JAC e-JS4 im Blick-Test
China-Stromer mit Gedenksekunde

Die bei uns wenig bekannte China-Marke JAC lanciert als Nachfolger des e-S2 den kompakten Elektro-SUV e-JS4 in der Schweiz. Blick testet den von Auto Kunz importierten China-Stromer.
Publiziert: 01.06.2023 um 03:06 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2023 um 11:14 Uhr

Die Auto Kunz AG in Wohlen AG importiert seit 2019 die preiswerten Stromer der chinesischen Marke JAC. Als erstes Modell startete bei uns der JAC e-S2. Dieser hatte aber noch seine Kinderkrankheiten. Jetzt bauen die Chinesen seit 2022 das Nachfolgemodell e-JS4, von dem Auto Kunz bereits 84 Exemplare verkauft hat. Blick testete das zweite JAC-Modell und wollte erfahren, ob die Chinesen Fortschritte gemacht haben.

Vor der Fahrt

Kein Blingbling: Der Innenraum des JAC e-JS4 zeigt sich erstaunlich nüchtern und unspektakulär. Das Cockpit mit 10,25-Zoll-Display, altbewährten Bedienknöpfen und einem Drehregler für die Gangwahl wirkt angenehm aufgeräumt. Highlight: Über ein haptisches Touch-Bedienfeld in der Mitte werden Lüftung sowie das Infotainment bedient.

Allerdings werden die vielen Hartplastik-Verkleidungen im Innenraum nur durch wenige, einzelne Leder-Elemente aufgewertet. Das Ganze fühlt sich nicht besonders hochwertig an. Die halb elektrisch verstellbaren Sitze aus Kunstleder sind bequem und gefallen mit bunten Akzenten. Das Lenkrad lässt sich dagegen nur in der Höhe, aber nicht in der Tiefe verstellen.

Der Elektro-SUV JAC e-JS4 ist der Nachfolger des e-S2 der noch wenig bekannten chinesischen Marke JAC und ist seit letztem Jahr in der Schweiz erhältlich.
Foto: Lorenzo Fulvi
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Auf der Strasse

Mit hoher Sitzposition und guter Übersicht durch grosse Fenster fährt sich der China-Elektro-SUV sehr komfortabel. Er rollt sanft über den Asphalt – einzig die Abrollgeräusche sind im sonst leisen Auto gut zu hören. Das Fahrwerk des e-JS4 fühlt sich eher französisch-schwammig – ähnlich wie beim Citroën C5X – als sportlich-dynamisch an. Aber das ist Geschmackssache.

Der 142 Kilowatt (193 PS) starke Elektromotor bietet, nach einer für E-Fahrzeuge ungewohnten Anfahrtsverzögerung, gute Beschleunigungswerte und die Lenkung ist präzise. Bei 140 km/h Spitze ist Schluss. Es gibt zwei Rekuperationsstufen, aber kein sogenannter Single-Pedal-Fahrmodus.

Steckbrief JAC e-JS4

Antrieb Elektromotor, 142 kW (193 PS), 340 Nm, Automatik, Frontantrieb, Akku 65,7 kWh
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 9,4 s, Spitze 140 km/h (elektronisch abgeriegelt), Reichweite Norm (WLTP) 410 km
Masse L/B/H 4,41/1,80/1,66 m, Leergewicht 1765 kg, Laderaum 520 l bis 1050 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 18 kWh /100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz A
Preis 35’989 Franken

Antrieb Elektromotor, 142 kW (193 PS), 340 Nm, Automatik, Frontantrieb, Akku 65,7 kWh
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 9,4 s, Spitze 140 km/h (elektronisch abgeriegelt), Reichweite Norm (WLTP) 410 km
Masse L/B/H 4,41/1,80/1,66 m, Leergewicht 1765 kg, Laderaum 520 l bis 1050 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 18 kWh /100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz A
Preis 35’989 Franken

Mehr

Das war super

Mit 4,41 Metern Länge ist der China-Stromer ein kleines Platzwunder. 520 Liter, bei umgeklappten Sitzen sogar 1050 Liter, Kofferraumvolumen bieten genügend Platz und im Fond profitieren Passagiere von grosser Beinfreiheit. Durch das serienmässige Panoramadach wirkt der Innenraum freundlich-hell und es vermittelt ein gutes Raumgefühl.

Punkto Optionen ist es beim JAC simpel: Zur Wahl stehen einzig verschiedene Karosserie-Lackfarben. Die 360-Grad-Kamera, Tempomat, Sitzheizung und Bluetooth- sowie Smartphone-Schnittstelle (über die im JAC navigiert wird, weil es kein integriertes Navi gibt) sind dagegen serienmässig an Bord.

Das war schwach

Der Fahreindruck des JAC e-JS4 war so lange gut, bis wir an einem ansteigenden Kreuzungsstopp wieder anfahren wollen. Da rollt uns der China-Stromer plötzlich unangenehm zurück, ehe der E-Motor mit einiger Verzögerung einsetzt und das Auto vorwärts beschleunigt. Leider kein Einzelfall – und auf Dauer beim Rangieren oder im Stop-and-Go-Verkehr ziemlich nervig und auch nicht ganz ungefährlich.

So gut die Ausstattung des e-JS4 ist, vermissen wir doch einige Assistenten, die die Konkurrenz heute meist serienmässig oder wenigstens optional anbietet. So gibts bei JAC weder Abstands-Sensoren noch einen Totwinkelwarner oder einen aktiven Spurhalteassistenten.

Das bleibt

Überzeugt hat uns nebst dem aufgeräumten Cockpit und dem guten Platzangebot die grosse Reichweite. Selbst ohne besonders sparsames Fahren sind 410 Kilometer mit einer Akkuladung realistisch. So gesehen ist der JAC e-JS4 eine praktische und alltagstaugliche Familien-Kutsche ohne viel Firlefanz.

Zumal auch der Preis von 35'989 Franken fürs Gebotene in Ordnung geht. Obwohl wir für ein Fahrzeug «made in China» und dem Wissen um den preissensiblen Importeur im Hintergrund vielleicht noch einen etwas günstigeren «Kampfpreis» erwartet hätten. Denn ab 36'060 Franken erhalten wir auch einen nicht ständig zurückrollenden Opel Mokka e mit modernster Elektro-Antriebstechnik und serienmässigen Assistenzsystemen.

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