Zwei Expertinnen klären auf
Die grössten Kaffee-Mythen im Check

Kaffee ist weltweit ein beliebtes Getränk, um das sich viele Mythen ranken. Nicht alles, was dem Genussmittel nachgesagt wird, stimmt auch wirklich.
Publiziert: 05.05.2022 um 09:40 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2022 um 17:50 Uhr
Sonja Zaleski-Körner

Viele starten ihren Tag mit einem Kaffee, um schneller wach zu werden. Andere geniessen ihn lieber entspannt am Nachmittag. Und selbst wer das Heissgetränk komplett meidet, hat schon Mythen rund um das beliebte Genussmittel gehört. Es soll zum Beispiel süchtig machen und ungesund sein.

Doch was stimmt wirklich? Evelyne (40) und Beatrice Rast (38) sind Inhaberinnen der Gourmetrösterei Rast Kaffee in Ebikon LU. Die Schwestern kennen Annahmen und Irrtümer, die sich um das Genussmittel halten, und klären die bekanntesten davon im Gespräch mit Blick auf.

Mythos 1: Abends sollte man keinen Kaffee mehr trinken.

Diese Aussage trifft grösstenteils zu. «Koffein ist ein Bestandteil der Kaffeebohne und wirkt anregend. Bis der Körper die Hälfte des eingenommenen Koffeins abgebaut hat, benötigt er etwa fünf Stunden. Spät getrunkener Kaffee verlagert das natürliche Schlafbedürfnis nach hinten und kann Auswirkungen auf die Qualität des Schlafes haben», so Evelyne Rast. Die Zubereitungsart des Kaffees wirke sich dabei nicht auf den Koffeingehalt aus.

Wer zu spät noch einen Kaffee trinkt, soll durch das in ihm enthaltene Koffein schlechter schlafen. Diese Behauptung trifft bei vielen Menschen zu, auch wenn jeder unterschiedlich stark auf diesen Stoff reagiert.
Foto: Unsplash/danganichev
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Möchte man seinen Schlafrhythmus nicht stören, sollte man das Genussmittel etwa fünf Stunden vor der Nachtruhe nicht mehr konsumieren, wie die ältere der zwei Schwestern erklärt. Wer die Wirkung von Koffein spüre, jedoch nicht auf Kaffee verzichten möchte, könne aber auf entkoffeinierte Variante zurückgreifen. «Es gibt aber auch viele Menschen, die nicht auf die Wirkung von Koffein reagieren», stellt die Expertin klar.

Mythos 2: Koffein macht wach.

«Ja, Koffein ist ein Wachmacher. Etwa 30 bis 45 Minuten nach dem Kaffeegenuss gelangt das Koffein in den Blutkreislauf. Wir sind dann wacher, aktiver und konzentrierter», bestätigt die Co-Geschäftsführerin der Gourmetrösterei. Je nach Sorte der Bohne enthalte der Kaffee mehr oder weniger Koffein.

«Je höher der Kaffee wächst, desto niedriger ist der Koffeingehalt», ergänzt Evelyne Rast. Coffea Arabica, also Arabica-Kaffee, und Coffea Canephora, zu dem der Robusta-Kaffee gehört, haben einen unterschiedlichen Koffeingehalt, wie die Fachfrau weiss: Arabica hat einen von 1,1 bis 1,7 Prozent, Robusta einen von 2 bis 4,5 Prozent.

Mythos 3: Man kann süchtig nach Kaffee werden.

Dieser Mythos ist laut Beatrice Rast nicht eindeutig zu beantworten. «Ob Koffein wie Alkohol oder andere Drogen stofflich abhängig machen kann, darüber sind sich Forscher uneins. Aber natürlich kann sich beim Kaffeetrinken eine mit Ritualen verbundene Gewohnheit einstellen», erläutert sie.

Mythos 4: Das beliebte Genussmittel ist ungesund.

