Schweiz gegen eine Weltauswahl: Blick-Jury testet 51 Weine
Schweizer Merlot schlägt die Weltelite deutlich

Die Welt-Rebsorte Merlot ist dank des Tessins Schweizer Kulturgut. Doch sind helvetische Merlots auch Weltklasse? Die Antwort ist klar: Ja! Der Preis-Leistungs-Sieger aber kommt aus Bordeaux.
Publiziert: 17.12.2023 um 11:37 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2023 um 09:55 Uhr
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Alain KunzWein-Kolumnist

Fünf grosse Themendegustationen mit einer Rebsorte unter dem Arbeitstitel «Schweiz gegen die Besten der Welt» hat Blick in den letzten vier Jahren durchgeführt: Pinot noir, Syrah, Chasselas, Sauvignon blanc, Chardonnay. Und nun Merlot. Nur einmal kam der Sieger nicht aus der Schweiz. Das war beim Syrah-Tasting, als die Weltklasse-Jungs von Torbreck Vintners aus Australien mit ihrem Run Rig klar obenaus schwangen.

Sonst aber? Von Tscharner aus dem Bündnerland, Jean-René Germanier aus dem Wallis, Saint-Sébaste aus dem Neuenburgischen, Weingut Riehen aus Basel-Stadt. Und nun, da das Thema Merlot heisst, dachte man: Der rote Teppich ist ausgelegt für das Tessin, wo Merlot eine Weinregion derart dominiert wie sonst keine in der Schweiz.

«Ich wusste nicht, dass Merlot vom Genfersee so gut ist»
4:02
Fachjury testet 51 Merlots:«Ich wusste nicht, dass Merlot vom Genfersee so gut ist»

Auch der Master of Wine ist überrascht

Aber weit gefehlt! Es gab im Restaurant L'O in Horgen, wo man sich vorkommt wie auf einem Schiff, wohl einen Heimsieg. Aber dank dem Waadtland. «Das ist eine grosse Überraschung», ordnet Master of Wine Ivan Barbic ein. Die Gebrüder Dutruy aus Founex im Distrikt Nyon in der Region La Côte am Genfersee machen es möglich. Die Brothers Julien und Christian gewannen 2017 den prestigeträchtigen Titel Weingut des Jahres. Zufall ist ihr Sieg also keineswegs. Noch weniger zufällig wird er, wenn man sich den grossen Vorsprung vor Augen geführt, mit dem sie siegten.

Der dreifache Winzer des Jahres Diego Mathier und die restlichen Juroren degustierten die 51 Merlots im Restaurant L'O in Horgen.
Foto: Philippe Rossier
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Rang10 Balin 2020 Kopp von der Crone Visini, Barbengo TI 17,50 Punkte 49 Franken www.cantinabarbengo.ch Total austariert, Frische, Würze, Schmelz, dezente Säure, dennoch knackig, Peperoni, füllig, weiche Tannine, geschliffen, lang.
Foto: ALAIN KUNZ
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Starke Merlots gibts halt nicht bloss im Tessin. Man findet sie auch im (ebenso warmen und viel regenärmeren) Wallis, aber auch in Genf und in der Deutschschweiz. Klimawechsel sei Dank ... Das sieht auch Barbic so: «Das Schweizer Klima wird immer idealer für Rebsorten wie Merlot oder Shiraz.» Einen weiteren Grund im exzellenten helvetischen Abschneiden sieht Barbic in ihrer früheren Trinkfertigkeit, während grosse ausländische Gewächse erst nach einigen Jahren richtig Spass machen würden. «Dass die Schweiz und vor allem das Tessin international mit den besten Weinen mithalten kann, hat mich jetzt zwar nicht total überrascht, aber aufgezeigt, dass den Weinen eine grossartige Zukunft bevorsteht», glaubt Juror Tobias Gysi.

