Unser Körper im Frühjahr
Glückshormone im Frühling

Hebt der Frühling tatsächlich unsere Stimmung? Was Frühlingsgefühle mit bestimmten Glückshormonen zu tun haben, erklärt Christian Cajochen, Leiter des Zentrums für Chronobiologie in Basel.
Publiziert: 01.04.2024 um 00:48 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2024 um 11:28 Uhr
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Katja RichardRedaktorin Gesellschaft

Fühlen Sie sich eher müde? Oder würden Sie am liebsten die blühenden Bäume umarmen? Der Frühling kann die Stimmung ins Wanken bringen. Das hat laut dem Chronobiologen Christian Cajochen (59) mit mehr Licht und zwei bestimmten Hormonen zu tun: «Serotonin und Dopamin beeinflussen unsere Motivation und Stimmung und verändern sich saisonal.»

Die Gefühle in Wallung: So beeinflusst uns der Frühling.
Foto: Polaris/laif

Das lässt sich aufgrund verschiedener Studien nachweisen. «Man hat den Serotoninspiegel im Winter und Sommer gemessen, je mehr Licht, desto mehr Serotonin, das auch unsere Stimmung beeinflusst», so Cajochen. Wenn sich das Serotonin im Frühling mit mehr Licht erhöht, sorgt das für gute Stimmung und motiviert uns. «Mit der Sonne und längeren Tagen bewegen wir uns mehr draussen, sei es bei einem Spaziergang am See oder beim Joggen im Wald. Dafür werden wir auch mit Dopamin belohnt», erklärt Cajochen. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff zwischen den Nervenzellen und sorgt für Motivation und Antrieb.

Christian Cajochen ist Leiter des Zentrums für Chronobiologie in Basel.
Foto: HITSCH

Zwischen Frühlingsputz und Müdigkeit

Warum aber beklagen sich dann so viele über Frühjahrsmüdigkeit? «Dafür gibt es tatsächlich keine wissenschaftliche Erklärung», sagt der Leiter des Zentrums für Chronobiologie an den Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel. Aber sie existiert: 30 bis 40 Prozent der Menschen kennen das Gefühl von Müdigkeit um diese Jahreszeit. Womöglich lässt sich das eher psychologisch erklären: «Man stellt zu hohe Erwartungen an sich und übernimmt sich vielleicht dabei. Frühmorgens joggen und abends ausgehen plus Frühlingsputz und der übliche Alltag – das kann auch zu viel werden.»

Die langen Tage und mehr Licht sorgen im Frühling für Glücksgefühle.
Foto: Thomas Meier

Wichtiger Faktor für unseren biologischen Rhythmus ist die innere Uhr: «Wir haben eine 24-Stunden-Uhr, die ist gut erforscht und wirkt sich auf die Stimmung aus», sagt Cajochen. Weniger wisse man über unsere saisonale Uhr. Wichtig ist diese bei vielen Tieren für die Fortpflanzung. «Bei uns Menschen verändern sich die Sexualhormone jedoch nicht relevant mit den Jahreszeiten», sagt Cajochen. Vielmehr schwanken diese im Lauf des Tages. So ist das Testosteron bei Männern vormittags erhöht, Frauen durchlaufen zudem einen monatlichen Zyklus.

Frühlingsmüde? Das viele Licht hilft beim Auftanken.
Foto: Keystone

Zeitumstellung führt zu Jetlag

Wie sehr uns das Tageslicht beeinflusst, bekommen wir am Osterwochenende zu spüren. Wenn die Uhren um eine Stunde nach vorne gedreht werden, reagieren viele Menschen empfindlich. «Eine Stunde früher aufstehen kann eine Art Minijetlag auslösen», sagt der Chronobiologe. Das hat mit einem Fehlabgleich der inneren Uhr mit dem äusseren Licht-Dunkel-Wechsel zu tun und kann sich negativ auf die Stimmung, die Müdigkeit und den Schlaf auswirken. Das sollte sich jedoch nach einer Woche wieder einpendeln. Cajochen empfiehlt, eine halbe Stunde früher ins Bett und morgens beim Aufstehen ans Licht zu gehen: «Das macht munter.»

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