Limitierter Civic Type R im ersten Test
Hondas giftiges Dutzend

Honda bringt mehr Auswahl in sein Sportmodell: Den 320 PS starken Civic Type R gibts als besonders harten Typ, neu aber auch als Softie mit weniger Geflügel. BLICK hat ihn getestet.
Publiziert: 01.10.2020 um 00:56 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2021 um 07:24 Uhr
Martin A. Bartholdi

Hat sich Honda von Bienen und Feuersalamandern inspirieren lassen? In der Natur ist Gelb vor allem in Kombination mit Schwarz eine Warnung: Vorsicht, ich bin ziemlich giftig und bekomme Dir nicht!

Der überarbeitete Civic Type R soll uns dagegen ganz besonders bekommen als sportliche Limited Edition – nur in «Sunlight Yellow»-Gelb und dazu mit schwarzen Elementen wie der Hutze in der Motorhaube, Dach und Spiegel-Gehäusen. Will Honda damit die Konkurrenz der Kompaktsportler warnen? Immerhin ist die Limited Edition noch radikaler als der «normale» Type R.

Ohne Komfort noch sportlicher

Die Ingenieure haben der sowieso schon leichten Sportversion des Civic (1405 kg) nochmals 47 Kilo abgenommen. Die Folge sind, logisch, Komforteinbussen – denn dieser Radikal-Diät fallen etwa Infotainment samt Rückfahrkamera, Klimaanlage oder Lautsprecher zum Opfer. Im Kofferraum fehlt nicht nur das Reserverad, sondern sogar der ganze Boden, so dass unsere Einkäufe in die Radmulde müssen. Immerhin gibts dadurch 37 Liter mehr Ladevolumen (457 bis 1246 l) und eine klassische Lüftung mitsamt Heizung ist noch an Bord.

Honda hat seinen Kompaktsportler Civic Type R überarbeitet.
Foto: Werk
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Klebt richtig auf der Strasse

Der Limited Edition ist dafür auf Sport getrimmt. Starten wir den Vierzylinder-Turbobenziner, ist schon der Sport-Modus aktiviert. Mit dem R-Modus lässt der radikalste R sich noch schärfen; für den Alltag gibts den Komfort-Modus. Denn der Type R hat adaptive Dämpfer. Die sind das Geheimnis seiner Schnelligkeit.

Beim Beschleunigen, Bremsen und Einlenken nickt oder neigt sich ein Auto: nach vorne oder hinten sowie nach links oder rechts. Die Sensoren prüfen die Fahrsituation 20'000 mal pro Sekunde (vorher 2000 mal) und senden die Daten an die Steuer-Software. Diese wirkt dann über die Dämpfer den Bewegungen entgegenwirken, womit das Auto ruhiger und stabiler «liegt».

Resultat: sensationelle Strassenlage bei allen Tempi. Auf unserer Testfahrt von Andermatt UR über den Oberalp- und Lukmanierpass nach Ambri TI lässt sich der Type R kaum aus der Ruhe bringen. Der Fronttriebler schiebt kaum über die Vorderräder und klebt selbst bei nassem Belag regelrecht auf der Strasse.

Kleine Sünde im Tropfen

Präzise lenkt der Honda-Sportler um Haarnadelkurven, und über die knackige Handschaltung fallen die Gänge fast von selber rein. Ob das an der neuen Tropfen- statt Kugelform des Schaltknaufs und der kleinen Gewichts-Sünde des Gegengewichtes von 90 Gramm liegt? Beides soll das Schaltgefühl und die Genauigkeit verbessern. Auch die technischen Daten stimmen. Der Turbo leistet wie bisher 320 PS (235 kW) und hat ein Drehmoment von 400 Nm. Auf Tempo 100 schafft es der Limited Edition in 5,7 Sekunden, während die anderen Type R hier 0,1 Sekunden langsamer sind. Die Spitze liegt bei 272 km/h.

Neuer Nürburgring-Rekord?

Wohl im Frühling soll der extrovertierte Alltagssportler einen Angriff auf den Streckenrekord für Fronttriebler auf der Nürburgring-Nordschleife (D) starten und dann einem Franzosen quasi die giftgelbe Karte zeigen. Denn die Honda-Leute murren über den offiziellen Rekord des Renault Mégane R.S. Trophy-R, weil der ihn den Japanern als limitiertes Sondermodell ohne Rücksitz weggeschnappt hat. Dass auch der Limited Edition limitiert und entrümpelt ist, erwähnt Honda in diesem Zusammenhang lieber nicht.

So viel kostet der Sportler

So oder so: Der überarbeitete Civic Type R ist an einem grösseren Kühlergrill und Mini-Flügeln über den Nebellampen zu erkennen. Die Preise starten bei 44'800 Franken. Die bewusst weichgespülte «Sport Line»-Version mit dezenterem Heckflügel und besserer Lärmdämmung kostet ab 48'300 Franken. Für die Limited Edition werden dann schon 54'800 Franken fällig. Lange überlegen sollten Fans jedoch nicht. Nur 100 Stück davon kommen nach Europa, zwölf sind für die Schweiz reserviert – also mehr als für Frankreich oder Italien.

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