Profi-Tipps einer Ärztin
So reagiert man richtig, wenn sich ein Kind verbrennt

Herdplatten, Bügeleisen, heisse Flüssigkeiten: Verbrennung und Verbrühungen können bei Kindern schlimme Verletzungen verursachen. Wo die Gefahren lauern und wie man richtig reagiert, erklärt eine Oberärztin der Kinderchirurgie.
Publiziert: 17.01.2021 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2021 um 22:36 Uhr
Edita Dizdar «Schweizer Illustrierte»

Man möchte gar nicht daran denken, dass sich das eigene Kind einmal verbrennen oder verbrühen könnte – doch im Ernstfall ist es sehr wichtig zu wissen, wie man reagieren sollte. Cordula Scherer, Oberärztin der Kinderchirurgie am Berner Inselspital, verrät, wie leicht solche Unfälle passieren können und was dann zu tun ist.

Cordula Scherer, was sind die häufigsten Ursachen für Verbrennungen?
Cordula
Scherer: Verbrennungen sind Verletzungen, die durch eine Berührung mit heissen Gegenständen wie z. B. Herd oder Bügeleisen, sowie durch Feuer oder Flammen entstehen. Im Gegensatz dazu sind Verbrühungen, also Verletzungen mit heissen Flüssigkeiten, die viel häufigeren thermischen Verletzungen im Kleinkindesalter.

Wenn Kinder mobil werden, wollen sie alles entdecken – auch heisse Herdplatten.
Foto: gettyimages
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Wie kommt es denn am häufigsten zu Verbrühungen?
Kinder ziehen zum Beispiel am Tischtuch und leeren sich dabei eine Tasse mit heissem Kaffee über Gesicht, Hals, Brustkorb und Bauch. Oft ist es auch der Wasserkocher, der am Kabel von der Küchenzeile runtergezogen wird oder Kochtöpfe mit heissem Inhalt, die unbeaufsichtigt auf dem Herd stehen.

Wie reagiere ich richtig, wenn mein Kind sich verbrennt oder verbrüht?
Wenn sich ein Kind grossflächig mit heisser Flüssigkeit überschüttet, holen Sie sich Hilfe und verständigen Sie den Rettungsdienst. Als nächsten Schritt ziehen Sie dem Kind die Kleidung aus, sofern sich diese problemlos von der Haut lösen lässt. Kühlen Sie zwei bis fünf Minuten lang mit lauwarmem Wasser. Wickeln Sie es danach unbedingt in ein sauberes Badetuch. Ist die Wunde nach einer Verbrennung oder Verbrühung kleinflächig und nur gerötet, muss man nicht zum Arzt. Kühlen Sie wie beschrieben mit lauwarmem Wasser. Duschen sie dabei das Kind aber nicht komplett ab, sondern nur die betroffene Stelle. Grundsätzlich gilt: Wenn die Haut Blasen, Wunden oder Schwellungen aufweist, gehen Sie zum Arzt. In vielen Kinderspitälern gibt es auch einen telefonischen Auskunftsdienst, wie das Kispiphone in Bern, dort kann man sich erst beraten lassen und dann entscheiden, ob ein Arztbesuch nötig ist.

Was sollte man nicht tun?
Kühlen Sie niemals mit kaltem Wasser, Eis oder Coldpacks. Die Gefahr einer Unterkühlung ist bei Kindern sehr gross. Zudem kann man der Haut unnötig noch mehr Schaden zufügen. Schmieren Sie auch nichts auf die Wunden, weder bei Verbrennungen noch bei Verbrühungen. Dadurch hemmt man die Selbstheilung der Haut. Dies wurde teilweise früher so gemacht, heute ist man davon weggekommen.

Die besten Tipps, um Kinder vor Verbrühungen oder Verbrennungen zu schützen

  • Auf Tischdecken verzichten, wenn kleine Kinder im Haus sind.
  • Die Kinder nicht auf der Küchenzeile sitzen lassen, während gekocht wird.
  • Das Befestigen von Herdschutzgittern ist sinnvoll.
  • Man sollte Kinder nie mit heissen Getränken unbeaufsichtigt lassen.
  • Immer darauf achten, dass der Wasserkocher ein kurzes Kabel hat und das Bügeleisen nicht heruntergerissen werden kann.
  • Kamin oder Ofen sollten für Kleinkinder nicht frei zugänglich sein.
Artikel aus «Schweizer Illustrierte»

Dieser Artikel wurde vom Family-Channel der «Schweizer Illustrierte» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.schweizer-illustrierte.ch/family

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