Ränge 11–20 Auch diese Weine konnten überzeugen
11

Troplong Mondot 1er Grand Cru Classé 2017, Saint-Émilion Bordeaux (F)
17,48 Punkte 98 Franken www.casadelvino.ch

Once & Future Carneros Merlot 2018 Sangiacomo Vineyards, Sonoma Kalifornien (USA)
17,48 58 Franken www.martel.ch

Carato Merlot Ticino Riserva 2020 Angelo Delea SA, Losone TI
17,48 Punkte 60 Franken www.delea.ch

14

Vinattieri Rosso 2018 Vinattieri, Ligornetto TI

17,45 Punkte 139 Franken www.casadelvino.ch

Belvedere del Castello Luigi Merlot Ticino 2020 Castello Luigi, Besazio TI
17,45 Punkte 69 Franken Viele Quellen, z.B. www.ullrich.ch

Sassi Grossi Merlot Ticino 2020 Gialdi Vini SA, Mendrisio TI
17,45 Punkte 54 Franken www.gialdi.ch

17

Antenata Merlot 2020 Tenuta Vallocaia, Montepulciano Toscana (I)
17,36 Punkte 49 Franken www.bindella.ch

Ômina Romana Merlot 2016 Ômina Romana, Lazio (I)
17,36 Punkte 25 Franken www.terravigna.ch

19

Vigna Kressfeld Merlot Riserva 2018 Kornell, Siebeneich Südtirol (I)
17,34 Punkte 64 Franken www.weinvogel.ch

20

Castello di Morcote Merlot Ticino Riserva 2020 Tenuta Castello di Morcote, Morcote TI
17,32 Punkte 69 Franken www.castellodimorcote.ch

Einer der ganz grossen Saint-Émilion: Château Troplong Mondot, den Robert Parker einst mit 100 Punkten bedacht hatte. Er schaffte es gerade mal auf Rang 11.
ALAIN KUNZ
11

Troplong Mondot 1er Grand Cru Classé 2017, Saint-Émilion Bordeaux (F)
17,48 Punkte 98 Franken www.casadelvino.ch

Once & Future Carneros Merlot 2018 Sangiacomo Vineyards, Sonoma Kalifornien (USA)
17,48 58 Franken www.martel.ch

Carato Merlot Ticino Riserva 2020 Angelo Delea SA, Losone TI
17,48 Punkte 60 Franken www.delea.ch

14

Vinattieri Rosso 2018 Vinattieri, Ligornetto TI

17,45 Punkte 139 Franken www.casadelvino.ch

Belvedere del Castello Luigi Merlot Ticino 2020 Castello Luigi, Besazio TI
17,45 Punkte 69 Franken Viele Quellen, z.B. www.ullrich.ch

Sassi Grossi Merlot Ticino 2020 Gialdi Vini SA, Mendrisio TI
17,45 Punkte 54 Franken www.gialdi.ch

17

Antenata Merlot 2020 Tenuta Vallocaia, Montepulciano Toscana (I)
17,36 Punkte 49 Franken www.bindella.ch

Ômina Romana Merlot 2016 Ômina Romana, Lazio (I)
17,36 Punkte 25 Franken www.terravigna.ch

19

Vigna Kressfeld Merlot Riserva 2018 Kornell, Siebeneich Südtirol (I)
17,34 Punkte 64 Franken www.weinvogel.ch

20

Castello di Morcote Merlot Ticino Riserva 2020 Tenuta Castello di Morcote, Morcote TI
17,32 Punkte 69 Franken www.castellodimorcote.ch

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Die Ränge 21 bis 30: Auch noch sehr gut!
21

Cont'Ugo 2021 Tenuta Guado al Tasso Antinori, Bolgheri Toscana It

17,27 Punkte 44 Franken www.bindella.ch

22

Il Rosso di Chiara 2020 Paolo Basso Wine, Ligornetto TI
17,32 Punkte 34 Franken www.paolobasso.store

Merlot M 2019 Domaine Grand'Cour Jean-Pierre Pellegrin, Satigny GE
17,25 Punkte 73 Franken www.studer-vinothek.ch

Merlot Nadia Mathier 2019 Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch VS
17,25 Punkte 33 Franken. www.mathier.com

25

Siebeneich Merlot Riserva 2020 Kellerei Bozen, Bozen Südtirol It
17,23 Punkte 36.50 Franken www.weinvogel.ch

Merryvale Merlot 2018 Merryvale Vineyards Napa Valley Kalifornien USA
17,23 Punkte5 59 Franken www.moevenpick-weine.com

Redigaffi 2020 Tua Rita, Suvereto Toscana It
17,23 Punkte 225 Franken www.caratello.ch

28

Arinzano Agricultura Biologica Merlot 2017 Arinzano, Vinos de Pago de Arinzano Sp
17,16 Punkte 39.90 Franken www.drinks.ch

Merlot Grandmaître Barrique 2021 Gregor Kuonen Caveau de Salquenen SA, Salgesch VS
17,16 Punkte 31.50 Franken www.shop.gregor-kuonen.ch

