Pleiten, Skandale, Erfolge
20 Jahre Facebook – vom Studiverzeichnis bis zur Weltmacht

Das soziale Netzwerk Facebook wird 20 Jahre alt. Wie alles anfing, der Konzern Milliarden scheffelte und dabei die Privatsphäre der Nutzer vernachlässigte.
Publiziert: 04.02.2024 um 09:45 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2024 um 09:47 Uhr
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Tobias BolzernRedaktor Digital

2003

Mark Zuckerberg sorgt bereits vor Facebook mit einem anderen Dienst für Aufsehen. Als 19-Jähriger knackt er den Server der Harvard-Universität und lädt unerlaubt Fotos seiner Mitstudierenden herunter. Auf der Website FaceMash werden dann zwei Fotos angezeigt und die Nutzer müssen entscheiden, welche Person attraktiver ist. Die Website, die Zuckerberg später als «Schabernack» bezeichnete, erregt grosses Interesse unter den Studenten. Auch die Schulleitung wird darauf aufmerksam und greift ein: Zuckerbergs Internetzugang wird gesperrt und er erhält eine Strafe wegen Verletzung der Privatsphäre und unbefugtem Download. Für ihn hat dies jedoch keine grösseren Konsequenzen.

Externe Inhalte
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2004: 4. Februar

Papier wird digital: Facebooks sind Bücher, die früher an Universitäten und Hochschulen in den USA verteilt werden. Sie enthalten Fotos von Studierenden und Dozierenden sowie biografische Angaben. Ein digitales Verzeichnis gibt es damals nicht. Das will Zuckerberg ändern. TheFacebook ist geboren und wird über Nacht zum Hit, zuerst an Harvard, dann an mehreren anderen US-Universitäten. Zuckerberg erklärt gegenüber «Harvard Crimson», der Zeitung der Universität, dass er die Website nicht entwickelt hat, um Einnahmen zu erzielen. Im Interview geht es auch um den Datenschutz. Zuckerberg sagt dazu: «Ich werde keine E-Mail-Adressen verkaufen.»

2004: August

Das Silicon Valley klopft an: Peter Thiel, Mitgründer des Bezahldienstes Paypal, kauft im Sommer 2004 für 500’000 Dollar einen 10,2-Prozent-Anteil an TheFacebook.

So sah das soziale Netzwerk 2004 aus. Damals hiess die Plattform noch TheFacebook und war ausschliesslich für Studentinnen und Studenten zugänglich.
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2004: September

Peter hat dich angestupst. Damals gibt es auf dem sozialen Netzwerk noch keine Videos, keine Timeline, keine Likes und keinen News Feed. Alles, was bleibt? Profile von anderen Leuten anschauen – und sie anzustupsen. Die Macher schreiben auf der Hilfe-Website: «Als wir das Anstupsen entwickelt haben, dachten wir, es wäre cool, eine Funktion, ohne einen bestimmten Zweck zu haben.»

2004: Oktober

Wer hats erfunden? Schon früh kommt es bei Mark Zuckerberg und seinen Mitgründern zu Rechtsstreitigkeiten. Die Gebrüder Winkelvoss, die 2004 mit ConnectU ein anderes Social Netzwork lancieren, beschuldigen ihn, ihre Idee geklaut zu haben. Zuckerberg soll daraufhin angeblich sogar ConnectU gehackt haben, was er später aber bestritt. Schliesslich einigen sich die Parteien aussergerichtlich. Jahre später kommt heraus, dass Facebook rund 65 Millionen Dollar an die ConnectU-Gründer bezahlte. Während Facebook heute mehr als zwei Milliarden Nutzer hat, gibt es ConnectU nur noch im Internetarchiv.

Foto: MediaNews Group via Getty Images

2005: August

Zur Feier Bier! Die Gründer Mark Zuckerberg, Eduardo Saverin, Andrew McCollum, Dustin Moskovitz und Chris Hughes schnappen sich die Domain facebook.com und streichen das «The» aus dem Firmennamen. Sie beziehen in Palo Alto in Kalifornien das erste Büro. Es liegt über einem chinesischen Restaurant, hat fünf einzelne Räume, ein Sitzungszimmer und einen gemeinsamen Bereich. Die junge Firma feiert den dreimillionsten Nutzer mit einem Fass Heineken. Ein Video zeigt Zuckerberg barfuss und mit Bier in einem roten Becher. Facebook ist inzwischen an mehr als 800 Schulen vertreten, steht nur Studierenden offen und hat gerade einmal zwanzig Angestellte.

