Grosszügigkeit rockt
Warum du öfter jemandem einen Kaffee spendieren solltest

Einen kleinen Geldbetrag für andere auszugeben, macht gemäss Studien glücklicher, als sich für denselben Betrag selbst etwas zu kaufen. Warum ist das so? Und wie mache ich Grosszügigkeit im Alltag zu meinem Glücksrezept?
Publiziert: 09.04.2023 um 13:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.04.2023 um 10:51 Uhr
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Jonas DreyfusService-Team

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Eine Studie der Harvard Business School in Boston, Massachusetts, kam 2008 zum Schluss, dass Geld verdienen nur einen kleinen Einfluss darauf hat, wie zufrieden wir sind. Wie wir das Geld ausgeben, hingegen einen umso grösseren. Diverse Forschungsergebnisse sprächen dafür, dass es uns glücklicher mache, Beträge für andere auszugeben als für uns selbst, sagt Glücksforscher Reto Odermatt (38) von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. Das gelte vor allem für günstigere Konsumgüter, weil wir uns schnell daran gewöhnen, sie uns zu leisten. Sie für andere zu kaufen, werde hingegen weniger schnell zur Routine. «Das spricht dafür, Mitmenschen öfter einen Kaffee auszugeben.»

Unterschätze deine Wirkung nicht!

Forscher der Universität von Chicago (USA) befragten im Rahmen einer Studie von Anfang 2023 Menschen, die kleine Gesten machten. Zum Beispiel offerierten sie jemandem an einem Getränkestand eine heisse Schoggi oder brachten einem Arbeitskollegen ein kleines Geschenk mit. Beide Seiten gaben an, sich danach glücklicher gefühlt zu haben. Die «Gebenden» unterschätzen aber systematisch, wie sehr sich die «Nehmenden» über die Geste freuten. Wenn man sich das vor Augen halte, mache es viel mehr Spass, jemanden einzuladen, sagt Odermatt. Dazu gehöre auch, der Partnerin respektive dem Partner Blumen mitzubringen oder jemandem beim Zügeln zu helfen. «Generell sind wir weniger grosszügig, als es uns guttun würde.»

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Kaffee für bedürftige Personen

«Cafe Surprise» heisst eine Aktion des Strassenmagazins «Surprise». Wer in einem der 111 Gastronomiebetrieben, die sich daran beteiligen, einen Kaffee für sich bestellt, kann einen zusätzlichen bezahlen, der auf einer gut sichtbaren Strichliste im Lokal vermerkt wird. Eine bedürftige Person kann ihn danach umsonst bestellen.

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«Cafe Surprise» heisst eine Aktion des Strassenmagazins «Surprise». Wer in einem der 111 Gastronomiebetrieben, die sich daran beteiligen, einen Kaffee für sich bestellt, kann einen zusätzlichen bezahlen, der auf einer gut sichtbaren Strichliste im Lokal vermerkt wird. Eine bedürftige Person kann ihn danach umsonst bestellen.

Mach Dinge freiwillig!

In der DDR war Freiwilligenarbeit verbreitet. Dafür brach die Infrastruktur zusammen, als die Mauer fiel. Menschen, die sich stark engagiert hatten, wurden von einem Tag auf den anderen der Möglichkeit beraubt, das weiterhin zu tun. Im Rahmen einer Studie der Universität Basel aus dem Jahr 2004 kamen Forscher zum Schluss, dass diese Personen viel unglücklicher wurden mit ihrem Leben als solche, die kein abruptes Ende ihrer Freiwilligenarbeit verkraften mussten. Dass wir viel zufriedener sind, wenn wir anderen in irgendeiner Form helfen, hätten viele von uns während der Pandemie gemerkt, sagt Odermatt. «Jüngere gingen für Ältere einkaufen, man legte sich Kuchen vor die Türe oder trug aus Rücksicht mit Risikopersonen Masken.»

Einladen ist eine Win-win-Situation, auch wenn man dafür Geld in die Hand nehmen muss.
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Gib Wissen weiter!

In Zusammenhang mit dem hybriden Arbeitsplatz, der seit dem pandemiebedingten Homeoffice-Zwang in vielen Unternehmen zur Realität gehört, wird dem Thema Wissensaustausch in der Arbeitswelt viel Aufmerksamkeit geschenkt. Unternehmen suchen nach Möglichkeiten, wie sich Teams austauschen können, wenn ihre Mitglieder nicht gemeinsam in einem Büro sitzen. Denn: Wenn Mitarbeiter Fachwissen und andere Informationen aktiv austauschen können, profitieren davon nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Belegschaft. Diverse Studien deuten darauf hin, dass die Jobzufriedenheit stark steigt, wenn Wissensaustausch möglich ist.

Fachmann fürs Glücklichsein

Reto Odermatt (38) ist Forscher und Dozent an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel und hält dort eine Vorlesung zu den Zusammenhängen von Verhaltensökonomie und Glücksforschung. Er mag es nicht, wenn im Restaurant jeder für sich zahlt, und leiht sein Snowboard hin und wieder einem Kollegen aus, wenn er es gerade selbst nicht braucht.

Reto Odermatt (38) ist Forscher und Dozent an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel und hält dort eine Vorlesung zu den Zusammenhängen von Verhaltensökonomie und Glücksforschung. Er mag es nicht, wenn im Restaurant jeder für sich zahlt, und leiht sein Snowboard hin und wieder einem Kollegen aus, wenn er es gerade selbst nicht braucht.

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