30

Merlot Burgenland 2019 Krutzler, Deutsch-Schützen Burgenland Oe
17,14 Punkte 56 Franken www.vinothek-brancaia.ch

Château L'Eglise-Clinet 2017 Château L'Eglise-Clinet, Pomerlo Bordeaux Fr (Foto)
17,14 Punkte 245 Franken. www.daniel-vins.ch

Mit 245 Franken der teuerste Wein im Tasting - dennoch konnte Château L'Eglise Clinet aus der Bordoleser Merlot-Region Pomerol die Jury nicht überzeugen: lediglich Platz 30.
ALAIN KUNZ
21

Cont'Ugo 2021 Tenuta Guado al Tasso Antinori, Bolgheri Toscana It

17,27 Punkte 44 Franken www.bindella.ch

22

Il Rosso di Chiara 2020 Paolo Basso Wine, Ligornetto TI
17,32 Punkte 34 Franken www.paolobasso.store

Merlot M 2019 Domaine Grand'Cour Jean-Pierre Pellegrin, Satigny GE
17,25 Punkte 73 Franken www.studer-vinothek.ch

Merlot Nadia Mathier 2019 Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch VS
17,25 Punkte 33 Franken. www.mathier.com

25

Siebeneich Merlot Riserva 2020 Kellerei Bozen, Bozen Südtirol It
17,23 Punkte 36.50 Franken www.weinvogel.ch

Merryvale Merlot 2018 Merryvale Vineyards Napa Valley Kalifornien USA
17,23 Punkte5 59 Franken www.moevenpick-weine.com

Redigaffi 2020 Tua Rita, Suvereto Toscana It
17,23 Punkte 225 Franken www.caratello.ch

28

Arinzano Agricultura Biologica Merlot 2017 Arinzano, Vinos de Pago de Arinzano Sp
17,16 Punkte 39.90 Franken www.drinks.ch

Merlot Grandmaître Barrique 2021 Gregor Kuonen Caveau de Salquenen SA, Salgesch VS
17,16 Punkte 31.50 Franken www.shop.gregor-kuonen.ch

30

Merlot Burgenland 2019 Krutzler, Deutsch-Schützen Burgenland Oe
17,14 Punkte 56 Franken www.vinothek-brancaia.ch

Château L'Eglise-Clinet 2017 Château L'Eglise-Clinet, Pomerlo Bordeaux Fr (Foto)
17,14 Punkte 245 Franken. www.daniel-vins.ch

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Das Tessin dominiert auch ohne Podestplatz

Schaut man sich die Resultate des Tastings genau an, so dominiert das Tessin halt schon. 51 Weine wurden blind verkostet von der elfköpfigen Fachjury, zu denen zwei Masters of Wine gehörten. Sieben Gewächse in den Top 20 kommen aus unserem südlichsten Kanton. Nur in den Top Five ist das Tessin nicht vertreten. Barbic: «Das Tasting hat meine These unterstrichen, dass man für 50 Franken viel mehr Merlot kriegt, wenn man einen Tessiner kauft statt einen Bordeaux aus Saint-Émilion oder Pomerol.» Ticino-Primus ist das Castello di Cantone. Und das ist durchaus eine Überraschung, liessen doch Viviana Pasta und Dario Pistara alle Granden des Kantons hinter sich. Also Kopp von der Crone Visini, Delea, Gialdi, Vinattieri, Castello Luigi, Tamborini, Pelossi, Trapletti, Castello di Morcote.

Castello di Cantone gibts erst seit 2016, als die beiden einen Weinberg am Fusse des Monte San Giorgio erwerben konnten. Seit 2019 werden die Weine unter dem Namen Castello di Cantone auf den Markt gebracht. Und erst letztes Jahr erwarben Viviana und Dario die Tenuta Vecchia Masseria. Alles taufrisch also. Qualitativ aber enorm stark! 

Kaum eine andere Weinregion der Welt wird derart von einer Rebsorte dominiert wie das Tessin, wo Merlot rund 80 Prozent des Sortenbestands ausmacht. Seit über einem Jahrhundert fühlt sie sich sowohl in den Steillagen des Sopraceneri als auch in den sanft abfallenden Hügeln des Sottoceneri pudelwohl. In ihrer Bordelaiser Heimat hingegen ist sie nur die Nummer zwei hinter Cabernet Sauvignon. Sie dominiert die Assemblagen lediglich in Saint-Émilion und Pomerol.