2006: Juli

Yahoo will Facebook für eine Milliarde Dollar kaufen. Das ist viel Geld für eine junge Firma mit 30 Millionen Dollar Umsatz, die nicht mal profitabel war. Doch der 22-jährige CEO Zuckerberg hält das Angebot für zu niedrig. Nur drei Monate später öffnet sich Facebook für alle. Jede Person, die älter als 13 Jahre ist und über eine E-Mail-Adresse verfügt, kann sich nun im sozialen Netzwerk anmelden.

2007

Mit 23 wird Zuckerberg zum Milliardär. Damals ist er der jüngste Selfmade-Milliardär auf der «Forbes»-Liste. Er steigt auf Platz 321 von 400 im Reichen-Ranking ein. Derweil erreicht Facebook erstmals 100 Millionen Nutzer im Jahr 2008 und präsentiert die erste App fürs iPhone. Microsoft kauft sich für 240 Millionen Dollar ein und erhält dafür Anteile von 1,6 Prozent. Facebook ist jetzt 15 Milliarden Dollar wert. 

2009: Februar

Pirmin zeigt den Ausblick aufs Wetterhorn: 22 Likes. Janine teilt ein Bild aus ihren Ferien in Hua Hin: 45 Likes. Reto hat den Beziehungsstatus auf «es ist kompliziert» geändert: 2 Likes. Am 9. Februar 2009 führt Facebook den Like-Button ein. Er gehört zu den wohl beliebtesten Kernfunktionen des sozialen Netzwerks. Im selben Jahr erreichte Facebook in der Schweiz erstmals eine Million Nutzer.

2010: 1.Oktober

Ahoi, Hollywood! «The Social Network» von David Fincher kommt in den USA in die Kinos. Eine Woche später läuft er auch in der Schweiz und in Deutschland an. Der Film erzählt die Entstehungsgeschichte von Facebook. Weltweit spielt er 225 Millionen Dollar ein. Es gab jedoch viel Kritik, da auch Personen frei erfunden wurden. Facebook-Mitgründer Eduardo Saverin erklärt in einem Interview, dass «der Film eindeutig als Unterhaltung und nicht als faktenbasierte Dokumentation» umgesetzt wurde.

2010: 18. Dezember

Proteste in Tunesien lösen den Arabischen Frühling aus, der sich in den nächsten Wochen und Monaten auf die Nachbarländer ausbreitet. Social Media, darunter Twitter und auch Facebook, werden als einer der Katalysatoren für eine Jugendrevolution im Nahen Osten angesehen. Das Ereignis zeigt, wie mächtig soziale Netze für die Zwecke der politischen Organisation sein können.

2011: Juni

Das Electronic Privacy Information Center (Epic) reicht eine Beschwerde bei der Federal Trade Commission ein. Es geht um den Einsatz von Gesichtserkennungstechnologie durch Facebook. Diese wird zur automatischen Markierung von Nutzern auf Fotos eingesetzt, die hochgeladen werden. Epic hat sich schon 2009 und 2010 wegen Facebook und deren laschem Umgang mit Nutzerdaten beschwert. Auf der F8-Entwicklerkonferenz im September stellt Zuckerberg die Facebook-Timeline vor. Die neue Funktion organisiert die Beiträge von Nutzern neu. Zahlreiche von ihnen sind verärgert, da alte Fotos und Beiträge wieder angezeigt werden.

2012: April, Mai

Facebook kauft Instagram für eine Milliarde Dollar. Bei Facebooks Börsengang am 18. Mai nimmt die Social-Media-Plattform 16 Milliarden Dollar ein. Der erste Handelstag an der Nasdaq ist jedoch von Problemen, Pannen und Verspätungen geplagt. Einen Tag nach dem Börsengang heiraten Mark Zuckerberg und seine Partnerin, die Ärztin Priscilla Chan. Kennengelernt hat sich das Paar auf einer Party an der Harvard-Universität. Seit 2010 wohnen sie zusammen. Die Hochzeit findet im Garten ihres Hauses in Palo Alto, Kalifornien, statt. Im Herbst erreicht Facebook erstmals eine Milliarde monatliche Nutzer.

