Erste Fahrt im Zeekr 001
Porsche, Tesla und Co. müssen sich in Acht nehmen

China-Newcomer Zeekr will den europäischen Markt im Premiumsegment erobern. Ende dieses Jahres ist die Einführung des kleinen SUV X geplant – 2024 soll der Zeekr 001 folgen. Blick sass schon am Steuer und weiss, was der neue Gegner von Porsche, Tesla und Co. kann.
Publiziert: 01.01.2024 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2024 um 13:58 Uhr
Wolfgang Gomoll

Der chinesische Autogigant Geely ist kurz davor, mit der Edel-Tochter Zeekr den europäischen Markt zu erobern. Der kompakte Elektro-SUV Zeekr X wird Ende Jahr den Start markieren. Schon kurz darauf rollt ein weiterer Herausforderer in der Sportwagen-Liga auf den Platz. Sein Name: Zeekr 001.

Dessen bullig-schnittiger Auftritt gleicht dem anderer potenter Elektro-Sportler wie etwa dem Porsche Taycan. Genau die soll der chinesische Stromer das Fürchten lehren. Noch vor ein paar Jahren hätte man bei diesen Worten lächelnd abgewunken – diese Zeiten sind vorbei.

China-Stromer für Europa

Bei den Autos aus dem Reich der Mitte ist zwar noch längst nicht alles Gold, was elektrisch glänzt – doch die Entwicklungsschritte, die chinesische Hersteller wie Nio, BYD und Co. hinlegen, sind beeindruckend. Für den Eintritt in den europäischen Markt ist für den Geely-Konzern die Zusammensetzung eines stimmigen Pakets entscheidend. «Wir haben das Auto auf die europäischen Bedürfnisse abgestimmt. Die chinesische Version fährt anders», erklärt Chefingenieur Ralph Stenger.

Geely-Tochter Zeekr aus China will den europäischen Markt erobern: Mit dem Zeekr 001 rollt ein neuer Herausforderer auf den Platz.
Foto: zVg
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Wer ist Geely?

Geely ist die Konzernmutter von Lynk & Co, Volvo, deren Elektromarke Polestar und dem britischen Sportwagen-Leichtgewicht Lotus. Ausserdem baut das 1986 gegründete chinesische Unternehmen die typischen London-Taxis und hat ein paar China-Automarken unterm Schirm, von denen wir noch nie gehört haben. Seit 2018 gehören ihm 9,7 Prozent vom Daimler-Konzern. Im Jahr 2023 setzte Geely mit 120'000 Mitarbeitenden umgerechnet über 22,4 Milliarden Franken um.

Geely ist die Konzernmutter von Lynk & Co, Volvo, deren Elektromarke Polestar und dem britischen Sportwagen-Leichtgewicht Lotus. Ausserdem baut das 1986 gegründete chinesische Unternehmen die typischen London-Taxis und hat ein paar China-Automarken unterm Schirm, von denen wir noch nie gehört haben. Seit 2018 gehören ihm 9,7 Prozent vom Daimler-Konzern. Im Jahr 2023 setzte Geely mit 120'000 Mitarbeitenden umgerechnet über 22,4 Milliarden Franken um.

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Beispielsweise wurden die Sitze in der europäischen Version mit einem festeren Schaum versehen, als das in China der Fall ist. Und im Gegensatz zum Nio ET7 ist die Projektionsluke des Head-up-Displays beim 001 mit Rahmenverkleidung versehen. Der Rest des Interieurs ist mit Leder und anderen hochwertigen Materialien überzogen. Neben 8,8-Zoll-Digitalinstrumenten thront in der Mitte ein mächtiger 14,7-Zoll-Infotainment-Touchscreen.

Raumwunder mit Reichweite

Aufgrund der Batteriekapazität von 100 Kilowattstunden (kWh) kommt die allradgetriebenen Privilege-Version mit 400 kW (544 PS) und 686 Nm Drehmoment bis zu 580 Kilometer weit. In der Long-Range-Version mit Heckantrieb und 200 kW (272 PS) wächst die Reichweite auf 620 Kilometer an.

Als Verbrauch gibt Zeekr bei der Privilege-Version 18,5 kWh pro 100 Kilometer an. Nach unserer Testfahrt, bei der wir nur kurz auf der Autobahn unterwegs waren, meldete der Bordcomputer 21,5 kWh/100 km. Über den verbauten 22-kW-Onboard-Lader sind die leeren Akkus an der Wallbox nach fünfeinhalb Stunden voll. Mit maximal 200 kW am DC-Schnelllader dauerts rund 30 Minuten, bis die Batterie von 10 auf 80 Prozent gefüllt ist.

Der 4,95 Meter lange chinesische Luxus-Stromer hat einen Radstand von drei Metern. Vom grosszügigen Raumangebot profitieren alle Passagiere im Fond. Lediglich beim Kofferraum runzeln wir die Stirn: Der ist mit einem Volumen von 539 Litern zwar ganz ordentlich, aber das schräge Heck minimiert die Praktikabilität. Ausserdem ist die Ladekante ziemlich hoch.

Wie fährt sich der Luxus-Stromer?

Die Fahrmodi unterscheiden sich deutlich. Auf «Sport» gehts brachial voran: Bereits nach 3,8 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Auf Eco und Comfort ist der Zeekr 001 gebremst unterwegs, was das Fahren in der Stadt entspannter gestaltet. Bei der Rekuperation kann zwischen den drei Stufen mild, stark und One-Pedal-Drive ausgewählt werden – ganz ausschalten lässt sie sich nicht. Die Rekuperation ist aber ohnehin schwer dosierbar und auch ein genauer Druckpunkt fehlt. «Wir sind mit dem Auto noch nicht ganz fertig,» beruhigt Ralph Stenger.

Das Luftfahrwerk mit den adaptiven Dämpfern agiert indes durchaus harmonisch. Selbst im Komfortmodus wippt die Karosserie nicht nervig nach. Am besten gefällt uns die Sport-Einstellung, bei der der Aufbau des Wagens straffer ist, aber immer noch komfortabel. Temposchwellen schluckt der Stromer ganz entspannt. Die Lenkung könnte etwas direkter sein, aber das fügt sich gut in das komfortable Gesamtkonzept des Fahrzeugs ein. Durch den Allradantrieb kommt auf kurvigen Überlandstrassen durchaus Freude auf – trotz des stattlichen Gewichts von 2350 Kilogramm.

Bezahlbarer Gegner von Porsche, Tesla und Co

Wann Zeekr mit dem neuen Platzhirsch 001 in der Schweiz präsent sein wird, steht noch genauso in den Sternen wie der Preis. In Schweden und Holland, wo der Elektro-Sportler bereits angeboten wird, gehts ab umgerechnet rund 57'600 Franken für die Long-Range-Version los. Ein echt fairer Deal, bietet sie doch schon Annehmlichkeiten wie ein Panorama-Glasdach, 21-Zoll-Reifen, 21 Fahrassistenten und ein Yamaha-Soundsystem.

Die von uns gefahrene Privilege-Variante hat eine noch umfangreichere Ausstattung: von Luftfederung über Massagesitze vorne bis zur Dreizonen-Klimaanlage. Allerdings steigt bei der Allrad-Version auch der Preis auf umgerechnet mindestens 65'400 Franken. Doch vor dem Hintergrund, dass der chinesische Konkurrent Nio ET7 ab 66'800 Franken startet und der Porsche Taycan 4 Cross Turismo nicht unter 110'000 Franken zu haben ist, dürfte Zeekrs erfolgreichem Einzug auf den Automarkt Europas nichts im Wege stehen.

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