Der Sieger: Die Parzelle 422 – Beachwein vom Genfersee

Das sei natürlich absolut fantastisch, das grosse Blick-Tasting gewonnen zu haben, sagt Julien Dutruy über den Sieg in der Merlot-Verkostung. «Wir machen nur noch bei ganz wenigen Wettbewerben mit, weil wir keine Lust haben, teure Jurorentische zu finanzieren. Bei Blick ist das anders. Da sind Weine und Jury hochwertig. Und alles ist blind, seriös und transparent.» Dutruy weiss das aus eigener Erfahrung, war er doch beim Chasselas-Tasting 2021 selber Juror.

Das Weingut der Gebrüder in Founex VD wird im Jahr 1918 vom Urgrossvater der Dutruys ins Leben gerufen. Julien (43) und Christian (48), die das Zepter seit 2005 schwingen, sind die vierte Generation. 2015 bauten sie den neuen Keller. Was Merlot ist, weiss Julien ganz genau. Er hat in Bordeaux Önologe studiert und dort auf den Top-Weingütern Smith Haut Lafitte und Canon La Gaffelière gearbeitet. Letzteres, das Weingut von Stephan Graf von Neipperg, steht in Saint-Émilion, wo Merlot die Nummer eins ist. Neben der Bewirtschaftung ihrer mittlerweile 27 Hektare führen die Dutruys die älteste Rebschule der Region.

Der Siegerwein heisst deshalb 422, weil dies die Nummer der Parzelle im Kataster ist. 2018 ist der allererste Jahrgang, den die Dutruys gekeltert haben. «Die Trauben stammen aus einer Einzellage in der Gemeinde Commugny gleich neben Founex. Die Böden sind sandig, weil der Genfersee vor 5000 Jahren bis hierherkam. Hier war also einst Strand.» Weil das Mikroklima absolut stimmig ist, pflanzen sie 2005 Merlot an. Die Trauben wandern lange Zeit in ihre Assemblage aus Merlot und Cabernet Franc, die Julien als «grosses Gewächs für 22 Franken» bezeichnet.

2018 setzen sie die Idee einer Top-Cuvée aus den besten Rebstöcken um. Sechs Barriques füllen sie, was insgesamt 1500 Flaschen ergibt. 2022 kommt der Wein auf den Markt. «Wir werden den 422 nur in den allerbesten Jahren produzieren», sagt Julien. 2022 habe das Potenzial dazu, der zweite Jahrgang zu werden. «Doch noch schlummert der Saft in den Eichenfässchen. Wir werden sehen, was Mutter Natur da für uns bereithält …» Das ist keine Floskel. Die Dutruys – seit 2012 sind sie Mitglieder der Renommiervereinigung Mémoire des Vins Suisses – arbeiten biologisch.

Der erste 422er-Jahrgang ist natürlich längst ausverkauft. «Wir werden aber bei Topkunden von uns einige Flaschen zurückkaufen, um sie den Leserinnen und Lesern von Blick zugänglich zu machen.» Da heisst es: schnell sein. Denn die Flaschen sind eine absolute Toprarität. (A.Ku.)

Sie sind die klaren Sieger im grossen Merlot-Tasting: Die Gebrüder Christian (l.) und Julien Dutruy aus Founex VD am Genfersee.
felix imhof

Das sei natürlich absolut fantastisch, das grosse Blick-Tasting gewonnen zu haben, sagt Julien Dutruy über den Sieg in der Merlot-Verkostung. «Wir machen nur noch bei ganz wenigen Wettbewerben mit, weil wir keine Lust haben, teure Jurorentische zu finanzieren. Bei Blick ist das anders. Da sind Weine und Jury hochwertig. Und alles ist blind, seriös und transparent.» Dutruy weiss das aus eigener Erfahrung, war er doch beim Chasselas-Tasting 2021 selber Juror.

Das Weingut der Gebrüder in Founex VD wird im Jahr 1918 vom Urgrossvater der Dutruys ins Leben gerufen. Julien (43) und Christian (48), die das Zepter seit 2005 schwingen, sind die vierte Generation. 2015 bauten sie den neuen Keller. Was Merlot ist, weiss Julien ganz genau. Er hat in Bordeaux Önologe studiert und dort auf den Top-Weingütern Smith Haut Lafitte und Canon La Gaffelière gearbeitet. Letzteres, das Weingut von Stephan Graf von Neipperg, steht in Saint-Émilion, wo Merlot die Nummer eins ist. Neben der Bewirtschaftung ihrer mittlerweile 27 Hektare führen die Dutruys die älteste Rebschule der Region.

