VW Golf 8 GTI im BLICK-Test
Bleibt auch der neue ein echter GTI?

Seit 1976 tragen die sportlichsten Gölfe bei VW das GTI-Signet. Jetzt geht der Breitensportler bereits in die achte Runde. BLICK hat ihn im Alltag getestet und ist rundum begeistert – fast zumindest.
Publiziert: 08.02.2021 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 15:26 Uhr
Andreas Engel

Als Autojournalist wird man früher oder später immer wieder mit dieser einen Frage konfrontiert: Welches Auto würde ich kaufen, hätte ich nicht ständig wechselnde Testautos in der Garage? Vernunftmässig würde ich sagen: einen Skoda Octavia. Kann fast alles, fährt gut, hat Platz, ist fair im Preis. Aufgrund der hohen Verkaufszahlen für Individualisten aber vielleicht weniger geeignet.

Wenns ein Elektroauto sein sollte, würde ich persönlich Teslas Model 3 als Long-Range-Version wählen: Kostet mit rund 52'000 Franken auch nicht mehr als ähnlich weit stromernde Konkurrenten wie Hyundai Kona Electric oder VW ID.3, kommt tatsächlich über 500 Kilometer (Werk bis 580 km) weit, versprüht zudem Premium-Charme und kann in der Praxis jeden x-beliebigen, exklusiv für Tesla-Kunden reservierten Supercharger ansteuern.

VW Golf GTI

Antrieb 2.0-R4-Turbo-Benziner, 245 PS (180 kW), 370 Nm@1600/min, 7-Gang-DKG-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H = 4,28/1,79/1,49 m, 1603 kg, Ladevolumen 381–1237 l
Verbrauch Werk/Test 7,6/8,2 l/100 km, 173/202 g/km CO2, Energie D
Preise ab 45'950 Fr., Testwagen 52'507 Fr. (inkl. Optionen: Metallic 860 Fr., Businesspaket Pro 1220 Fr., Winterpaket «Plus» 750 Fr., Alufelgen «Richmond» 18 Zoll 700 Fr. u.a.), Basis-Golf (1.0 TSI, 90 PS/5-Gang) ab 21'600 Fr.
Plus ein Auto für alle Lebenslagen, präzises Handling, gute Verarbeitungsqualität
Minus relativ hoher Preis, Infotainment nicht ganz ausgefeilt

Antrieb 2.0-R4-Turbo-Benziner, 245 PS (180 kW), 370 Nm@1600/min, 7-Gang-DKG-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H = 4,28/1,79/1,49 m, 1603 kg, Ladevolumen 381–1237 l
Verbrauch Werk/Test 7,6/8,2 l/100 km, 173/202 g/km CO2, Energie D
Preise ab 45'950 Fr., Testwagen 52'507 Fr. (inkl. Optionen: Metallic 860 Fr., Businesspaket Pro 1220 Fr., Winterpaket «Plus» 750 Fr., Alufelgen «Richmond» 18 Zoll 700 Fr. u.a.), Basis-Golf (1.0 TSI, 90 PS/5-Gang) ab 21'600 Fr.
Plus ein Auto für alle Lebenslagen, präzises Handling, gute Verarbeitungsqualität
Minus relativ hoher Preis, Infotainment nicht ganz ausgefeilt

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Schon 1976 brachte VW den ersten Golf GTI auf den Markt – jetzt steht der Wolfsburger Bestseller mit dem sportlichen Kürzel bereits in achter Auflage bei den Händlern.
Foto: Andreas Engel
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Aber eigentlich schlägt mein Herz für ein Auto, bei dessen Erwähnung ich immer wieder auf Nasenrümpfen stosse: VW Golf GTI. So unsympathisch der deutsche Autogigant manchen erscheinen mag – mit dem Golf und speziell mit dem GTI-Modell haben mich die Niedersachsen an der Angel, seitdem ich das erste Mal am Steuer, damals 2013 noch im Vorgänger, sass (hier gehts zum damaligen Test).

Das ist neu

Warum Golf, warum GTI? Weil er alles kann: Du fährst mit Schwiegermutti in aller Seelenruhe zum Einkaufen, kannst am Wochenende auf jedem Alpenpass aber auf Knopfdruck die, pardon, Sau rauslassen. Ob das immer noch so ist? Wir haben es getestet und kommen zum Schluss: Der neue GTI macht fast alles noch etwas besser. Beispiel Fahrwerk: Die Federraten wurden von den Entwicklern leicht erhöht, eine Vorderachs-Sperre aus dem «Performance»-Modell verbaut und eine neue Software, der «Fahrdynamik-Manager», implantiert. Klingt alles theoretisch? Egal, denn in der Praxis heisst das schlicht: Der GTI macht noch mehr Spass, kann noch schneller durch enge Landstrassen-Kurven jagen und ist zu Hause im Quartier dann eben doch wieder ganz brav und kommod.

So fährt er sich

Und bei allem Elektrohype ist es doch auch mal wieder schön, wenn man weiss, dass unter der Haube immer noch der altbekannte, wenn auch weiterentwickelte Zweiliter-Verbrenner hockt, der den GTI mit 245-Turbo-PS in knapp über sechs Sekunden auf Tempo 100 presst und bei dem es wurst ist, ihn auf der deutschen Autobahn mal auf 250 km/h Spitze zu jagen, bei denen Stromern die Reichweite im Digitaldisplay schmilzt wie Eis in der Sonne. Apropos digital: Ein Redaktionskollege meinte, ihm gefalle der Sound nicht mehr – zu gekünstelt, zu pubertär. Finde ich persönlich nicht: Im Sportmodus grollt er dumpf und rülpst munter bei Gangwechseln über den (perfekt abgestimmten) Doppelkupplungs-Automat.

Das gefällt uns weniger

Bei einem weiteren Kritikpunkt herrscht Konsens: Klar muss auch ein GTI mit der Zeit gehen und sich sowohl jede Menge Digitalanzeigen als auch Head-up-Display und sogar Touchleisten zum Regeln der Lautstärke verbauen lassen – alles gut. Dass das System aber teils ordentlich hakt, lange zum Laden der nächsten Seite braucht und seine Menüs unnötig verschachtelt sind, ist wiederum nicht so dolle.

Fazit

Trotzdem bleibe ich dabei: Der Golf GTI ist ein Auto für jede Lebenslage, weil praktisch und sportlich zugleich. Wer also mindestens 46'000 Franken – nein, selbstredend kein Schnäppchen für einen Kompakten – für den Sport-Golf übrig hat, dem rate ich, zuzuschlagen! Denn wer weiss, obs vom König der Alltagssportler je wieder einen Nachfolger geben wird.

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