Erste Fahrt im Peugeot e-3008
Endlich wieder ein Allrad-SUV

Mit dem neuen e-3008 lanciert Peugeot seine dritte Elektro-Generation. Bei bis zu 700 Kilometern Reichweite leistet sich die Stellantis-Tochter zum ersten Mal seit langem wieder einen 4x4 in einem SUV.
Publiziert: 09.12.2023 um 13:50 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2024 um 14:33 Uhr
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Eine Peugeot-Präsentation auf einer Rennstrecke? Das gabs ja noch nie! Bloss mit dem Fahren im Renntempo wird es dann doch nichts: «Die Allradversionen sind noch Prototypen – wir können sie nicht für öffentliche Strassen einlösen», erklärt Projektmanager Gaëtan Demoulin. Deshalb können wir den kommenden Peugeot e-3008 in der 4x4-Version nur auf abgesperrtem Gelände fahren.

Im ersten Quartal 2024 startet Peugeots nächster Crossover – der erste auf der neuen Antriebsplattform namens STLA-M. Künftig soll sie alle vernünftigen Mittelklasse-Modelle zwischen 4 und 4,5 Metern Länge der 14 Marken im Stellantis-Konzern tragen – als idealer Kompromiss aus Reichweite, Fahrleistungen und noch erträglichen Kosten. Aber während Konkurrenten wie Renault auf reine Elektro-Plattformen setzen, bleibts bei Peugeot beim Mischbetrieb – den 3008 wirds auch mit mild hybridisiertem Benziner samt 48-Volt-System oder als Plug-in-Hybrid geben.

Es gibt auch noch Verbrenner

Warum diese Strategie – schliesslich will Peugeot schon 2025 die Elektro-Nummer 1 in Europa sein? «Wir haben keine Nachteile für die E-Version, wenn wir auch Verbrenner ermöglichen», sagt Chefingenieur Hervé Scheidegger. Aus Kostengründen bleibt Peugeot zudem bei 400 Volt Betriebsspannung – 800 Volt für ultraschnelles Laden wie bei Hyundai, Kia oder Porsche soll es nur bei der grössten Stellantis-Plattform mit dreistelliger Batteriekapazität geben. Die werde dann auch nur Elektromotoren vertragen, sagt Scheidegger.

Peugeot lanciert nach dem Minimal-Stromer iOn von 2010 und den aktuellen Elektromodellen wie dem e-308 seine dritte Modellgeneration mit Elektroantrieb.
Foto: Tibo - The Good Click
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Beim kommenden e-3008 werden zwei Akkus mit 73 oder 98 Kilowattstunden (kWh) Nettokapazität lieferbar sein. Ersteren gibts im Fronttriebler mit 210 PS (157 kW) und im Allradler mit 326 PS (240 kW) mit jeweils 525 Kilometer Reichweite. Beide Werte sind gleich? Ja, weil der Frontmotor immer die Hauptarbeit leistet und der an der Hinterachse nur bei Bedarf zugeschaltet wird. Die grössere Batterie ist einer Long-Range-Version mit leicht erhöhter Leistung von 231 PS (170 kW) und dann 700 Kilometer Reichweite vorbehalten.

Peugeot e-3008

Antrieb: Elektromotor, 210 PS (157 kW), 345 Nm@4370/min, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Akku netto 73,0 kWh, Ladeleistung AC/DC 22/160 kW
Fahrleistungen: 0–100 km/h 8,8 s, Spitze 170 km/h
Masse: L/B/H 4,54/1,90/1,64 m, Leergewicht 2183 kg, Kofferraum 520 bis 1480 l
Verbrauch: ca. 16,7 kWh/100 km, ca. 525 km Reichweite (noch nicht definitiv), CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie B
Preis: ab 50'500 Franken

Antrieb: Elektromotor, 210 PS (157 kW), 345 Nm@4370/min, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Akku netto 73,0 kWh, Ladeleistung AC/DC 22/160 kW
Fahrleistungen: 0–100 km/h 8,8 s, Spitze 170 km/h
Masse: L/B/H 4,54/1,90/1,64 m, Leergewicht 2183 kg, Kofferraum 520 bis 1480 l
Verbrauch: ca. 16,7 kWh/100 km, ca. 525 km Reichweite (noch nicht definitiv), CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie B
Preis: ab 50'500 Franken