Der Siegerwein heisst deshalb 422, weil dies die Nummer der Parzelle im Kataster ist. 2018 ist der allererste Jahrgang, den die Dutruys gekeltert haben. «Die Trauben stammen aus einer Einzellage in der Gemeinde Commugny gleich neben Founex. Die Böden sind sandig, weil der Genfersee vor 5000 Jahren bis hierherkam. Hier war also einst Strand.» Weil das Mikroklima absolut stimmig ist, pflanzen sie 2005 Merlot an. Die Trauben wandern lange Zeit in ihre Assemblage aus Merlot und Cabernet Franc, die Julien als «grosses Gewächs für 22 Franken» bezeichnet.

2018 setzen sie die Idee einer Top-Cuvée aus den besten Rebstöcken um. Sechs Barriques füllen sie, was insgesamt 1500 Flaschen ergibt. 2022 kommt der Wein auf den Markt. «Wir werden den 422 nur in den allerbesten Jahren produzieren», sagt Julien. 2022 habe das Potenzial dazu, der zweite Jahrgang zu werden. «Doch noch schlummert der Saft in den Eichenfässchen. Wir werden sehen, was Mutter Natur da für uns bereithält …» Das ist keine Floskel. Die Dutruys – seit 2012 sind sie Mitglieder der Renommiervereinigung Mémoire des Vins Suisses – arbeiten biologisch.

Der erste 422er-Jahrgang ist natürlich längst ausverkauft. «Wir werden aber bei Topkunden von uns einige Flaschen zurückkaufen, um sie den Leserinnen und Lesern von Blick zugänglich zu machen.» Da heisst es: schnell sein. Denn die Flaschen sind eine absolute Toprarität. (A.Ku.)

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Reinsortige Merlots sind vergleichsweise selten

Merlot – eine Kreuzung aus der nahezu ausgestorbenen Rebsorte Magdeleine noire des Charentes und Cabernet Franc – ist die weltweit am zweitmeisten angebaute Rebsorte hinter Cabernet Sauvignon. Beide haben in den letzten Jahren fulminant zugenommen. Ihre Spitzenpositionen sind absolut unangefochten. Einen grossen Unterschied gibts allerdings. Derweil man ganz viel sortenreinen Cabernet Sauvignon findet, ist das bei Merlot seltener. Natürlich, mit dem Château Petrus aus Pomerol ist einer der berühmtesten Weine der Welt ein 100-Prozent-Merlot. Wie auch der toskanische Kultwein Masseto, der zu den teuersten in Italien gehört. Aber meistens wird Merlot verschnitten. Nicht nur in Frankreich, auch in den USA. Weshalb die Auswahl nicht derart gross ist, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. So liessen wir Weine ab einem Anteil von 85 Prozent Merlot für das Tasting zu. Das ist der Minimal-Prozentsatz, den es in der EU braucht, um einen Wein unter dem Label Merlot zu verkaufen. Im Tessin sind es 90 Prozent.

Diese elf Weinnasen degustierten für Sie

1. Paul Liversedge (56) war der zweite von nun fünf Masters of Wine in der Schweiz. Er ist schottischer Herkunft und war ursprünglich Wirtschaftsprüfer. 2009 gründete er seine eigene Firma Real Wines. Favoriten: M422 von Dutruy, Péby-Faugères, Comondor von Nittnaus.

2. Nicolas Greinacher (38) ist Wein-Redaktor bei der Blick-Gruppe, Inhaber des Level-4-Weindiploms und bewertet die Weine des Rhonetals für die amerikanische Fachpublikation «Vinous» von Antonio Galloni. Favorit: De Trafford.

3. Lidwina Weh (47) ist ausgebildete Sommelière und Weinakademikerin. Lange war sie in der internationalen Spitzengastronomie zu Hause. Heute leitet sie ihre Agentur Sommelier-Consult und die Weinschule der Schüwo Trink-Kultur. Favorit: Krutzler.

4. Adrian van Velsen (51) ist in der Werbe- und Medienbranche tätig und war 2006 Finalist in der Schweizer Meisterschaft im Weindegustieren. Er hat seinen eigenen Weinblog vvWine.ch, schreibt für «Vinum» über Bordeaux und ist Hobby-Winzer im Piemont. Favorit: Siebeneich.

