Allergien bei Kindern
Das müssen Eltern wissen

Jucken, Niesen, Blähungen: Immer öfter reagieren Kinder allergisch auf Nahrungsmittel oder Umwelteinflüsse. Die Eltern sind gefordert, denn Ursache und Bekämpfung sind oft nicht einfach. Ein Trost: Viele Allergien wachsen sich bis ins Schulalter aus.
Publiziert: 23.03.2022 um 10:38 Uhr
|
Aktualisiert: 23.03.2022 um 10:58 Uhr
Thomas Vogel

1. Was sind die häufigsten Allergien bei Kindern?

Im Säuglings- und Kleinkindesalter sind Nahrungsmittelallergien am häufigsten, während im Vorschul- und Schulalter Allergien auf Gräser- und Baumpollen oder Allergien der oberen und unteren Luftwege – sogenannter Fliessschnupfen oder Asthma – auf ganzjährige Allergene wie Hausstaubmilben und Tierhaare folgen.

2. Warum kommt es zu einer Kuhmilchallergie?

Kuhmilchallergien kommen in erster Linie bei Kleinkindern vor, bei denen die Magen-Darm-Barriere noch nicht vollständig ausgereift ist. Das kindliche Immunsystem kommt mit körperfremden Proteinen in Kontakt und reagiert mit einer allergischen Reaktion.

3. Wie allergen sind Ersatzprodukte wie Sojamilch?

Auch bei Sojamilch besteht das Risiko einer Allergieentwicklung. Aus diesem Grund empfehlen Ärzte grundsätzlich nicht, Milchallergiker mit Sojamilch zu ernähren. Dasselbe gilt für Ziegen-, Stutenoder andere Alternativmilch, die ähnliche Allergene wie die Kuhmilch enthalten. Bei Laktoseintoleranz hingegen bieten sich Produkte aus Sojamilch als Ersatz an.

Allergikerinnen und Allergiker können sich jederzeit darüber informieren, wo gerade welche Pollen fliegen. (Symbolbild)
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY
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4. Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Falls die Kuhmilchallergie ärztlich nachgewiesen ist, besteht eine Pflicht der Krankenkasse zur Übernahme der therapeutischen Milchprodukte bis zum vollendeten ersten Lebensjahr. Bei älteren Kindern müssen die Eltern individuelle Kostengutsprachen an die Krankenkasse stellen.

5. Was tun, wenn das Kind allergisch reagiert?

Oberstes Prinzip ist das Vermeiden des Allergenkontaktes. Dies ist nicht immer einfach umzusetzen, gerade während der Pollenflugzeit, und kann mit einer Einbusse an Lebensqualität verbunden sein. Als zweite Strategie können die Eltern antiallergische Medikamente verabreichen, entweder vorbeugend oder bei Bedarf. Nahrungsmittel-Allergiker sollten Notfallmedikamente auf sich tragen, insbesondere beim auswärts Essen.

6. Wachsen sich Allergien von selbst wieder aus?

Bei gewissen Nahrungsmittelallergien, insbesondere auf Kuhmilch, Hühnereier und Weizenmehl, besteht eine gute Chance, dass sie bis ins Schulalter auswachsen. Bei anderen Nahrungsmitteln wie Erd-, Hasel- oder exotischen Nüssen ist die Chance gering. Beim Heuschnupfen oder Asthma gilt die Regel: Je leichter die Beschwerden sind, desto eher ist ein Auswachsen möglich.

7. In welchem Alter macht ein Allergietest Sinn?

Falls typische Beschwerden einer Allergie auftreten, kann man eine allergologische Abklärung in jedem Alter durchführen.

8. Wie läuft ein Allergietest ab?

In einer allergologischen Abklärung suchen Fachleute spezifisch nach Antikörpern gegen ein verdächtigtes Allergen. Diese Suche kann entweder durch einen Hauttest oder durch einen Labortest des Bluts erfolgen.

9. Gibt es wirksame Medikamente für Kinder und müssen sie die dann ein Leben lang nehmen?

In erster Linie setzen Ärzte Antihistaminika zur Eindämmung der allergischen Entzündung ein. Viele dieser Medikamente sind bereits schon für Säuglinge und Kleinkinder zugelassen und sind entweder im Notfall oder bei Bedarf – zum Beispiel während einiger Tage mit Risiko eines Allergenkontaktes – einzunehmen. Allergien sind nicht selten begleitet von Neurodermitis.