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Hightech-Ambiente mit Wohnzimmer-Qualität

Vor der Testrunde im Basis-Fronttriebler noch ein wenig Wortklauberei. Der 3008 sei ein SUV-Coupé? Stimmt nicht, sagt Demoulin: Bei einem Coupé senke sich die Dachlinie schon ab der mittleren B-Säule, aber beim 3008 erst nach der hinteren Seitentür. Deshalb sei der Fünfplätzer ein Fastback, ein Schrägheck-SUV. Praktisch machts einen Unterschied, weil so auch hinten volle Kopffreiheit bleibt. Äusserlich wirkt das Auto jedenfalls viel wuchtiger, als der Längenzuwachs von rund zehn Zentimetern zum aktuellen Modell vermuten lässt. Vor allem das gedrungene Heck überzeugt.

Drinnen gibts ein Cockpit aus dem Elektroauto-Designlehrbuch: Zwei wie durchgehend wirkende Screens für Instrumente und Infotainment, dazu rücken die allermeisten Bedienelemente Richtung Lenkrad. Gut so: Bisher musste man für die Fahrprogramm-Taste neben sich schauen, jetzt liegt sie auf der Mittelkonsole im Blickfeld. Trotzdem gibts den typischen Peugeot-Twist mit sehr kleinem, oben und unten abgeflachtem Lenkrad, bei dem man drüber statt hindurch auf die Instrumente schaut. Ein kleiner Touchscreen rechts davon bietet neu zwölf statt nur sechs konfigurierbare Tasten für die Lieblingsfunktionen. Ausserdem liegen die Anzeigen für Tempo, Reichweite und Batterie ganz nüchtern nebeneinander – die in mehreren Ebenen übereinander platzierten Anzeigen wie im e-308 waren wohl zu verwirrend. Dem Hightech-Ambiente steuern weiche Oberflächen und Stoffbezüge auf Cockpit und Türen entgegen.

Endlich regelbare Rekuperation

Los gehts! Fahrschalter rechts vom Lenkrad auf D und der e-3008 spurtet los – nicht brachial, aber flotter, als knapp 2,2 Tonnen Leergewicht vermuten lassen. Mit dem kleinen Lenkrad kann man ihn agil um die Kurven zirkeln, die Rückmeldung der Lenkung ist gut, aber Federn und Dämpfer sind eher auf der komfortablen Seite abgestimmt.

Endlich gibts bei einem Stellantis-Stromer eine dreistufig per Schaltwippe am Lenkrad regelbare Rekuperation. Schade, ermöglicht sie kein Ein-Pedal-Fahren: Auch in der höchsten Stufe kommt der e-3008 nicht voll zum Stillstand – immer muss man mit der mechanischen Bremse nachtreten. Auch der Übergang zwischen Bremsen per Energie-Rückgewinnung und dem Zupacken der Bremsklötze kommt recht plötzlich.

Am Werksverbrauch von 16,7 Kilowattstunden (kWh) je 100 Kilometer können wir nicht kratzen. Im Stadtverkehr verspricht Peugeot gar weniger als 14,0 kWh bei hoher Energierückgewinnung beim Bremsen. Aber 18,5 kWh/100 km sind nicht schlecht für flotte Fahrt und recht hohes Gewicht.

Laden mit 160 kW

Endlich kann man einen Stellantis-Stromer jetzt auch mit mehr als 100 kW Ladeleistung nachladen – der e-3008 schafft 160 kW und füllt so am Schnellader innert 30 Minuten seinen Akku von 20 auf 80 Prozent. Mit 1250 bis 1350 Kilogramm Anhängelast (gebremst) behebt Peugeot auch die Zugkraftschwäche seiner bisherigen Stromer.

Los gehts mit dem neuen 3008 im ersten Quartal 2024: Zum Start gibts den Basis-Stromer e-3008 ab 50'500 Franken und den mild hybridisierten Benziner mit 136 PS (100 kW) und 6,3 l/100 km Verbrauch ab 39'100 Franken. Die beiden Elektroversionen mit grosser Batterie beziehungsweise Allradantrieb dürften allerdings noch bis 2025 auf sich warten lassen. Auch der Plug-in-Hybrid kommt später. Und wem der Platz nicht ausreicht, der muss auf die schon angekündigte XXL-Version namens 5008 warten.

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