Hochgiftige Mittelmeerbewohner
Was tun, wenn es dich erwischt?

Im Mittelmeer leben hochgiftige Fisch-, Quallen- und Seeigel-Arten, die für den Menschen lebensbedrohlich werden können. Eine Biologin erklärt, welches Tier welche Wunden verursacht und wie man sie behandelt.
Publiziert: 27.07.2023 um 12:23 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2023 um 15:43 Uhr
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Jana GigerRedaktorin Service
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Petermännchen

Das Gift des Petermännchens löst Schmerzen aus, die sich im ganzen Körper verbreiten.
Foto: Getty Images/Imagebroker RF

Da sich der Fisch zum Laichen im Sand eingräbt, besteht die Gefahr, dass man auf ihn und einen der Stacheln tritt, die sich unter anderem an der Rückenflosse befinden. Neben starken Schmerzen kann der Giftcocktail in den Stacheln Fieber, Brechreiz, Atemprobleme und im schlimmsten Fall einen Herzstillstand oder lebensbedrohlichen allergischen Schock auslösen. Oft kann die gestochene Person nicht mehr an Land schwimmen, weil die Schmerzen so stark sind, und droht zu ertrinken.

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Erste-Hilfe-Massnahmen:
«Zuerst sollte man der betroffenen Person aus dem Wasser helfen und medizinische Hilfe anfordern», sagt Elisa Schaum (39), Biologie-Professorin an der Universität Hamburg. Dann kann man die Wunde mit Meerwasser reinigen und – falls möglich – mithilfe eines Föhns oder warmer Kompressen wärmen. «Das zerstört die im Gift enthaltenen Proteine», sagt die Expertin. Anschliessend muss ein Arzt die Wunde behandeln und allenfalls ein Antihistamin gegen allergische Reaktionen verschreiben.

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Indischer Rotfeuerfisch

Das Gift des Indischen Rotfeuerfischs löst Schmerzen aus, die bis zu zwei Wochen anhalten können.
Foto: Shutterstock

Der Indische Rotfeuerfisch ist aufgrund des Klimawandels über den Suezkanal ins Mittelmeer vorgerückt. Fühlt er sich bedroht, spreizt er seine stacheligen Flossen und rammt den Gegner. Die Stacheln enthalten ein starkes Gift, das das Gewebe um die Einstichstelle zerstört und enorme Schmerzen verursacht. Es hat Ähnlichkeiten mit dem Gift der Kobra. Auch Schwindel, Übelkeit und Schüttelfrost können auftreten.

Sieht zu Recht zum Fürchten aus: die Portugiesische Galeere.
Foto: ullstein bild via Getty Images

Erste-Hilfe-Massnahmen:
Gemäss Expertin sollte man die Wunde mit Meerwasser spülen und alle Stachel- oder Gewebereste von Hand entfernen. «Anschliessend kann auch hier Wärme helfen, um die Proteine des Gifts unschädlich zu machen», sagt sie. Danach sei es ratsam, zu einem Arzt zu gehen, der ein Gegengift spritzen kann. «Die Schmerzen halten teilweise bis zu zwei Wochen an, lassen nach den ersten Tagen aber merklich nach.»

Expertin für den Lebensraum Meer

Elisa Schaum (39) ist Biologin und Professorin für Phytoplankton, Ökologie und Evolution an der Universität Hamburg (D). Sie erforscht, wie sich die Klimakrise auf die Kleinstlebewesen im Meer auswirkt, und was das für das Ökosystem Meer bedeutet. Die gebürtige Belgierin hat in Schottland studiert und in England gearbeitet, bevor sie nach Deutschland ging.

zVg

Elisa Schaum (39) ist Biologin und Professorin für Phytoplankton, Ökologie und Evolution an der Universität Hamburg (D). Sie erforscht, wie sich die Klimakrise auf die Kleinstlebewesen im Meer auswirkt, und was das für das Ökosystem Meer bedeutet. Die gebürtige Belgierin hat in Schottland studiert und in England gearbeitet, bevor sie nach Deutschland ging.

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Skorpionfisch

Der Skorpionfisch: Vor allem sein Stich tut weh.
Foto: Shutterstock

Der Skorpionfisch befindet sich oft im flachen Wasser und in der Nähe von Felsen. Seine giftigen Stacheln am Kopf und an den Flossen verursachen lokal stechende Schmerzen und ein starkes Brennen. Die Einstichstelle kann anschwellen.

