Das Miloo Beast im Blick-Test
Dieses Biest ist der SUV unter den E-Bikes

Die Modelle des Schweizer E-Bike-Anbieters Miloo sollen nichts weniger als die urbane Mobilität revolutionieren. Wir waren mit der 25-km/h-Variante des Beasts in Zürich unterwegs.
Publiziert: 14.07.2022 um 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2022 um 13:01 Uhr
Andreas Engel

Ihre Velos bezeichnen sie als SUVs unter den E-Bikes. Ihre Mission: Die urbane Mobilität revolutionieren. Anna Bory (39) und Daniel van den Berg (31) sind das Gründerpaar der noch jungen Schweizer E-Bike-Marke Miloo – ihre Ambitionen sind gross. Den zweiten eigenen Showroom hat Miloo im März in Zürich unweit des Hauptbahnhofs eröffnet. Neben dem Store in Genf ist die E-Bike-Marke noch in acht weiteren Schweizer Städten von Basel bis Zermatt VS vertreten.

In Zürich treffe ich Olivier Fabrikant (61), als General Manager für den Deutschschweizer Markt verantwortlich (siehe Interview). Wo Kunden sonst zur Beratung vorbeikommen, einen Kaffee trinken oder ihr Bike zum Service bringen, hole ich mir heute ein E-Bike für einen einwöchigen Test ab. Olivier Fabrikant nennt mir erst die wichtigsten Fakten des Classy Beast, welches Elektro-Unterstützung bis 25 km/h bietet: «Wir verwenden einen Heck-Motor von Bafang, der im 25er-Modell 500 Watt und bis zu 85 Nm Drehmoment leistet. Im Rahmen ist eine 672-Wattstunden-Batterie verbaut, die je nach Fahrstil für rund 70 Kilometer Reichweite sorgt.»

«Unser Bike soll die gleichen Ansprüche wie ein Auto erfüllen»

Nachgefragt bei Olivier Fabrikant (61), General Manager Deutschschweiz bei Miloo

Warum bezeichnet Miloo seine Velos als SUVs unter den Luxus-E-Bikes?
Olivier Fabrikant: Die Idee von Anna und Daniel war, ein E-Bike zu schaffen, das die gleichen Ansprüche erfüllt wie ein Auto – und so zum valablen Ersatz wird. SUV deshalb, weil diese äusserst vielseitig und sportlich sind, Kraft und eine grosse Reichweite haben. Miloo ist daher ein hybrides E-Bike, das sich dem Fahrer anpasst: Morgens bringt man die Kinder zur Kita, pendelt danach in die Stadt für einen Kaffee, transportiert mittags die Einkäufe aus dem Supermarkt nach Hause und geht am Wochenende mit Freunden auf längere Ausfahrten. So hat man quasi Citybike, Pendlerbike, Lastenbike und Trekkingbike in einem.

Und warum Luxus-E-Bikes? Die Einstiegspreise bewegen sich im normalen Wettbewerbsumfeld.
Der Preis hat nicht unbedingt etwas mit Luxus zu tun. Auch unsere E-Bikes können mit voller Ausstattung wie ABS, spezieller Rahmen- und Felgenfarbe und Zubehör über 10'000 Franken kosten. Bei Miloo bedeutet Luxus personalisieren und individualisieren; es gibt keine Bikes ab der Stange. In diesem Sinne ist Luxus bei uns demokratisiert: Die Preise für die bereits gut ausgestatteten Einstiegsversionen sind relativ tief, doch gegen Aufpreis erfüllen wir so gut wie jeden Wunsch. Zum Thema Luxus gehört für uns ausserdem ein umfassender Rundum-Service.

Wie kann man sich das vorstellen?
Wir versuchen alles, damit es unsere Kunden einfach haben. Wenn der Kunde das Bike bei uns kauft, liefern wir grundsätzlich nach Hause. Er kann zudem wählen, ob er den Service bei uns im Showroom machen lassen will, oder bei sich vor Ort – im Büro oder auch zu Hause. Je nach Wohnort gegen einen kleinen Unkostenbeitrag, aber sehr kostengünstig. Unsere Kunden, darunter viele Geschäftsleute und CEOs, suchen genau das: Top-Service und persönliche Beratung. Wenn es wirklich ein Problem mit dem E-Bike gibt – und das kommt höchst selten vor – können mich die Kunden jederzeit direkt anrufen.

Hat Miloo, wie viele andere E-Bike-Hersteller, mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen?
Nein. Und zwar deshalb nicht, weil wir die Komponenten alle direkt bei den Produzenten in Asien einkaufen und so auch unabhängig von Zwischenhändlern sind. Vor wenigen Wochen haben wir in Genf ein neues Lager samt Produktion bezogen, wo wir die Bikes wie von den Kunden konfiguriert zusammenstellen. Wenn der Kunde heute bei uns ein Bike bestellt, können wir es bereits in einer Woche liefern.

