometern! Der Durchschnittsverbrauch lag am Ende bei 10,3 kWh/100 km – deutlich unter dem WLTP-Normverbrauch von 13,7 (nur Stadt) bis 15,1 kWh/100 km (Mix). Fazit: Wenn der Ladezustand schnell sinkt, lässt sich mit angepasster Fahrweise noch einiges an Reichweite herausholen.

Der ID.7 Pro S ist bereits bestellbar, die ersten Autos dürften Ende Jahr auf den Schweizer Strassen rollen. Dabei kommt er mit einer grösseren Batterie, verbesserter Aerodynamik und neuen, effizienteren und von VW produzierten Elektromotoren. Los gehts ab 65'000 Schweizer Franken.

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