5. Ivan Barbic (55) ist Master of Wine, also Inhaber des weltweit bedeutendsten Weindiploms. Er ist Einkäufer bei Weinimporteur Bataillard, schreibt für die «Schweizerische Weinzeitung» und präsidiert grosse Weinwettbewerbe. Favorit: Castello di Morcote.

6. Fabian Keist (28) kommt als 1st Wizard of Wines und 2nd CEO im Gastgeber-Restaurant L'O in Horgen frisch von der Hotelfachschule Luzern. Er fühlt sich bei der L'O-Mutter, der Pumpstation Gastro von Michel Péclard, zu Hause. Favorit: Castello di Cantone.

7. Benedetta Molteni (29) ist Italienerin und seit 2022 Önologin auf dem Tessiner Topweingut Castello di Morcote. Sie hat in Udine studiert, arbeitete bei Marchesi Antinori und sammelte Erfahrungen in Südafrika, Chile und in der Champagne. Favorit: De Trafford.

8. Ursula Geiger (53) ist Winzerin mit Abschluss in Weinbau und Önologie in Geisenheim (D). Sie besitzt eine Agentur für Weinjournalismus und Weinconsulting. Favorit: Château Mangot.

9. Tobias Gysi (46) ist Fotochef der Blick-Gruppe. Er ist Schweizer Wein-Sommelier und Weinakademiker. Favoriten: Ômina Romana (Basis), Tua Rita.

10. Diego Mathier (52) ist Quereinsteiger – er war Banker – und Bordeaux-Fan. Sein Keller war dreimal Weingut des Jahres, und er ist Winzer des Jahrzehnts. Der Oberwalliser produziert über eine Million Flaschen pro Jahr. Darunter einen Top-Merlot. Favorit: Merlot Nadia Mathier.

11. Alain Kunz (61) ist Redaktor der Blick-Gruppe und schreibt über Fussball und Wein. Er ist Mitglied der Mémoire des Vins Suisses und verkostet regelmässig im «Vinum»-Profipanel und am Concours Mondial de Bruxelles. Favorit: Belvedere del Castello Luigi.

Diese elfköpfige Fachjury degustierte die 51 Merlots im Restaurant L'O in Horgen. V.l.: Keist, Liversedge, Greinacher, Geiger, Gysi, Barbic, Kunz, Mathier, Weh, Molteni, Van Velsen.
Philippe Rossier

1. Paul Liversedge (56) war der zweite von nun fünf Masters of Wine in der Schweiz. Er ist schottischer Herkunft und war ursprünglich Wirtschaftsprüfer. 2009 gründete er seine eigene Firma Real Wines. Favoriten: M422 von Dutruy, Péby-Faugères, Comondor von Nittnaus.

2. Nicolas Greinacher (38) ist Wein-Redaktor bei der Blick-Gruppe, Inhaber des Level-4-Weindiploms und bewertet die Weine des Rhonetals für die amerikanische Fachpublikation «Vinous» von Antonio Galloni. Favorit: De Trafford.

3. Lidwina Weh (47) ist ausgebildete Sommelière und Weinakademikerin. Lange war sie in der internationalen Spitzengastronomie zu Hause. Heute leitet sie ihre Agentur Sommelier-Consult und die Weinschule der Schüwo Trink-Kultur. Favorit: Krutzler.

4. Adrian van Velsen (51) ist in der Werbe- und Medienbranche tätig und war 2006 Finalist in der Schweizer Meisterschaft im Weindegustieren. Er hat seinen eigenen Weinblog vvWine.ch, schreibt für «Vinum» über Bordeaux und ist Hobby-Winzer im Piemont. Favorit: Siebeneich.

5. Ivan Barbic (55) ist Master of Wine, also Inhaber des weltweit bedeutendsten Weindiploms. Er ist Einkäufer bei Weinimporteur Bataillard, schreibt für die «Schweizerische Weinzeitung» und präsidiert grosse Weinwettbewerbe. Favorit: Castello di Morcote.

6. Fabian Keist (28) kommt als 1st Wizard of Wines und 2nd CEO im Gastgeber-Restaurant L'O in Horgen frisch von der Hotelfachschule Luzern. Er fühlt sich bei der L'O-Mutter, der Pumpstation Gastro von Michel Péclard, zu Hause. Favorit: Castello di Cantone.