Olivier Fabrikant, General Manager Deutschschweiz bei Miloo
zVg

Nachgefragt bei Olivier Fabrikant (61), General Manager Deutschschweiz bei Miloo

Warum bezeichnet Miloo seine Velos als SUVs unter den Luxus-E-Bikes?
Olivier Fabrikant: Die Idee von Anna und Daniel war, ein E-Bike zu schaffen, das die gleichen Ansprüche erfüllt wie ein Auto – und so zum valablen Ersatz wird. SUV deshalb, weil diese äusserst vielseitig und sportlich sind, Kraft und eine grosse Reichweite haben. Miloo ist daher ein hybrides E-Bike, das sich dem Fahrer anpasst: Morgens bringt man die Kinder zur Kita, pendelt danach in die Stadt für einen Kaffee, transportiert mittags die Einkäufe aus dem Supermarkt nach Hause und geht am Wochenende mit Freunden auf längere Ausfahrten. So hat man quasi Citybike, Pendlerbike, Lastenbike und Trekkingbike in einem.

Und warum Luxus-E-Bikes? Die Einstiegspreise bewegen sich im normalen Wettbewerbsumfeld.
Der Preis hat nicht unbedingt etwas mit Luxus zu tun. Auch unsere E-Bikes können mit voller Ausstattung wie ABS, spezieller Rahmen- und Felgenfarbe und Zubehör über 10'000 Franken kosten. Bei Miloo bedeutet Luxus personalisieren und individualisieren; es gibt keine Bikes ab der Stange. In diesem Sinne ist Luxus bei uns demokratisiert: Die Preise für die bereits gut ausgestatteten Einstiegsversionen sind relativ tief, doch gegen Aufpreis erfüllen wir so gut wie jeden Wunsch. Zum Thema Luxus gehört für uns ausserdem ein umfassender Rundum-Service.

Wie kann man sich das vorstellen?
Wir versuchen alles, damit es unsere Kunden einfach haben. Wenn der Kunde das Bike bei uns kauft, liefern wir grundsätzlich nach Hause. Er kann zudem wählen, ob er den Service bei uns im Showroom machen lassen will, oder bei sich vor Ort – im Büro oder auch zu Hause. Je nach Wohnort gegen einen kleinen Unkostenbeitrag, aber sehr kostengünstig. Unsere Kunden, darunter viele Geschäftsleute und CEOs, suchen genau das: Top-Service und persönliche Beratung. Wenn es wirklich ein Problem mit dem E-Bike gibt – und das kommt höchst selten vor – können mich die Kunden jederzeit direkt anrufen.

Hat Miloo, wie viele andere E-Bike-Hersteller, mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen?
Nein. Und zwar deshalb nicht, weil wir die Komponenten alle direkt bei den Produzenten in Asien einkaufen und so auch unabhängig von Zwischenhändlern sind. Vor wenigen Wochen haben wir in Genf ein neues Lager samt Produktion bezogen, wo wir die Bikes wie von den Kunden konfiguriert zusammenstellen. Wenn der Kunde heute bei uns ein Bike bestellt, können wir es bereits in einer Woche liefern.

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Kleiner Hebel, grosse Wirkung

Das wichtigste Detail zeigt mir Fabrikant kurz vor Abfahrt: «Zum Anfahren musst du nur diesen kleinen Hebel am Lenker drücken, dann fährt das Bike selbstständig los, ohne dass du treten musst.» Ein Feature, das sich im Verlauf des Tests als äusserst nützlich erweisen wird. Denn ein Leichtgewicht ist das Beast nicht: Satte 35 Kilo bringt es auf die Waage – beim stärkeren 45-km/h-Modell (siehe Box) kommen noch weitere sechs Kilo für den zweiten Akku dazu.

Im März hat die junge Schweizer E-Bike-Marke Miloo um das Gründerpaar Anna Bory und Daniel van den Berg nach Genf ihren zweiten Showroom in Zürich eröffnet.
Foto: Thomas Meier
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Miloos 45-km/h-Modell: das Mighty Beast

Im Rahmen des Tests mit dem Miloo Classy Beast konnte Mobilitäts-Redaktor Andreas Engel auch die 45-km/h-Variante unter die Räder nehmen: das Mighty Beast. Technische Unterschiede sind der stärkere 750-Watt-Motor, für die Kraftübertragung sorgt hier serienmässig ein CDX-Riemen – Kettenschaltung ist optional erhältlich. Zur Ausstattung zählen des weiteren zwei Aussenspiegel, ein dynamisches Blinkersystem, Hupe und Lichtautomatik mit Fernlichtfunktion. Der serienmässige Zusatzakku im Gepäckträger sorgt für Reichweiten bis zu 100 Kilometer. Die kurze Ausfahrt zeigt: Das Mighty Beast tritt deutlich kräftiger an, beschleunigt über den Gashebel je nach Unterstützungsstufe fast bis zur Spitze von 45 km/h und lässt selbst Autos an der Ampel stehen. Doch so viel Kraft kostet: Miloos Topmodell startet ab 6375 Franken.