10. Wie kann man das Risiko dafür senken?

Die Bedeutung der Nahrungsmittelallergien im Zusammenhang mit Neurodermitis wird allgemein überschätzt. Bei nur etwa einem Drittel der Kinder mit Neurodermitis besteht gleichzeitig eine Nahrungsmittelallergie. Bei diesen Kindern ist die Nahrungsmittelallergie meistens nicht Ursache der Neurodermitis. Einige Nahrungsmittel können aber einen Schub des Hautekzems auslösen.

Wie der «Bauernhof-Effekt» vor Allergien schützt

Wer auf einem Bauernhof aufwächst, erkrankt seltener an Allergien. Forschende der Universitätsspitäler Genf (HUG) sind diesem schützenden Effekt von Dreck auf den Grund gegangen und zeigen, warum beispielsweise probiotischer Joghurt kein Ersatz ist.

Hier weiterlesen

Der frühe Kontakt zum Stalldreck schult das Immunsystem. (Archivbild)
Der frühe Kontakt zum Stalldreck schult das Immunsystem. (Archivbild)
KEYSTONE/REGINA KUEHNE

Wer auf einem Bauernhof aufwächst, erkrankt seltener an Allergien. Forschende der Universitätsspitäler Genf (HUG) sind diesem schützenden Effekt von Dreck auf den Grund gegangen und zeigen, warum beispielsweise probiotischer Joghurt kein Ersatz ist.

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7 Mögliche Therapien gegen Allergien
  1. Augentropfen: Zur Behandlung von geröteten, juckenden und tränenden Augen werden Augentropfen eingesetzt. Weil diese gezielt am Ort des Geschehens wirken, sollten keine Nebenwirkungen auftreten.
  2. Nasenspray: Eine laufende, verstopfte oder juckende Nase kann mit einem Nasenspray behandelt werden. Eine Verbesserung des allergischen Schnupfens kann auch einen positiven Effekt auf die Augen haben. Nasensprays wirken lokal, wo die Beschwerden auftreten. Deshalb sind kaum Nebenwirkungen zu erwarten.
  3. Tropfen/Tabletten: Zur Symptombehandlung können auch Tabletten oder Tropfen eingenommen werden, die Antihistaminika oder Leukotrienantagonisten und in schweren Fällen auch Kortikosteroide enthalten. Allfällige Nebenwirkungen sollten mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
  4. Immuntherapie: Die Spezifische Immuntherapie (Desensibilisierung) ist die einzige ursächliche Therapie bei einer Pollenallergie. Die Allergene werden in steigender Dosierung unter die Haut gespritzt oder als Tropfen unter die Zunge verabreicht. Ziel ist es, den Körper langsam an das Allergen zu gewöhnen und dadurch einen immunologischen Schutz aufzubauen. Eine Immuntherapie hat eine Verringerung oder das völlige Ausbleiben von Beschwerden zum Ziel.
  5. Eigenblut: Bei der Eigenbluttherapie wird der Armvene etwas Blut entnommen und mit einem homöopathischen Mittel versetzt. Danach erfolgt die Reinjektion. Damit soll das Immunsystem gestärkt werden. Die langfristige Wirkung ist jedoch umstritten.
  6. Akupunktur: Die Nadelstiche stärken das Immunsystem, lindern Schmerzen und lassen Schwellungen abklingen. Akupunktur soll die Nase frei machen und das lästige Jucken zum Verschwinden bringen. Studien stellen die Wirkung in Frage, zahlreiche Heuschnupfengeplagte schwören darauf.
  7. Homöopathie: Globuli mit dem Wirkstoff der Küchenzwiebel sollen gegen den Fliessschnupfen helfen, Augentrost gegen tränende Augen und Wasserrohr gegen das lästige Jucken im Gaumenbereich.

Tipps und Tricks im Umgang mit Allergien

Drinnen

  • Während der Pollensaison nur kurz stosslüften.
  • Lüften bei anhaltendem Regen oder wenn Pollengitter montiert sind. Auf dem Land zwischen 19 und 24 Uhr, in der Stadt zwischen 6 und 8 Uhr. Auf dem Land ist die Pollenkonzentration morgens hoch, in der Stadt abends.
  • Vor dem Schlafengehen Haare waschen.

Draussen

  • Im Auto Pollenfilter montieren. Fenster während der Fahrt schliessen.
  • Bei erhöhter Pollenkonzentration, bei schönem und windigem Wetter nur kurze Aufenthalte an der Luft planen.
  • Vor körperlicher Aktivität (vor allem im Freien) Pollenbulletin konsultieren.
  • Wenn möglich immer Sonnenbrille tragen.
  • Besser Wassersport als zum Beispiel Lauf- oder Radsport betreiben.
  • Rasen im Garten kurz halten.
  • Wäsche nicht draussen trocknen lassen.

