VWs E-Flaggschiff ID.7
So fährt sich der Elektro-Passat

Klappt alles wie geplant, dürften noch in diesem Jahr die ersten VW ID.7 an Schweizer Kunden ausgeliefert werden. Blick ist das Flaggschiff der ID-Elektrofamilie bereits gefahren.
Publiziert: 16.11.2023 um 13:49 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2023 um 17:44 Uhr
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Eine grosse Reichweite und viel Langstreckenkomfort – das waren für die Entwickler des neuen VW ID.7 die wichtigsten Vorgaben. Schliesslich ist das Flaggschiff der ID-Elektrofamilie so etwas wie das elektrische Pendant zum VW Passat – dem beliebten Flottenauto für Vertreter und sonstige Vielfahrer.

Optisch gefällt der ID.7, den es anfangs nur als 2,3 Tonnen schwere Limousine gab, in einem Jahr aber auch als Kombi geben wird. Im Vergleich zu seinen kleineren ID-Brüdern wirkt er nicht ganz so spacig, sondern eher wie ein ganz normales Auto. Trotzdem wurde bei der Formgebung natürlich Wert auf eine gute Aerodynamik gelegt. Denn im Lastenheft stand: grosse Reichweite. Und die erreicht man nicht zuletzt mit wenig Luftwiderstand der Karosserie. Der cW-Wert von 0,23 der 4,96 Meter langen ID.7-Karosserie darf sich denn auch sehen lassen. Und liegt zum Beispiel nur 0,02 über jenem der besonders windschlüpfigen Hyundai Ioniq 6 oder Nio ET7.

Zum Start nur Limousine und ein Akku

Zum Verkaufsstart (hat eben begonnen, die ersten Auslieferungen in der Schweiz werden noch vor Ende Jahr erwartet) gibts den ID.7 mit netto 77 kWh grossem Akku und 286 PS (210 kW) sowie 545 Nm starkem Elektromotor an der Hinterachse. Dank eines Durchschnittsverbrauchs von 14,1 bis 16,3 kWh pro 100 Kilometer liegen im ID.7 in dieser Konfiguration bis 621 WLTP-Kilometer Reichweite mit einer Akkuladung drin.

Voraussichtlich noch vor dem Jahreswechsel werden die ersten VW ID.7 bei uns ausgeliefert.
Foto: Zvg
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Nächstes Jahr wird es den ID.7 Pro zudem als ID.7 Pro S geben – mit grösserem 85-kWh-Akku. Damit sollen dann gar Reichweiten von gegen 700 Kilometer drin liegen. Was wir auch noch positiv vermerken möchten: Endlich hat VW beim Ladetempo zugelegt. So lädt der ID.7 am Schnelllader mit 170 Kilowatt, der ID.7 Pro S mit 200 Kilowatt. So werden beide Akkus in deutlich weniger als einer halben Stunde am DC-Lader von 10 auf 80 Prozent geladen.

Doch wie fährt sich das ID.7-Flaggschiff?

Erstaunlich unspektakulär, aber äusserst souverän und komfortabel. Bei der Entwicklung des Fahrwerks mit adaptivem Dämpfungssystem betrieben die VW-Ingenieure einen ziemlichen Aufwand, was sich aber gelohnt hat. Der ID.7 federt äusserst angenehm, ohne eine zu weiche Sänfte zu sein.

Praktisch: Es gibt fixe Programme wie Komfort oder Sport, die sich manuell jedoch noch zusätzlich mit bis zu zwei Stufen weicher beziehungsweise härter individuell anpassen lassen. Wir finden allerdings bereits die jeweiligen Standardabstimmungen prima. Das gilt im Übrigen auch für die Lenkung, die äusserst präzise arbeitet und stets guten Fahrbahnkontakt vermittelt. Der Wendekreis ist auch ohne Allradlenkung (gibts für den ID.7 nicht) mit 10,9 Metern für eine fast fünf Meter lange Limousine angenehm klein und lässt das Flaggschiff auch beim Manövrieren handlich erscheinen.

Innen gibts dank des extrem langen Radstands (fast drei Meter!) viel Platz für die Beine der hinteren Insassen. Und trotz der im Unterboden zwischen den Achsen platzierten Akkus und der dadurch etwas höheren Sitzposition sowie sanft abfallender Dachlinie auch ausreichend Kopffreiheit für die Passagiere. Mit 532 Litern ebenfalls sehr geräumig ist das Gepäckabteil, das sich zudem durch die grosse, nach oben schwingende Heckklappe auch bequem beladen lässt.

Kundenkritik wurde erhört

Beim Cockpit für den ID.7 ging VW auf die Kundenkritik bei den Vorgängern ID.3 und ID.4 ein. Das heisst: Alleine das Ambiente wirkt jetzt dank der Verwendung anderer Materialien wertiger. Als Kommandozentrale gibts zwischen Fahrer und Beifahrer einen 15 Zoll grossen Touchbildschirm. Darauf kann man direkt über Kacheln auf wichtige Funktionen zugreifen. Praktisch: Wichtige Funktionen können individuell auf einer separaten Leiste abgespeichert und für Direktzugriff reserviert werden – ähnlich fixer Bedientasten.

Die Bedien-Slider für Klima und Temperatur sind jetzt endlich auch beleuchtet – und apropos Beleuchtung: Fürs Ambientelicht im Interieur gibts über 30 verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten. Alle relevanten Daten wie Tempo oder Navi-Anweisungen werden per Head-up-Display in die Frontscheibe projiziert – allerdings waren für uns mit Gleitsichtbrille diese Einblendungen nicht immer ganz scharf abzulesen. Und so gibts hinter dem Lenkrad nur noch ein ganz kleines Display für die notwendigsten Anzeigen.

Fazit: Der ID.7 ist bis jetzt der mit Abstand beste Vertreter der VW-Elektrofamilie. Zum Preis ab 66’500 Franken bietet er viel Komfort, Platz – und mit über 600 Kilometern auch ordentlich Reichweite. Und wenn nächstes Jahr die bei uns bestimmt populärere Kombivariante folgt (vielleicht sogar zum selben Preis wie die Limousine?), sollte dem Erfolg des ID.7 nichts mehr im Wege stehen.

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