Die wahre Esskultur der Türken
Das Geheimnis von Minze und Thymian

Herzhaftes Gemüse mit leckeren Saucen und süsse Desserts zum Dahinschmelzen – die türkische Küche ist nicht nur schmackhaft, sondern auch ausgesprochen frisch und gesund.
Publiziert: 23.01.2024 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 15:08 Uhr
Christiane Binder

Jeder hat schon mal Döner gegessen. Doch in der Türkei gibt es ganz andere Gerichte, die viel typischer sind als dieses Fastfood, das eigentlich zu den türkischen Essgewohnheiten sowieso nicht so passt. In der Türkei nimmt man sich Zeit zum Essen mit Freunden, und die Gerichte leben von der Obst- und Gemüsevielfalt des Landes.

Das Geheimnis der türkischen Küche

Zumal es im Osmanischen Reich eine anspruchsvolle Oberschicht gab, die auch die Kulinarik beeinflusst hat. Einen «Döner mit alles» hätte der Sultan seinen Dienern an den Kopf geschmissen. Der wäre ihm sicher zu scharf gewesen. Hier wird meistens mit Minze oder Thymian gewürzt. Das gilt sowohl für die türkische Yayla-Suppe als auch für den Eintopf Orman Kebab. Die Joghurtsuppe aus Joghurt, Reis und etwas Mehl wird zum Beispiel mit etwas Paprikapulver und ganz fein geschnittener Minze gewürzt. Das Grundrezept ist simpel: Im Prinzip wird nur gekochter Reis mit Joghurt und Mehl gut verrührt, bevor man das Ganze aufkochen lässt. Die Suppe wird, je nach Jahreszeit, kalt oder warm gegessen. Der Schmortopf Orman Kebab (Kebab bezeichnet einfach ein Fleischgericht) aus Lamm, Zwiebeln, Rüebli, Kartoffeln und Erbsen erinnert an unsere Eintöpfe, erhält aber durch den Thymian ein spezielles Aroma.

Schon mal Mihlama-Käse probiert?

Türken sind übrigens grosse Käsefreunde. Sie essen ihn schon zum Frühstück mit Oliven. Man kann den Mihlama-Käse (gibts im türkischen Supermarkt) mit Butter und etwas Mehl mischen und zu einer ziehenden Masse schmelzen, mit der man die Brotwürfel wickelt. Es geht schneller als schweizerisches Fondue und schmeckt an einem Wintertag wunderbar.

Türkische Meze sind ohne Minze undenkbar.
Foto: Getty Images
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Türkische Desserts – Ideen

Auch an Desserts wartet die türkische Küche mit mehr auf als nur Baklava. Leicht herzustellen ist die gebackene Quitte mit Apfelfüllung «Ayva Tatlısı». Dazu braucht es Quitten, eine kleinere Menge Äpfel, Kristallzucker und Gewürznelken. In einem Topf die Kerne der Quitten, die Gewürznelken und den Zucker in Wasser aufkochen. Die Quitten hinzugeben und kochen, bis sie weich sind. Unterdessen Ofen auf 170 Grad vorheizen. Die Äpfel schälen und grob raffeln. Die weichgekochten Quitten auf Backblech bereitstellen und die geriebenen Äpfel in den Sirup geben, zehn Minuten auf niedriger Stufe unter Rühren kochen. Die Füllung in und auf die Quitten verteilen und sie im vorgeheizten Ofen zehn Minuten backen, auskühlen lassen und mit Rahm servieren. Ist leicht, schmeckt frisch und hat gar nicht so viele Kalorien.

Schlemmerparadies Istanbul

Das Lieblingsrestaurant in Istanbul? Auf diese Frage geben fast alle Einwohner der Bosporusmetropole dieselbe Antwort: «Die Lokanta gleich um die Ecke.» Lokantas sind die traditionellen, preisgünstigen Schnellrestaurants für die Mittagspause oder den Hunger zwischendurch. Hier gibt es frische Salate, heisse Linsensuppe, Schmorgerichte und Ayran, ein schaumig geschlagenes Erfrischungsgetränk aus Joghurt.

Soll es ein richtiges Abendessen sein, dann bietet die türkische Küche eine riesige Vielfalt an Spezialitäten, die man am besten in Istanbul geniesst – wo Europa und Asien nicht nur geografisch, sondern auch kulinarisch ­zueinanderfinden.

Unvergleichliche Mischung

Die spezielle Lage hat eine unvergleichliche Mischung aus mediterranen, indischen, arabischen, persischen und kaukasischen Gerichten erzeugt. Eine Freude für Augen und Gaumen!

Jedes gute türkische Essen beginnt mit einer Auswahl an warmen und kalten Meze, den orientalischen Vorspeisen. Immer in Begleitung der Vorspeisen kommen Dips, etwa die herzhafte Paste Muhammara aus Walnüssen, Olivenöl und Chili.

Als Hauptgerichte folgen Kebab (gegrilltes Fleisch) vom Lamm oder Kalb, die Frikadellen Köfte, die ­lecker belegten Teigfladen Pide, ge­fülltes Gemüse sowie Reisgerichte ­(Pilav) – oder frischer Fisch. Ein Salat gehört immer dazu. Wenn Alkohol, dann neben dem klassischen Anisschnaps Raki türkischer Wein von oft ausgezeichneter Qualität.

Den Abschluss bilden meist frische Früchte oder türkische Süssspeisen wie Baklava, Sütlac (Milchreis mit karamellisierter Oberfläche) oder Lokum (Geleewürfel auf Sirupbasis, oft mit Pistazien).

Guten Appetit oder auf Türkisch: Afiyet olsun!

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