Junge Menschen klagen erfolgreich
Klimasicherheit als Grundrecht

Immer häufiger klagen junge Menschen erfolgreich, auf die Verfassung gestützt, die Klimasicherheit ein. Auch in konservativen Breitengraden, wie diese Woche im US-Bundesstaat Montana. Das habe eine wichtige Signalwirkung auch für die Schweiz, schreibt Sonia Seneviratne.
Publiziert: 20.08.2023 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2023 um 15:42 Uhr
Sonia I. Seneviratne

Eine wichtige Nachricht hat diese Woche zu wenig Aufmerksamkeit bekommen: Im konservativen US-Bundesstaat Montana hat eine Gruppe junger Menschen den Staat auf ihr von der Verfassung gestütztes Recht auf eine saubere und gesunde Umwelt verklagt und gewonnen.

Die genauen Konsequenzen dieses Entscheids sind noch unklar. Klar ist: Er wird eine wichtige Signalwirkung haben. Das Urteil erinnert an ähnliche Fälle in anderen Ländern, darunter die Aktion der «Klimaseniorinnen» in der Schweiz.

Möglicherweise werden Schweizer Jugendliche in Zukunft auch solche Klagen geltend machen. In der Schweiz kann man Klimaschutz auch auf die Bundesverfassung stützen.

Jugendliche im US-Bundesstaat Montana feiern ihre erfolgreiche Klage gegen den Staat.
Foto: keystone-sda.ch

In ihrer Präambel ist die «Verantwortung (des Schweizervolks) gegenüber der Schöpfung» und seine «Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen» erwähnt. Die Verfassung sieht auch vor, dass die Schweizerische Eidgenossenschaft sich «für die dauerhafte Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen» einsetzen soll. Ausserdem garantiert sie, dass jeder Mensch das Recht auf «körperliche (...) Unversehrtheit» hat.

Die von Menschen verursachte Klimakrise stellt eine klare Gefahr für das Schweizervolk dar und führt schon jetzt zu unnötigen Opfern. Hunderte Todesfälle sind allein auf den durch Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen.

Und auch in diesen Tagen wird die Schweizer Bevölkerung wieder von einer Hitzewelle betroffen sein.

Aber die Gefahren, denen jüngere Generationen in ihrem Leben ausgesetzt sein werden, sind um ein Vielfaches höher. Eine Studie, zu der unsere Forschungsgruppe beigetragen hat, fand heraus, dass Kinder, die 2020 geboren wurden, im Durchschnitt mehr als 30-mal mehr Hitzewellen ertragen müssen, als Menschen mit Jahrgang 1960 erleben werden, wenn die globale Erwärmung deutlich mehr als 1,5 °C betragen sollte.

Das in diesem Jahr verabschiedete Klimagesetz war ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz, aber die CO2-Emissionen vieler Wirtschaftssektoren sind immer noch nicht reguliert und tragen weiterhin zum Anstieg der globalen Erwärmung und zu den damit verbundenen Extremereignissen bei.

Der Schweizer Finanzplatz ist ein wichtiges Kettenglied der globalen CO2-Emissionen. Zudem wird das Verursacherprinzip bei vielen Klimaemissionen nicht angewendet. Dies ist besonders wichtig für Wirtschaftsakteure, die finanziell vom Verbrauch fossiler Energieträger profitieren.

Man darf die Methoden der sogenannten Klimakleber infrage stellen. Ihr Anliegen wird aber durchaus wissenschaftlich gestützt. Wir sind in einer Klimakrise, und die jungen Generationen werden die Konsequenzen unserer Entscheidungen tragen müssen. Dies sollte in einem Wahljahr nicht vergessen werden.


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