7. Benedetta Molteni (29) ist Italienerin und seit 2022 Önologin auf dem Tessiner Topweingut Castello di Morcote. Sie hat in Udine studiert, arbeitete bei Marchesi Antinori und sammelte Erfahrungen in Südafrika, Chile und in der Champagne. Favorit: De Trafford.

8. Ursula Geiger (53) ist Winzerin mit Abschluss in Weinbau und Önologie in Geisenheim (D). Sie besitzt eine Agentur für Weinjournalismus und Weinconsulting. Favorit: Château Mangot.

9. Tobias Gysi (46) ist Fotochef der Blick-Gruppe. Er ist Schweizer Wein-Sommelier und Weinakademiker. Favoriten: Ômina Romana (Basis), Tua Rita.

10. Diego Mathier (52) ist Quereinsteiger – er war Banker – und Bordeaux-Fan. Sein Keller war dreimal Weingut des Jahres, und er ist Winzer des Jahrzehnts. Der Oberwalliser produziert über eine Million Flaschen pro Jahr. Darunter einen Top-Merlot. Favorit: Merlot Nadia Mathier.

11. Alain Kunz (61) ist Redaktor der Blick-Gruppe und schreibt über Fussball und Wein. Er ist Mitglied der Mémoire des Vins Suisses und verkostet regelmässig im «Vinum»-Profipanel und am Concours Mondial de Bruxelles. Favorit: Belvedere del Castello Luigi.

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Gespaltene Jury – auch bei den Ikonenweinen

Was auffiel: Das Ergebnis der Probe wirkt recht heterogen. Ausser beim Sieger hatte die Jury zu vielen Weinen eine gespaltene Meinung. Die Profis taten sich schwer mit Zuordnung und Einschätzung. Nicht alle Ikonen-Weine konnten überzeugen: Also die 99- oder 100-Parker-Punkte-Weine wie Péby-Faugères (das Weingut des Schweizers Silvio Denz), L'Église Clinet (mit 245 Franken der teuerste Wein), Troplong Mondot, Messorio von Le Macchiole und Redigaffi von Tua Rita. Immerhin standen mit dem Péby-Faugères und dem Messorio zwei davon auf dem Podest. Sie teilen sich Platz drei.

Es sei schwierig gewesen, den Lehrbuchcharakter «Merlot» zu finden, denkt Weinschul-Leiterin Lidwina Weh. «Aber Merlot lässt ihre Herkunft, Klima, Anbau und Vinifikation durchblicken, mit einem breiten Spannungsbogen, von einfach und unterhaltsam bis superedel und reizvoll.» Barbic nennt einen weiteren Vorteil der Rebsorte: «Merlot ist eine höchst kommerzielle Rebsorte, die weniger Ecken und Kanten hat als zum Beispiel Cabernet Sauvignon. So sind einfachere Weine, die gefällig daherkommen, trotz Mainstream-Charakters durchaus attraktiv.»

Preis-Leistungs-Tops (unter 25 Franken) Die besten fünf
1

Château Mangot Grand Cru 2020, Saint-Émilion Bordeaux
17,57 Punkte 25 Franken www.daniel-vins.ch

2

Ômina Romana Merlot 2016, Ômina Romana, Lazio (I)
17,36 Punkte 25 Franken www.terravigna.ch

3

Le Sacre 2020 Château Cap Saint-Georges, Saint-Georges-Saint-Émilion, Bordeaux
17,09 Punkte 22.50 statt 25 Franken www.gerstl.ch

4

Feudi del Pisciotto Merlot 2018, Feudi del Pisciotto, Sizilien
16,89 Punkte 22.50 Franken www.caratello.ch

5

Château Cap de Faugères 2019 Château Cap de Faugères, Saint-Émilion, Bordeaux
16,84 Punkte 19.50 Franken www.denzweine.ch

Unglaublich viel Wein für 25 Franken! Château Mangot aus Saint-Émilion, der einzige Best-Buy-Wein, der es im grossen Merlot-Tasting in die Top Ten schaffte.
ALAIN KUNZ
1

Château Mangot Grand Cru 2020, Saint-Émilion Bordeaux
17,57 Punkte 25 Franken www.daniel-vins.ch

2

Ômina Romana Merlot 2016, Ômina Romana, Lazio (I)
17,36 Punkte 25 Franken www.terravigna.ch

3

Le Sacre 2020 Château Cap Saint-Georges, Saint-Georges-Saint-Émilion, Bordeaux
17,09 Punkte 22.50 statt 25 Franken www.gerstl.ch

4

Feudi del Pisciotto Merlot 2018, Feudi del Pisciotto, Sizilien
16,89 Punkte 22.50 Franken www.caratello.ch

5

Château Cap de Faugères 2019 Château Cap de Faugères, Saint-Émilion, Bordeaux
16,84 Punkte 19.50 Franken www.denzweine.ch

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Preis-Leistungs-Sieger ist ein Bordeaux!

