Porsche 911 Sport Classic
Unvernünftiges Sammlerstück

Porsches neuer 911 Sport Classic stellt mit breiter Karosserie, Entenbürzel-Heckspoiler und Doppelkuppeldach optisch viele andere Porsche-Elfer in den Senkel. Blick hat den limitierten Sportwagen getestet.
Publiziert: 04.07.2023 um 16:46 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Optisch inspiriert vom Ur-911 und dem Carrera RS 2.7 gibt es den Porsche 911 Sport Classic nur 1250 Mal. Die limitierte Kleinserie der Porsche Exklusive Manufaktur in Stuttgart lässt den Sportwagen-Style der 60er- und 70er-Jahre aufleben und gehört – nach dem 911 Targa 4S Heritage Design Edition – zum zweiten von vier Sammlerstücken aus der Heritage Design Strategie.

Vor der Fahrt

An diesem 911er kann man nicht vorbeigucken, denn schon die grosse 60 auf den Türen ist kaum zu übersehen. Übrigens hat diese Zahl keine Bedeutung, denn der Kunde kann von 01 bis 99 eine Zahl wählen – oder keine aufs Auto machen lassen. Auch die hell lackierten Streifen auf der Haube in Sportgraumetallic fallen auf; zudem gibt es vorne das Porsche-Wappen im Design von 1963. Innen überzeugt die hochklassige Verarbeitung mit einem Materialmix aus Leder und Holz. Mit kariertem Pepita-Stoff à la 1970er-Jahre sind die Mittelbahnen der Sitze und die Türverkleidungen überzogen. Ein Cockpit wie eine Zeitmaschine, die uns 50 Jahre in die Vergangenheit bringt.

Auf der Strasse

Genug der Optik – wie fährt sich so ein Sammlerstück eigentlich? Für einen Sportwagen sitzt man gemütlich; auch nach längerer Fahrzeit gibts keine Rückenbeschwerden. Der 3,7 Liter grosse 6-Zylinder-Boxermotor mit doppelter Aufladung liefert 550 PS (405 kW) und 600 Nm Drehmoment – üppige Kraft, die per manuellem 7-Ganggetriebe komplett auf die hinteren Räder wirkt. Prinzipiell könnte man sagen, der Sport Classic sei ein 911 Turbo mit etwas weniger Leistung und Handschaltung – technisch ist das wirklich so. Das Fahrwerk wurde vom 911 Turbo und GTS abgeleitet und schafft perfekt die Balance zwischen Langstreckenkomfort und sportlicher Gangart.

Nur 1250 Exemplare gibts vom optisch vom Ur-911 und dem Carrera RS 2.7 inspirierten Porsche 911 Sport Classic.
Foto: Lorenzo Fulvi
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Porsche 911 Sport Classic

Antrieb 3,7-l-B6-Turbobenziner, 550 PS (405 kW), 600 Nm@2000–6000/min, 7-Gang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 4,1 s, Spitze 315 km/h (elektronisch abgeriegelt)
Masse L/B/H 4,56/1,90/1,30 m, Leergewicht 1570 kg, Kofferraum 264 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 12,6/14,7 l/100 km, 285/350 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis ab 338'900 Franken, Testwagen inkl. Optionen 339'570 Franken (Basismodell 911 Carrera ab 137'100 Franken)

Antrieb 3,7-l-B6-Turbobenziner, 550 PS (405 kW), 600 Nm@2000–6000/min, 7-Gang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 4,1 s, Spitze 315 km/h (elektronisch abgeriegelt)
Masse L/B/H 4,56/1,90/1,30 m, Leergewicht 1570 kg, Kofferraum 264 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 12,6/14,7 l/100 km, 285/350 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis ab 338'900 Franken, Testwagen inkl. Optionen 339'570 Franken (Basismodell 911 Carrera ab 137'100 Franken)

Mehr

Das war gut

Der 911er reagiert extrem direkt aufs Gaspedal. Im normalen Modus bleibt er entspannt, im Sportmodus wird er sehr giftig. Die Sitzposition passt wie angewachsen, die Bremsen packen zu, als würfe man einen Anker. Finger weg beim morgendlichen Start im Wohnquartier – aber unterwegs singt und trompetet der Sport Classic bei offenen Auspuffklappen, dass sich die Nackenhaare aufstellen. Eine sogenannte Auto-Blip-Funktion gleicht im Getriebe per automatischem Herunterschalten die Drehzahlunterschiede zwischen den Gängen mit Zwischengas aus – das mussten unsere Grosseltern noch manuell in der Fahrschule lernen. Damit hängt der 911er direkter am Gas. Und gut klingen tuts auch.

Das war schlecht

Beim manuellen 7-Ganggetriebe verschaltet man sich ab und an, weils ungewohnte vier Gassen im Schaltschema gibt. Das manuelle 6-Ganggetriebe aus dem GT3 Touring hätte doch bestimmt auch gepasst und uns das Leben einfacher gemacht. Verbrauchstechnisch spielt der Sport Classic im unteren zweistelligen Bereich – und dies mit knapp zwei Litern mehr als angegeben. Um fair zu sein: Wir waren auch flott unterwegs. Wer den Startpreis von 338'900 Franken auf den Tisch blättern kann, dürfte allerdings mit den Tankrechnungen auch kein Problem haben.

Das bleibt

Optisch herrscht Einigkeit – dieser limitierte Porsche 911 schaut grossartig aus. Natürlich ist der Sport Classic unvernünftig – Mobilität gäbs auch mit einem Kleinwagen. Aber bei welchem Sportwagen wäre das anders? Wie wohl bei jeder limitierten Elfer-Variante sind die insgesamt 1250 gefertigten Exemplare schon ausverkauft. Schade nur, dass viele in Sammlergaragen verschwinden werden und dort von Fahr- zu Stehzeugen mutieren. Gut möglich, dass mancher Eigner nie erleben wird, wie viel Spass der 911 Sport Classic bereiten kann.

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