Sorgen Tiktok und Co. für einen Beauty-Boom?
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Klinik-Direktorin klärt auf:Sorgen Tiktok und Co. für einen Beauty-Boom?

Expertin über Schönheitswahn
«Schuld ist Photoshop-Mentalität auf Instagram und Tiktok»

Immer mehr junge Menschen wollen sich unters Messer eines Schönheitschirurgen legen. Sie sind unzufrieden mit ihrem Aussehen. Die Ursache sehen Expertinnen in den sozialen Medien.
Publiziert: 29.10.2021 um 09:19 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2021 um 13:54 Uhr
Janina Bauer

Immer mehr Jugendliche, insbesondere junge Frauen, sind unzufrieden mit ihrem Aussehen. Viele ziehen deshalb schon früh chirurgische Eingriffe in Erwägung. Laut Dagmar Pauli, Chefärztin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, denken Jugendliche bereits im Alter von 11 Jahren daran, sich unters Messer zu legen. Legal ist das in der Schweiz ab 16 Jahren – mit dem Einverständnis der Eltern.

Grund für diese Entwicklung sieht Pauli in der «Photoshop-Mentalität auf Instagram und Tiktok». Dort sei alles machbar. Denn sogenannte Filter manipulieren die Bilder und Selfies der jungen Menschen. Mit der Zeit wächst der Wunsch, genau so auch in Realität auszusehen, so die Medizinerin.

Inspiration auf Instagram und Tiktok

Auch die Schönheitschirurgin Cynthia Wolfensberger hält die sozialen Medien für verantwortlich. Sie sagt: «Dort finden sie Inspiration. Dort wird vorgegeben, wie man auszusehen hat.» Teilweise brächten junge Frauen Bilder von Instagram als Vorlage mit in ihre Praxis. Bei den jüngeren Frauen gibt es vor allem einen Trend: das Lippenaufspritzen. Die 20-jährige Cindy kam durch die sozialen Medien auf die Idee einer Operation. Als sie Blick TV am Donnerstag begleitete, war es bereits ihre dritte Lippenaufspritzung.

Dagmar Pauli, Chefärztin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, sieht den Grund für den wachsenden Schönheitswahn in den sozialen Medien.
Foto: Screenshot SRF
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Die Pandemie hat die Nachfrage nach OPs bei jungen Menschen noch verstärkt. Während des Lockdowns seien sie noch stärker in Kontakt mit der virtuellen Welt gewesen, erklärt Dagmar Pauli. Gleichzeitig fehlte der nötige Vergleich zur Realität, zu echten Menschen ohne Filter.

Optimierungswahn ist das neue Normal

Zudem ziehen Algorithmen die jungen Menschen tiefer in den Optimierungswahn. «Sucht man einmal nach Schönheitsoperationen, werden immer mehr solche Inhalte angezeigt», so Pauli. Viele Frauen teilen auf Tiktok Videos von sich vor und nach einer Operation – und feiern die Ergebnisse. Problematisch, findet Pauli. Denn die Beiträge normalisieren den Schönheits- und Fitnesswahn.

Jugendliche müssten begreifen, dass es viele Aspekte von Schönheit gebe, sagt Dagmar Pauli. Dabei spielen die Eltern eine zentrale Rolle: «Sie müssen ihren Kindern beibringen, dass es mehr gibt als nur Äusserliches.»


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