Erstmals gibt es die Kategorie Best Buys. Also Preis-Leistungs-Weine, die maximal 25 Franken kosten. Und einer aus dieser Auswahl schaffte es sogar weit nach vorne. Château Mangot aus Saint-Émilion klassierte sich auf dem sagenhaften siebten Platz. Das ist dann unglaublich viel Wein für vergleichsweise wenig Geld. Der Notenschnitt von 17,57 von 20 Punkten ist für einen Wein dieser Preisstufe fantastisch hoch!

Man fühlt sich im Seerestaurant L'O in Horgen fast wie auf einem Schiff.
Foto: zVg
1/11

Der Tatort: Das L’O in Horgen – mehr See geht nicht

Wenn man im hinteren Teil des im Naval-Style gehaltenen Restaurants L’O in Horgen sitzt und es stürmt und hudelt, dann sollte man nicht allzu heftig aus dem Fenster gucken. Sonst könnte man den Eindruck kriegen, sich auf einem Schiff mitten im Sturm zu befinden. Übelkeitsgefühle nicht ganz ausgeschlossen. Boden und Täferung bestehen aus Bootsholz, die Armaturen aus Messing. Man fühlt sich also durchaus wie auf einer Teakholz-Yacht. Da kann man getrost sagen: Mehr See als hier über dem Zürichsee geht nicht!

Das Restaurant gehört seit 2018 zur Pumpstation Gastro GmbH von Michel Péclard. Der umtriebige Querdenker und Ex-Buchhalter, der 1994 mit einem Spiessli-Stand am Zürifest auf den Gastro-Geschmack kam und sich gleich für die Hotelfachschule Luzern einschrieb, führt heute eine ganze Armada an Betrieben rund um dem Zürichsee (und einen in Arosa). Alles begann mit dem Münsterhof und der Pumpstation.

Das L’O übernimmt der Unternehmer 2018. Es ist die Wein-Visitenkarte von Péclard und seinem Geschäftsführer Florian Weber sowie L’O-Geschäftsführer Vincenzo Ramunno. Die als «grosse Weinbibel» betitelte Karte beginnt bei Schaumweinen wie Krug oder Armand de Brignac, geht weiter mit Weissen wie den sehr raren Completer von Studach oder Chardonnay von Gantenbein bis zu den Burgund-Topshots Puligny-Monrachet und Bâtard-Montrachet der Domaine Leflaive.

Bei den Roten lassen ganz viele Flaschen das Herz des geneigten Weinfreunds höher schlagen. Aus der Schweiz Donatschs Pinot Noir Unique (auch als Magnum!), aber auch die Pinots von Studach und Gantenbein. Die Bordeaux-Auswahl lässt keinerlei Wünsche offen und gipfelt bei Château Petrus, mit 6500 Franken der teuerste Wein auf der Karte. Dies aber nur, weil die Burgunder der Domaine Romanée-Conti nicht mit Preisen versehen sind. Auch die Top-Spanier Vega Sicilia und Pingus findet man, aus Italien Masseto, Sassicaia, Ornellaia, Solaia und Co. Die gibts sogar in diversen Jahrgängen als Magnums. Grange aus Australien, dann Opus One und Harlan sowie Screaming Eagle aus den USA komplettieren die Liste der Top-Shots, wobei die Crew sehr stolz darauf ist, von letzterem Raren ein paar wenige Fläschchen ergattert zu heben.

Das ist die eine Skala der Preise auf der Karte. Die andere sind die Best Buys, die Preis-/Leistungsweine. So gibt’s den einzigartigen Pinot Noir «Chölle» von Markus Ruch für unschlagbare 89 Franken. Als Best Buy empfehlenswert auch der G des hoch gehandelten Châteaus Cos d’Estournel, der mit 75 Franken gelistet ist. Oder dann der Aria von Caiarossa aus der Toscana (85 Franken), der Cabernet Franc Ampeleia (86 Franken), die es beide auch im Grossformat gibt. Preislich noch attraktiver sind die teils hervorragenden Weine der Kellerei Kloster Einsiedeln. (www.lo-horgen.ch)

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