Thomas Meier

Im Rahmen des Tests mit dem Miloo Classy Beast konnte Mobilitäts-Redaktor Andreas Engel auch die 45-km/h-Variante unter die Räder nehmen: das Mighty Beast. Technische Unterschiede sind der stärkere 750-Watt-Motor, für die Kraftübertragung sorgt hier serienmässig ein CDX-Riemen – Kettenschaltung ist optional erhältlich. Zur Ausstattung zählen des weiteren zwei Aussenspiegel, ein dynamisches Blinkersystem, Hupe und Lichtautomatik mit Fernlichtfunktion. Der serienmässige Zusatzakku im Gepäckträger sorgt für Reichweiten bis zu 100 Kilometer. Die kurze Ausfahrt zeigt: Das Mighty Beast tritt deutlich kräftiger an, beschleunigt über den Gashebel je nach Unterstützungsstufe fast bis zur Spitze von 45 km/h und lässt selbst Autos an der Ampel stehen. Doch so viel Kraft kostet: Miloos Topmodell startet ab 6375 Franken.

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König auf dem Velostreifen

Ich stürze mich in Zürichs Feierabendverkehr – und merke schnell: Das Fahrgefühl ist definitiv ein anderes als bei meinem elf Kilo leichteren Referenz-E-Bike. Die Sitzposition ist aufrechter, bei Wendemanövern oder in engeren Kurven fehlts dem Miloo spürbar an Agilität. Klar ist aber auch: Das Beast ist kein Rennrad und mehr auf Komfort und Sicherheit ausgelegt. Und hier kann es punkten: Dank der hohen Sitzposition auf dem wirklich bequemen Sattel thront man wie ein König auf dem Velostreifen – und hat die Aufmerksamkeit auf sicher: Von kleinen Kindern mit grossen Augen über ungläubig hinterherschauende Jugendliche bis zu anerkennend zurufenden Bauarbeitern haben wir im Test alles erlebt. Die breiten 29-Zoll-Reifen nehmen Tramschienen jeden Schrecken – besonders in einer Stadt wie Zürich ein wichtiges Argument. Und dank der Anfahr-Automatik ist das Beast auch für Schaltfaule geeignet. An der Ampel beschleunigt es bis 20 km/h, erst danach muss man wieder selbst treten.

Allerdings ist dieses Feature bei diesem E-Bike-Koloss auch nötig. Die speziellen Offroad-Reifen sorgen nämlich für sehr laute Abrollgeräusche und enormen Rollwiderstand. Und so bin ich im Lauf des Tests fast permanent in der höchsten Unterstützungsstufe 5 unterwegs, um zügig durch die Stadt zu düsen – eingestellt über den kleinen Bildschirm am Lenker. Und selbst dann muss ich an steileren Zürcher Hügeln ordentlich in die Pedalen treten, um einigermassen flott hochzukommen. Hier stösst der E-Motor an seine Grenzen. Und bei aller E-Unterstützung zeigte sich im Test, dass die versprochenen 70 Kilometer Reichweite realistisch eher auf 50 schrumpfen.

Unser Fazit

Miloo preist das Beast als SUV unter den E-Bikes an, das für Pendlerinnen und Städter dank diverser Anwendungszwecke zum valablen Ersatz fürs Auto werden soll. Dieses Versprechen kann das E-Bike halten: Dank viel Zusatzausstattung können bis zu zwei Kinder in die Kita gefahren, Einkäufe in den Seitentaschen oder im Anhänger transportiert und am Weekend längere Ausfahrten mit Freunden unternommen werden. Für Leute, die ein E-Bike so vielseitig einsetzen möchten, ist das Beast durchaus eine interessante Alternative zum Auto, zumal die 25er-Version bereits ab preiswerten 3650 Franken startet. Jedoch ist das Miloo-Bike spürbar auf Komfort und Sicherheit ausgelegt. Wer es lieber sportlich und puristischer mag, für den ist das Beast nicht unbedingt die richtige Wahl (Hier gehts zum grossen Trekking-E-Bike-Test).

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