Erste-Hilfe-Massnahmen:
Auch diese Wunde sollte man gemäss Expertin mit Meerwasser reinigen und wärmen. Weil man nicht zwingend medizinisch behandelt werden muss, lohnt es sich, die Einstichstelle selbst zu desinfizieren. «Falls der Schmerz mehrere Tage anhält, sollte man dennoch einen Arzt aufsuchen», sagt Schaum. Unter Umständen könnten sich noch Stachelfragmente in der Wunde befinden.

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Portugiesische Galeere

Die Portugieseische Galeere kann grossflächige Verbrennungen verursachen.
Foto: shutterstock

Kommt man mit den langen Tentakeln der Portugiesischen Galeere in Berührung, schiessen die Nesselkapseln auf den Tentakeln winzige Harpunen ab. Diese durchdringen die Hornhaut und injizieren Giftstoffe, was brennende Schmerzen, striemenförmige Wunden und Übelkeit zur Folge hat. Die Gefahr, aufgrund des Schocks oder der Schmerzen zu ertrinken, ist grösser, als am Gift zu sterben.

Erste-Hilfe-Massnahmen:
«Die Wunde sollte man zuerst vorsichtig mit Meerwasser reinigen, ohne zu reiben», sagt die Expertin. Sonst können noch geschlossene Nesselkapseln aufplatzen. Dasselbe kann passieren, wenn man die Wunde mit Trinkwasser reinigt. «Befinden sich noch Fäden der Qualle an der Haut, kann man diese mit einer Pinzette entfernen.» Danach seien Schmerzmittel und juckreizlindernde Salben ratsam sowie Wärme gegen die Giftstoffe. Bei grossflächigen Verbrennungen oder Anzeichen einer allergischen Reaktion sollte man zum Arzt gehen.

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Stechrochen

Der Kalkstachel am Schwanz des Stechrochens kann tiefe und gezackte Wunden hinterlassen.
Foto: Getty Images

Fühlt sich das Tier bedroht, verteidigt es sich mit seinem giftigen Stachel. Taucher können davon betroffen sein oder Menschen, die am Strand auf einen im Sand eingegrabenen Stechrochen treten. Folgen des Stichs sind Schwellungen an der Einstichstelle, starke Schmerzen, die sich ausbreiten, sowie Übelkeit und Schüttelfrost. Auch hier gilt: Die Gefahr, aufgrund des Schocks oder der Schmerzen zu ertrinken, ist grösser, als am Gift zu sterben.

Das sind die Erste-Hilfe-Massnahmen:
Da die Widerhaken des Stachels tiefe und gezackte Wunden hinterlassen, die stark bluten, muss man ins Spital. «Die Wunde muss richtig behandelt werden, um einer Infektion vorzubeugen», sagt Schaum. Unter Umständen sei sogar eine Tetanusimpfung nötig. «Verletzungen im Bauch- oder Herzbereich sind besonders gefährlich.»

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Diademseeigel

Die langen Stacheln des Diademseeigels können ernsthafte Stichverletzungen verursachen.
Foto: Getty Images/Stocktrek Images

Wenn man auf die langen Giftstacheln des Diademseeigels tritt, entstehen schlimme Stichwunden. Ausserdem verursacht das Gift in den Stacheln Rötungen, Schwellungen, Schmerzen und Taubheitsgefühle im betroffenen Körperteil. Auch hohes Fieber oder Kreislaufbeschwerden sind möglich.

Erste-Hilfe-Massnahmen:
Den Stachel müsse man vollständig entfernen, um Infektionen und Blutvergiftungen zu vermeiden, sagt die Expertin. «Wenn er tief sitzt, muss ein Arzt das machen.» Sobald der Stachel entfernt ist, muss die Wunde mit Süsswasser gereinigt und mit einem Desinfektionsmittel behandelt werden. «Danach hilft es, die Einstichstelle zu kühlen und bei Bedarf Schmerzmittel einzunehmen», sagt Schaum. «Bei Vergiftungserscheinungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel muss man sofort ärztliche Hilfe holen!»

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