Das kann das E-Bike der Superlative
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Miloo Xplorer Beast im Test:Das kann das E-Bike der Superlative

Genfer Start-up Miloo kooperiert mit Nespresso
Ein E-Bike aus recycelten Kaffeekapseln

Um die Ökobilanz seiner als Autoersatz gedachten E-Bikes zu verbessern, stellt das Genfer Start-up Miloo neu Rahmen und Felgen aus Kaffekapseln von Branchengigant Nespresso her. Bei den Batterien ist Recycling allerdings noch kein Thema.
Publiziert: 26.12.2023 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2023 um 18:58 Uhr
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Kaffeekapseln im Hausmüll zu entsorgen, ist alles andere als nachhaltig. Das hat auch Kaffeekapsel-Gigant Nespresso früh erkannt und bietet bereits seit 1991 diverse Recyclingmöglichkeiten für die kleinen Aluminiumbehälterchen an. Heute werden laut der Nestlé-Tochter 72 Prozent aller von ihr verkauften Alukapseln recycelt.

Einen Teil des Nespresso-Alus will das Genfer KMU Miloo ab Frühjahr 2024 für seine «Beast» genannten E-Bike-Modelle nutzen. Dafür ist das Unternehmen um Gründerpaar Anna Bory (40) und Daniel van den Berg (32) mit Nespresso eine Partnerschaft eingegangen. Konkret soll das aufbereitete Metall aus den Kapseln für Rahmen und Felgen genutzt werden – vorerst aber nur in einer limitierten Auflage.

87 Prozent weniger CO2

Die Ökobilanz der als «SUVs unter den E-Bikes» bezeichneten Elektrovelos könnte sicher aufgebessert werden: Immerhin bringen die als Autoersatz gedachten Zweiräder mit Breitreifen, starkem E-Motor und grossem Akku mindestens 35 Kilogramm auf die Waage (hier gehts zum Test: Dieses Biest ist der SUV unter den E-Bikes). Doch wie viele Kapseln werden in den mit Nespresso entworfenen E-Bikes überhaupt stecken? «Welche Anzahl pro Rahmen und Felge benötigt wird, können wir momentan noch nicht genau sagen», sagt Miloo-Gründerin Anna Bory. «Aber wir haben eine Tonne des recycelten Aluminiums für eine erste Serie von 100 bis 150 Velos gekauft.»

Das Genfer E-Bike-KMU Miloo um Gründerpaar Anna Bory und Daniel van den Berg ist eine Partnerschaft mit Kaffeegigant Nespresso eingegangen.
Foto: Thomas Meier
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Neben dem Aluminium aus in der Schweiz gebrauchten und recycelten Kaffeekapseln werden auch etliche andere Komponenten der E-Bikes aus rezyklierten Materialien bestehen. So werden die Lenkergriffe aus wiederverwertetem Kork, die Pedalen aus aufbereitetem Holz, die Reifen aus 100 Prozent recyceltem Pneus von Schwalbe in Deutschland und der Sattel aus recyceltem Kunststoff hergestellt. Selbst die Verpackungen der E-Bikes bestehen laut den Miloo-Gründern aus wiederaufbereitetem Karton – alle Bestandteile der Elektrovelos werden zudem möglichst umweltfreundlich mit dem Zug verschickt. Verglichen mit einem gewöhnlich hergestellten Miloo-Bike sollen so 87 Prozent der CO₂-Emissionen eingespart werden.

Alte Akkus werden zu Solarzellen

Nur bei den Batterien ist Recycling aktuell noch kein Thema: «Die derzeitig verfügbaren, recycelten Batterien sind leider nicht sicher genug. Wir achten aber darauf, nur mit erstklassigen Lieferanten zusammenzuarbeiten und nur Batteriezellen bester Qualität einzusetzen», erklärt Co-Gründer Daniel van den Berg. Alle Besitzer eines Miloo-Bikes hätten zudem die Möglichkeit, ausgediente Batterien recyceln zu lassen, um sie zu Batterien für Solarzellen zu verarbeiten.

«Seit wir Miloo gegründet haben, war es unser Traum, ein Bike aus möglichst vielen recycelten Materialien herzustellen», sagt van den Berg weiter: «Das Ökosystem der Branche muss grundlegend verändert werden. Mit dem Engagement möchten wir auch andere Mitbewerber im Bereich der Mikromobilität herausfordern, umweltfreundlichere Fahrzeuge zu entwickeln, die mittelfristig das Auto in den Städten ersetzen können.»

Odermatt fährt Miloo

Aktuell bietet Miloo die beiden Modelle «Classy Beast» (25 km/h) und «Mighty Beast» (45 km/h) an. Daneben hat das Genfer Unternehmen Anfang 2023 das Abenteurermodell Xplorer Beast vorgestellt (hier gehts zum Fahrbericht). Das mit 1000-Watt-E-Motor leistungsstärkste kommerzielle E-Bike auf dem Markt ist dank optionaler Sonnenkollektoren auch für weite Touren abseits der nächsten Steckdose konzipiert.

Anfang Oktober hat Miloo den Schweizer Skistar Marco Odermatt (26) als neuen Botschafter des Xplorer Beast vorgestellt. Mit ihm wird momentan ein neuartiges Gravel-Bike, eine Mischung aus Renn- und Mountainbike, entwickelt, das den amtierenden Weltmeister und Olympiasieger bei seinen Sommertrainings unterstützen soll. Vielleicht wird also auch Marco Odermatt bald mit einem Bike aus Kaffeekapseln unterwegs sein.

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