Ernährung

Verschiedene Lebensmittel stehen im Ruf, Heuschnupfen zu lindern oder gar verhindern zu können. Dazu gehören Broccoli (lindert Atemwegsentzündungen), Zitrusfrüchte (sind reich an Vitamin C), grünes Blattgemüse (bekämpft allergische Symptome), Brennnessel (lindert entzündliche Prozesse) und Zwiebeln oder Knoblauch.

  1. Augentropfen: Zur Behandlung von geröteten, juckenden und tränenden Augen werden Augentropfen eingesetzt. Weil diese gezielt am Ort des Geschehens wirken, sollten keine Nebenwirkungen auftreten.
  2. Nasenspray: Eine laufende, verstopfte oder juckende Nase kann mit einem Nasenspray behandelt werden. Eine Verbesserung des allergischen Schnupfens kann auch einen positiven Effekt auf die Augen haben. Nasensprays wirken lokal, wo die Beschwerden auftreten. Deshalb sind kaum Nebenwirkungen zu erwarten.
  3. Tropfen/Tabletten: Zur Symptombehandlung können auch Tabletten oder Tropfen eingenommen werden, die Antihistaminika oder Leukotrienantagonisten und in schweren Fällen auch Kortikosteroide enthalten. Allfällige Nebenwirkungen sollten mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
  4. Immuntherapie: Die Spezifische Immuntherapie (Desensibilisierung) ist die einzige ursächliche Therapie bei einer Pollenallergie. Die Allergene werden in steigender Dosierung unter die Haut gespritzt oder als Tropfen unter die Zunge verabreicht. Ziel ist es, den Körper langsam an das Allergen zu gewöhnen und dadurch einen immunologischen Schutz aufzubauen. Eine Immuntherapie hat eine Verringerung oder das völlige Ausbleiben von Beschwerden zum Ziel.
  5. Eigenblut: Bei der Eigenbluttherapie wird der Armvene etwas Blut entnommen und mit einem homöopathischen Mittel versetzt. Danach erfolgt die Reinjektion. Damit soll das Immunsystem gestärkt werden. Die langfristige Wirkung ist jedoch umstritten.
  6. Akupunktur: Die Nadelstiche stärken das Immunsystem, lindern Schmerzen und lassen Schwellungen abklingen. Akupunktur soll die Nase frei machen und das lästige Jucken zum Verschwinden bringen. Studien stellen die Wirkung in Frage, zahlreiche Heuschnupfengeplagte schwören darauf.
  7. Homöopathie: Globuli mit dem Wirkstoff der Küchenzwiebel sollen gegen den Fliessschnupfen helfen, Augentrost gegen tränende Augen und Wasserrohr gegen das lästige Jucken im Gaumenbereich.

Tipps und Tricks im Umgang mit Allergien

Drinnen

  • Während der Pollensaison nur kurz stosslüften.
  • Lüften bei anhaltendem Regen oder wenn Pollengitter montiert sind. Auf dem Land zwischen 19 und 24 Uhr, in der Stadt zwischen 6 und 8 Uhr. Auf dem Land ist die Pollenkonzentration morgens hoch, in der Stadt abends.
  • Vor dem Schlafengehen Haare waschen.

Draussen

  • Im Auto Pollenfilter montieren. Fenster während der Fahrt schliessen.
  • Bei erhöhter Pollenkonzentration, bei schönem und windigem Wetter nur kurze Aufenthalte an der Luft planen.
  • Vor körperlicher Aktivität (vor allem im Freien) Pollenbulletin konsultieren.
  • Wenn möglich immer Sonnenbrille tragen.
  • Besser Wassersport als zum Beispiel Lauf- oder Radsport betreiben.
  • Rasen im Garten kurz halten.
  • Wäsche nicht draussen trocknen lassen.

Ernährung

Verschiedene Lebensmittel stehen im Ruf, Heuschnupfen zu lindern oder gar verhindern zu können. Dazu gehören Broccoli (lindert Atemwegsentzündungen), Zitrusfrüchte (sind reich an Vitamin C), grünes Blattgemüse (bekämpft allergische Symptome), Brennnessel (lindert entzündliche Prozesse) und Zwiebeln oder Knoblauch.

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