Diese Annahme ist falsch. Evelyne Rast widerlegt diesem Mythos: «Zwei bis vier Tassen Kaffee am Tag sollen gemäss Studien sogar gesundheitsfördernd sein und helfen, manche Krankheiten vorzubeugen.» Da jedoch die individuelle Koffeintoleranz bei jedem Menschen anders ausfalle, sei die Dosierung sehr persönlich. Bei zu viel Kaffeegenuss pro Tag könne der Körper mit Kopfschmerzen oder Nervosität reagieren, warnt die Fachfrau. Es ist daher wichtig, zu wissen, wie viel des Genussmittels einem bekommt.

Mythos 5: Kaffee sollte immer ohne Milch genossen werden.

Evelyne Rast klärt auf: «Nein, Kaffee sollte nicht aus Prinzip ohne Milch getrunken werden. Die Milchbeigabe kann sogar zur Kunst erhoben werden – zur Latte-Art. Das Auge geniesst schliesslich mit.» Vollmilch sei dank ihres hohen Fettanteils ein idealer Geschmacksträger. Ebenso können Alternativen wie Soja-, Hafer- oder Reisdrink äusserst interessante Kombinationen möglich machen, wie die Expertin findet. Aufgrund ihrer jeweils speziellen Noten sei die Wahl des Kaffees an die jeweilige Milch-Alternative anzupassen.

Mythos 6: Das Haltbarkeitsdatum auf der Verpackung verrät, wie frisch der Kaffee ist.

Dieser Mythos ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Beatrice Rast merkt dazu an, dass Kaffee ein Frischprodukt sei und gerösteter Kaffee einen Fett- beziehungsweise Öl-Anteil von bis zu 20 Prozent habe. «Beim Kontakt mit Sauerstoff oxidiert das Fett sehr schnell und kann ranzig werden. Entscheidend ist also das Röstdatum. Die Mindesthaltbarkeit ist ohne Aussage, zumal die Kriterien für die Mindesthaltbarkeit von Röstern oder Verkäufern selbst festgelegt werden und diese zwischen drei Monaten und zwei Jahren betragen kann», so die jüngere der Schwestern.

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Konsumenten sollten sich daher unbedingt am Röstdatum orientieren. Je frischer der Kaffee nach dem Rösten getrunken wird, desto besser, rät die Expertin.

Mythos 7: Saurer Kaffee ist schlechter bekömmlich.

Auch diese Aussage stimmt so nicht, denn jeder Kaffee weist laut Beatrice Rast einen gewissen Grad an Säure oder Bitterkeit auf. Diese beiden Geschmacksrichtungen gehören zum Kaffee und machen ihn nicht mehr oder weniger bekömmlich. Die Fachfrau macht deutlich, dass ein derart verändertes Aroma häufig selbst verschuldet ist: «Ist der Kaffee zu sauer oder zu bitter, liegt es in der Regel an der falsch gewählten Zubereitungsart, der falschen Zubereitung oder an der falschen Röstung. Zu dominante Säure oder Bitterkeit ist oft ein Zeichen von Über- oder Unterextraktion. Das bedeutet, es lösen sich entweder zu viele oder zu wenige Stoffe beim Aufbrühen aus dem Kaffee.»

Mythos 8: Robusta-Kaffee ist schlechter als Arabica.

Dieser Mythos ist falsch, wie Beatrice Rast verdeutlicht: «Arabica und Robusta können so nicht verglichen werden. Entscheidend für die Qualität jeder Kaffeesorte sind die Pflege der Pflanzen, die Art der Ernte und die Weiterverarbeitung und Röstung der geernteten Früchte sowie die Zubereitung.» Coffea Arabica und Coffea Canephora sind die beiden wirtschaftlich wichtigsten Kaffeearten. Robusta sei eine weit verbreitete Unterart, eine sogenannte Varietät, der Coffea Canephora, wie die Kaffee-Kennerin klarstellt. Arabica mache einen Anteil von knapp 60 Prozent und Robusta fast 40 Prozent der Weltproduktion aus.

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