Frische Chevrolet Corvette C8 im Fahrbericht
US-Jäger im Euro-Trimm

Trotz ihres grundlegenden Wandels bleibt die Corvette auch mit dem neuen Mittelmotorkonzept ein grandioser Sportwagen – vielleicht sogar mehr denn je. Wir sind die offene C8 im aktualisierten EU-Trimm gefahren.
Publiziert: 30.09.2024 um 06:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2024 um 11:03 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Die neue Corvette C8 bleibt ein Statement
  • Der 6,2-Liter-V8-Motor sorgt für mächtig Dampf
  • 0-100 km/h in 3,5 Sekunden, Spitze 296 km/h
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Für die neueste Generation C8 hat sich die Corvette komplett gewandelt. Statt endlos langer Motorhaube gibts jetzt eine kurze Front und ein Mittelmotorkonzept.
Foto: ZVG.
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Stefan Grundhoff und Raoul Schwinnen

Einen Porsche 911 mag jeder – überall auf der Welt. Mit einem Ford Mustang siehts generationenübergreifend ähnlich aus. Doch an der Chevrolet Corvette scheiden sich die Geister. Vor allem seit die endlos lange Motorhaube mit der Generation C8 verschwunden ist und die 4,63 Meter lange US-Sportlerin jetzt mit kurzer Front und Mittelmotor eher im Stil eines Italorenners à la Ferrari 488 daherkommt.

Nix Elektro: 6,2-l-V8-Verbrenner

Doch eine Corvette ist und bleibt ein Statement. Das gilt für ihr Design, aber auch ihre Technik. Statt Downsizing, Turbopower oder gar Elektrifizierung wie bei der Konkurrenz arbeitet im Genick der C8-Insassen unüberhörbar ein 6,2-Liter grosser V8-Sauger-Mittelmotor. Und der macht mächtig Dampf: 482 PS (354 kW) und ein maximales Drehmoment von 613 Newtonmeter sorgen nicht nur für imposante Fahrleistungen (0-100 km/h in 3,5 s, Spitze 296 km/h), sondern auch für einen politisch längst unkorrekten Normverbrauch von 12,1 Liter auf 100 Kilometer. Immerhin ist die Corvette seit wenigstens drei Generationen dafür bekannt, dass sich Norm- und Realverbrauch im Gegensatz zu vielen Konkurrenten kaum unterscheiden.

Die neue C8 ist optisch gelungen, jedoch alles andere als dezent und ausser im komfortablen Tour-Programm auch akustisch laut bollernd. Mit der für die Marke revolutionären Mittelmotorbauweise fährt sich die Amerikanerin äusserst angenehm und so einfach wie ein VW Golf. Dabei hängt der V8-Sauger spontan am Gas und bietet jenen grandiosen Fahrspass, den wir vom offenen Zweisitzer aus Michigan auch erwartet haben. Die Lenkung ist präzise, für unseren Geschmack aber über alle Fahrprogramme etwas zu leichtgängig. Dafür bietet sie gute Rückmeldung.

Das Fahrwerk der doch knapp 1,8 Tonnen schweren Corvette war zuvor schon prima. Und das ändert sich auch bei der C8 mit der neuesten Generation des Magnetic-Ride-Fahrwerks nicht. Das optionale Dämpfungssystem scannt die Fahrbahn feinfühlig ab und passt die Dämpfer in flotten zehn bis 15 Millisekunden den Gegebenheiten an. Winzige Metallpartikel sorgen mit ihrer variablen Ausrichtung dafür, dass sich die Härte der Dämpfer flexibel und je nach Fahrprogramm verändern lässt. Hört sich nebulös an – fährt sich aber nicht so. Denn mit diesem Hilfsmittel macht die Fahrt auf kurvenreicher Landstrasse mit nur mässigem Belag richtig Laune. Und in engen Kurven beweist die C8, dass sie auch ohne Allradantrieb in der Lage ist, ihre Motorleistung art- und sinngerecht nur über die Hinterräder in Vortrieb umzuwandeln.

Cockpit im wuchtigen US-Style

Das Einzige, was uns an der neuen Corvette nicht gefällt, ist ihr Innenraum. Die Sitzposition ist uns zu hoch, die breite Mittelkonsole zwischen Fahrer und Beifahrer zu wuchtig und die Displays mit Diagonalen von zwölf und acht Zoll mit Infos überfrachtet. Dazu sind die Schalter zur Gangwahl des achtstufigen Doppelkupplungsgetriebes, der sinnfrei inszenierte Controller für die Fahrprogramme und die schier endlose Schalterleiste oder die Handyablage zwischen den Rückenlehnen nicht wirklich praktisch. Immerhin bieten die bequemen, prima geschnittenen Sitze guten Seitenhalt.

Schnellcheck Corvette C8 Stingray Cabrio

Antrieb: 6,2-l-V8-Saugmotor, 482 PS (354 kW), max. Drehmoment 613 Nm bei 6450/min, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 3,5 s, Spitze 296 km/h
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,63/1,93/1,23 m, Leergewicht 1775 kg, Kofferraum 357 l
Werksverbrauch: 12,1 l/100 km, 277 g CO₂, Energie: G
Preis: ab ca. 120'000 Franken

Antrieb: 6,2-l-V8-Saugmotor, 482 PS (354 kW), max. Drehmoment 613 Nm bei 6450/min, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 3,5 s, Spitze 296 km/h
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,63/1,93/1,23 m, Leergewicht 1775 kg, Kofferraum 357 l
Werksverbrauch: 12,1 l/100 km, 277 g CO₂, Energie: G
Preis: ab ca. 120'000 Franken

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Bleibt zum Schluss noch die Frage nach dem Preis. Und die ist, weil sich Importeur Chevrolet in der Schweiz mal wieder neu aufstellt, nicht ganz einfach zu beantworten. Laut Auskunft eines Händlers gibts noch keine offiziellen Preise für die 2025er-Modelle. Er geht jedoch davon aus, dass die Tarife durch die Anpassungen an die neuesten Sicherheitsvorschriften und die CO₂-Strafsteuer rund 5000 Franken steigen dürften gegenüber den zuletzt geltenden offiziellen Preisen. Das bedeutet, die von uns gefahrene offene C8 wirds ab gut 120'000 Franken geben – was immer noch deutlich günstiger ist als vergleichbare Konkurrenzmodelle von Porsche, Ferrari oder Lamborghini. Typisch Corvette eben.

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