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2014: April

Was für ein Flop! Zusammen mit Hersteller HTC wird das erste Facebook-Handy lanciert. Die Benutzeroberfläche basiert auf der Technologie des sozialen Netzwerks. Das Gerät wird zum Ladenhüter. Der amerikanische Telekommunikationskonzern AT&T senkt den Preis mit Abo innerhalb von einem Monat von 99 Dollar auf 99 Cent. 

2014: Februar

Das Imperium wächst. Facebook kauft Whatsapp. Die Übernahme kostet Zuckerberg 19 Milliarden Dollar und ist die grösste Akquisition in der Firmengeschichte. 2014 hat Whatsapp 450 Millionen Nutzer pro Monat, von denen drei Viertel die App täglich öffnen.

2015: Oktober

Jahrelang wünschen sich Nutzer neben dem Like auch einen Dislike-Button. Dieser kommt nie. Stattdessen gibt es Emoji-Reactions, um etwa Wut, Trauer oder Liebe auszudrücken.

2016: November

Donald Trump gewinnt die Präsidentenwahl. Es entsteht eine Diskussion rund um Fake News. Zuckerberg sagt nach der Wahl: «Ich persönlich halte die Idee, dass Fake News auf Facebook, die nur einen sehr kleinen Teil des Inhalts ausmachen, die Wahl in irgendeiner Weise beeinflusst haben, für ziemlich verrückt.» Später stellt sich heraus, dass russische Beeinflussungskampagnen mit Fake News und rassistisch motivierten Beiträgen auf Facebook tatsächlich eine grosse Reichweite auf der Plattform erzielten.

2017: Juni

Facebook hat jetzt zwei Milliarden Nutzerinnen und Nutzer pro Monat. 

2018: März

Skandal um Datensammlung: Es werden erste Details zu Cambridge Analytica bekannt. Die Firma hat 2016 für die Trump-Kampagne gearbeitet und sich Zugang zu Informationen von mehr als 87 Millionen Facebook-Nutzern verschafft. Die Firma nutzt Quiz-Tools, um an die Informationen zu gelangen und das Wahlverhalten zu beeinflussen. Darauf wird Zuckerberg vor den US-Senat zitiert. Nur einen Monat später wird bekannt, dass Facebook persönliche Nutzerdaten mit anderen Herstellern teilt. Dies führt zu neuen Untersuchungen.

Mark Zuckerberg entschuldigt sich
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2021

Erneut ein turbulentes Jahr: Im Frühling wird bekannt, dass die Daten von über 530 Millionen Facebook-Nutzern geklaut wurden. Darunter persönliche Angaben und die Telefonnummern. Anfang Oktober kommen über die Whistleblowerin Frances Haugen interne Dokumente von Facebook an die Öffentlichkeit. Sie enthüllt unter anderem, dass das Unternehmen mehr über die Desinformation, Radikalisierung und andere schwerwiegende Probleme auf der Plattform weiss, als es öffentlich zugibt. Ende Oktober wird das Unternehmen Facebook zu Meta.

Beeinflusst unser tägliches Leben massiv: Facebook-Gründer Zuckerberg.
Foto: Dukas
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2022

Facebook verliert zum ersten Mal in seiner 18-jährigen Geschichte Nutzer. In den letzten drei Monaten des Jahres 2021 sinkt die Zahl der Nutzer um etwa eine halbe Million auf 1,93 Milliarden, die sich täglich einloggen. «Tiktok ist ein Konkurrent und wächst weiterhin rasant», erklärte Zuckerberg. 2023 vermeldet Facebook erneut Nutzerzahlen jenseits der Zwei-Milliarden-Marke.

2023

Die Virtual-Reality-Brille Quest 3 von Meta kommt in den Handel. Von den bisherigen Modellen wurden laut Analysten insgesamt 20 Millionen Stück verkauft. 

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