Kleiner Smart im grossen Blick-Test
Wie viel Smart steckt im neuen #1?

Smart bringt unter der neuen chinesischen Führung sein erstes Modell in die Schweiz. Dabei ist vom Smart, wie wir ihn kannten, praktisch nichts mehr übrig geblieben. Warum das aber nicht grundsätzlich schlecht ist, zeigt unser ausgiebiger Test des #1.
Publiziert: 18.10.2023 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2023 um 09:45 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

«Ist das wirklich ein Smart?», werden wir während unserer Testfahrt des Öftern gefragt. Unsere Antwort: Jein. Fakt ist: Mit dem alten Smart Fortwo hat der #1 (sprich: Hashtag One) nichts mehr gemeinsam. Denn seit drei Jahren gehört Smart nicht mehr nur zu Mercedes, sondern zur Hälfte auch dem chinesischen Autohersteller Geely. Das Design stammt aus Deutschland, die Technik und Plattform kommt aus China, und auch die Produktion findet in China statt.

Vor der Fahrt

Aus dem 2,70 Meter kurzen Cityflitzer Fortwo wurde ein 4,27 Meter langer Kompakt-SUV. Der Innenraum ist aufgeräumt und flott gestylt, auch wenn in der von uns getesteten Basisversion Pro+ an einigen Stellen Hartplastik hervorblitzt. Ein echter Eyecatcher ist der grosse Touchscreen, der dafür sorgt, dass sich auf der Mittelkonsole keine physischen Knöpfe mehr befinden. Diese gibts nur noch unterm Display in Form von Touchflächen. Der Radstand von 2,75 m sorgt für reichlich Platz sowohl für die vorderen als auch die hinteren Insassen. Dank des Panorama-Glasdachs herrscht innen allgemein ein tolles Raumgefühl.

Auf der Strasse

Die Leistung bezieht der Chinese aus einem 272 PS (200 kW) und 384 Nm Drehmoment starken Elektromotor an der Hinterachse. Der Smart beschleunigt flott, aber nicht brachial: 6,7 Sekunden dauert der Sprint auf Tempo 100, bei 180 km/h ist Schluss. Cool: Die Leistung steht beim Tritt aufs Gas zwar etwas verzögert, dafür vollständig zur Verfügung, womit ein Überholmanöver schnell vonstattengeht. Nervig sind die vielen Warngeräusche, etwa beim leichten Überschreiten der gültigen Höchstgeschwindigkeit. Dieser Tempowarner muss bei jedem Neustart wieder mühsam im Menü ausgeschaltet werden.

Das Design des #1 kommt aus Deutschland, die Technik und Plattform aus China, und auch die Produktion findet in China statt.
Foto: Lorenzo Fulvi
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Smart #1 Pro+

Antrieb 1 Elektromotor, Leistung 272 PS (200 kW), 343 Nm, 1-Gang-Getriebe, Hinterradantrieb, Akku brutto 66 kWh (netto 62 kWh)
Fahrleistungen 0–100 km/h 6,7 s, Spitze 180 km/h
Masse L/B/H 4,27/1,82/1,64 m, Leergewicht 1800 kg, Kofferraum 323–986 l + 15 l Frunk
Verbrauch WLTP/Test 17,4/16,3 kWh/100 km = 420/380 km Reichweite, CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie A
Preis Testwagen Pro+ für 38'490 Fr., Premium für 41'480 Fr., Launch Edition für 42'780 Fr., Brabus für 45'480 Fr.

Antrieb 1 Elektromotor, Leistung 272 PS (200 kW), 343 Nm, 1-Gang-Getriebe, Hinterradantrieb, Akku brutto 66 kWh (netto 62 kWh)
Fahrleistungen 0–100 km/h 6,7 s, Spitze 180 km/h
Masse L/B/H 4,27/1,82/1,64 m, Leergewicht 1800 kg, Kofferraum 323–986 l + 15 l Frunk
Verbrauch WLTP/Test 17,4/16,3 kWh/100 km = 420/380 km Reichweite, CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie A
Preis Testwagen Pro+ für 38'490 Fr., Premium für 41'480 Fr., Launch Edition für 42'780 Fr., Brabus für 45'480 Fr.

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Das war gut

In der Basisversion Pro+ gibts neben Panoramadach und Fahrersitzheizung noch Ambientebeleuchtung und eine in Längsrichtung verstellbare Rückbank. Das sorgt entweder für mehr Lade- oder mehr Fussraum für die hinteren Passagiere. Platz gibt es für die Insassen ohnehin genug: So können gut auch zwei erwachsene Personen ohne Einschränkungen hinten sitzen. Auch der Verbrauch kann sich sehen lassen: In unserem Test erreichen wir im Schnitt 16,3 kWh/100 km. Bei einer Batteriekapazität von 62 Kilowattstunden ergäbe das eine errechnete Reichweite von rund 380 Kilometern. Wer zudem mehrheitlich in der Stadt fährt und statt den Sport- öfter den Komfortmodus wählt, sollte im Alltag auch über 400 Kilometer schaffen. Ebenfalls positiv: Dank 150 kW Ladeleistung dauert der Stopp an der Ladesäule von 10 auf 80 Prozent weniger als 30 Minuten.

Das war schlecht

Etwas kurios wirds beim Einstieg in den #1: Um die Türe zu öffnen, fahren die Griffe aus, jedoch kann man diese nur von unten greifen – je nach Situation kann das mühsam sein. Und so sehr das zentrale Touchdisplay grafisch überzeugt. Es funktioniert zum einen nicht immer flüssig, zum anderen nervt schnell, dass wirklich jede Funktion digital gesteuert werden muss. Das sorgt besonders anfangs für erhöhte Ablenkung beim Fahren. Ausserdem wird der Smart in China gebaut – für viele europäische Autokunden, auch für manche Schweizerinnen und Schweizer – ein Argument gegen das E-Auto.

Das bleibt

Für 38'490 Franken bekommt man im Smart #1 viel Auto für wenig Geld. Neben reichlich Platz gibts eine umfangreiche Ausstattung und dennoch genügend Leistung, um mal flott zu überholen. Zudem erhält man zahlreiche Assistenten wie Parksensoren, 360-Grad-Kamera und einen Autobahnassistenten mit adaptivem Tempomat. Bleibt noch die Frage, ob man sich für rund 7000 Franken Aufpreis nicht lieber die Allrad-Version Brabus mit 428 PS (315 kW) leistet.

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