Erste Testfahrt im AMG GLE 53 Hybrid
Wie sportlich kann ein 2,8-Tonnen-SUV sein?

Ein AMG-Sportmodell mit Plug-in-Hybrid-Antrieb? Da rümpfen Fans die Nase. Doch unsere Testfahrt im 544 PS starken AMG GLE 53 Hybrid zeigt: Trotz Mega-Gewicht fährt sich der Oberklasse-SUV mit Doppelherz erstaunlich leichtfüssig. Ein dickes Portemonnaie vorausgesetzt.
Publiziert: 16.07.2024 um 13:03 Uhr
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Aktualisiert: 16.07.2024 um 13:31 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Vor sechs Jahren stellte Mercedes die aktuelle Generation des Oberklasse-SUVs GLE am Pariser Autosalon vor. Letztes Jahr folgte eine gründliche Überarbeitung. Nun lud der deutsche Autobauer zur Testfahrt der elektrifizierten Topversion AMG GLE 53 Hybrid nach München (D) ein.

Was sofort auffällt: Optisch hebt sich der Plug-in-Hybrid-SUV kaum von den zivileren Varianten ab. Retuschen an Tagfahrlichtern, Stossstangen und innen beim Bedien- und Navigationssystem – das wars. Deutlich mehr Änderungen gibts unter der Haube: Der Dreiliter-Sechszylinder und der im Neungang-Automatikgetriebe eingebaute E-Motor leisten zusammen 544 PS (400 kW). Damit reiht sich der SUV mit Doppelherz zwischen die reinen Benziner-AMGs 53 und 63 ein.

Mercedes-AMG GLE 53 Hybrid im Check

Antrieb 3,0-l-R6-Turbobenziner, Systemleistung 544 PS (400 kW), 750 Nm, 9-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb, Batterie 24,8 kWh (netto)
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 4,7 s, Spitze 250 km/h, elektrische Reichweite 86 km
Masse L/B/H 4,94/1,95/1,78 m, Leergewicht 2800 kg, Laderaum 490-1915 l (510-1645 l im SUV-Coupé)
Umwelt WLTP 1,3 l + 28,8 kWh/100 km, 29 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis ab 144'100 Franken, SUV-Coupé ab 146'200 Franken

Antrieb 3,0-l-R6-Turbobenziner, Systemleistung 544 PS (400 kW), 750 Nm, 9-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb, Batterie 24,8 kWh (netto)
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 4,7 s, Spitze 250 km/h, elektrische Reichweite 86 km
Masse L/B/H 4,94/1,95/1,78 m, Leergewicht 2800 kg, Laderaum 490-1915 l (510-1645 l im SUV-Coupé)
Umwelt WLTP 1,3 l + 28,8 kWh/100 km, 29 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis ab 144'100 Franken, SUV-Coupé ab 146'200 Franken

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Innen wirds edel

Erster Eindruck beim Blick in den Innenraum des 4,94 Meter langen SUVs: Das Cockpit wirkt mit seinen Displays fürs Kombiinstrument und Infotainment aufgeräumt, weniger kitschig und deutlich eleganter als beispielsweise in der neuen E-Klasse. Die edlen Lederoberflächen und die Verarbeitung beeindrucken – über das vereinzelt verbaute Plastik kann man hinwegsehen.

Optisch halten sich die Veränderungen zum 2018 vorgestellten GLE in Grenzen.
Foto: Mercedes-Benz AG
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Wie es sich für einen SUV gehört, bietet der GLE reichlich Platz für alle fünf Insassen – selbst für gross gewachsene Passagiere. In den Kofferraum passen wegen der im Hinterwagen eingebauten Batterie eher bescheidene 490 Liter, bei umgeklappten Rücksitzen erweitern sich diese aber auf stolze 1915 Liter. Zum Vergleich: In den normalen 53er passen 630 bis 2055 Liter.

Bequem cruisen

Doch wie sinnvoll ist ein Plug-in-Hybrid-Antrieb in einem 2,8 Tonnen schweren SUV? Das wollten wir bei unserer Testfahrt rund um München und dem österreichischen Vorarlberg herausfinden. Auf der Autobahn spielt der Koloss seine Langstrecken-Qualitäten aus und gefällt mit dem relativ straff, aber nicht unkomfortabel abgestimmten Luftfahrwerk mit adaptiven Dämpfern. Der Plug-in-GLE beurteilt je nach Strecke und verbleibender Akkukapazität selbst, wann er nur elektrisch fahren soll und wann er in den Hybridmodus wechselt – so bleibt stets genug Saft, um in der City manuell in den rein elektrischen Modus zu switchen.

Die Rekuperationsstärke kann dabei an den Schaltwippen eingestellt werden. Die 24,8-kWh-Batterie soll bis zu 86 Kilometer (im SUV-Coupé 87 km) rein elektrische Fahrt ermöglichen. Spätestens ab 140 km/h schaltet sich der Verbrenner dazu. 

In der Stadt zeigt sich einer der grossen Vorteile des 53 Hybrid: Im Stop-and-go-Verkehr fährt sich der SUV-Koloss elektrisch deutlich angenehmer als mit Verbrennungsmotor. Und auch wenn der Akku mal leer ist, muss neu nicht stundenlang gewartet werden, bis wieder elektrisch gecruist werden kann: Am Schnelllader zapft der GLE mit maximal 60 kW und füllt die Batterie bestenfalls in 20 Minuten von 0 auf 80 Prozent!

Doch der GLE kann nicht nur angenehm, sondern auch sportlich – schliesslich hat auch Mercedes-Sporttochter AMG ihre Finger im Spiel. Von «Comfort» stellen wir auf «Sport Plus» – und bemerken sofort, dass der SUV Dämpfer und Lenkung strafft. Letztere könnte für unseren Geschmack aber etwas präziser und direkter sein.

Schneller Riese

Klar kauft der Grossteil der Kundschaft den hybriden AMG nicht unbedingt zum Kurvenjagen – doch genau das macht der 2,8-Tonnen-Koloss erstaunlich souverän! Power ist dank der über 500 PS und einem maximalen Drehmoment von 750 Newtonmeter sowieso mehr als genug vorhanden. Im unteren Drehzahlbereich packt der Elektromotor mit an und sorgt für einen starken Antritt: Nur 4,7 Sekunden braucht der Hybrid-AMG bis Tempo 100 – 0,3 Sekunden schneller als der normale 53er. Sein hohes Gewicht kann er hier und da nicht ganz verbergen, auch wenn sich die Wankbewegungen in Grenzen halten.

Abzug gibts fürs synthetische Bremsgefühl, das noch weicher ist als in der kürzlich getesteten AMG-Version der E-Klasse. Bei Bedarf beisst die Bremsanlage aber kräftig zu. Tief in die Tasche greifen müssen indes die potenziellen Käufer: Der AMG GLE 53 Hybrid startet ab 144'100 Franken, für das SUV-Coupé sind nochmals 2100 Franken mehr fällig. Wer noch mehr Sportlichkeit und einen satten V8-Klang will, entscheidet sich für den AMG GLE 63 S. Das Topmodell der GLE-Baureihe startet allerdings erst bei 185'600 Franken. 

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