Ein Kardiologe klärt auf
5 Mythen zum Thema Cholesterin

Dass zu hohe Cholesterinwerte im Blut zu Herz- und Gefässerkrankungen führen können, wissen die meisten. Kein Wunder, dass es zum Thema Blutfett viele Mythen gibt. Doch welche stimmen, und welche sind falsch? Ein Kardiologe klärt auf.
Publiziert: 21.10.2020 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 09:14 Uhr
Sonja Zaleski-Körner

Wenn es um die Gesundheit geht, hört und liest man viel über Erkrankungen und Beschwerden. Fast jeder hat schon davon gehört, dass ein zu hoher Cholesterinwert den Gefässen oder dem Herzen schaden kann. Doch nicht alle gut gemeinten Weisheiten, die zu Blutfetten im Umlauf sind, stimmen auch. Ali Reza Salili (58), Facharzt für Kardiologie, klinische Pharmakologie und Innere Medizin in der Praxisgemeinschaft Spreitenbach AG, klärt über weit verbreiteten Mythen zum Thema auf.

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass es zwei Arten von Cholesterin gibt, erklärt Salili BLICK. Zum einen sind da die Lipoproteine mit hoher Dichte (HDL) und zum anderen spricht man von Lipoproteine mit niedriger Dichte (LDL). «In der Regel wird das dichtere HDL-Cholesterin als gut angesehen, da es in die Leber transportiert wird und dort abgebaut werden kann. LDL hingegen bringt das Cholesterin direkt in die Arterien, wo es zu einer gefährlichen Plaquebildung führen kann, und wird deshalb als schlecht eingestuft», so der Experte.

Mythos 1: Eier sind schlecht für den Cholesterinwert

Das stimmt so nicht. Dazu meint Salili: «Ein moderater Eierkonsum, der für die meisten ein Ei pro Tag bedeutet, erhöht das kardiovaskuläre Risiko nicht. Ausserdem entsteht das meiste Cholesterin im Körper selbst und wird nicht von der Nahrung aufgenommen.»

Ali Reza Salili, Facharzt für Kardiologie, Klinische Pharmakologie und Innere Medizin, gibt Auskunft zu fünf weit verbreiteten Mythen zum Thema Cholesterin.
Foto: MARIUSZ_KRASZEWSKI
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Etwa 250 bis 280 Milligramm Cholesterin seien in einem Ei enthalten und man sollte sie nach dem Verzehr, wie alle Lebensmittel, in die tägliche Kalorien- und Fettaufnahme mit einberechnen. «Daher sollte man auch nicht einfach so viele Eier essen, wie der Appetit es gerade wünscht. Insbesondere bei Menschen, die ohnehin schon einen hohen Cholesterinspiegel haben, ist bei der Ernährung Vorsicht geboten.»

Mythos 2: Zucker und Schokolade enthalten viel Cholesterin

Auch hier gilt es zu unterscheiden, wie Salili erläutert. «Zucker beeinflusst den Cholesterinspiegel in der Tat äusserst negativ. Er senkt die Werte des sogenannten guten HDL-Cholesterins und lässt hingegen den als schlecht angesehenen LDL-Wert hoch bleiben oder sogar steigen», warnt der Kardiologe und Facharzt für Innere Medizin. Ein ungesundes Verhältnis zwischen den beiden Cholesterin-Arten erhöhe die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

«Schokolade kann einen positiven Effekt auf die Blutfette haben», verrät Salili und ergänzt, dass schon zwanzig bis hundert Gramm dunkle Schokolade oder Kakao das Gesamtcholesterin sowie LDL-Cholesterin senken kann. Dies liege an dem in Kakaobohnen enthaltenen Procyanidinen, welche die Aufnahme von Cholesterin und Entstehung von LDL-Rezeptoren blockieren.

Mythos 3: Eine angepasste Ernährung genügt, um Cholesterin zu senken

Das ist grundsätzlich ein richtiger Ansatz, gilt aber nicht pauschal. Zwar kann «eine gesunde Ernährung nicht nur die Blutfette verbessern, sondern sich auch über andere Mechanismen günstig auf die Herzgesundheit auswirken», dennoch benötigen zumindest Patienten mit hohem Risikoprofil, bei denen die Cholesterinsenkung nur durch eine alleinige Ernährungsumstellung nicht genügt, trotzdem LDL-Cholesterin-senkende Medikamente, so Salili. Eine angepasste Ernährung bleibe aber in jedem Falle wichtig.

Ist bei Patienten eine Einnahme von Medikamenten unumgänglich, so sei eine individuelle Beratung essenziell, um unerwünschte Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten zu vermeiden, betont der Experte.

Mythos 4: Jeder Mensch kann seine Cholesterinwerte durch Sport und entsprechende Ernährung verbessern

In vielen Fällen trifft dies zu. Eine gesunde Ernährung in Kombination mit Sport kann laut Salili durchaus zu einer Verbesserung des Cholesterinspiegels beitragen und ist Grundlage jeder Behandlung. Schon zwei bis drei Monate nach der Umstellung des Lebensstils können sich die HDL-Cholesterinwerte positiv verändern, bei den LDL-Werten dauere dies etwas länger.

Leider gibt es auch bei einer komplett angepassten Lebensweise Ausnahmen. «Je nachdem, wie ausgeprägt die ungünstigen Blutfettwerte sind und ob weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes vorliegen, entscheidet der behandelnde Arzt über die Einleitung einer medikamentösen Therapie», bestätigt der Facharzt.

Mythos 5: Hohe Cholesterinwerte sind erblich

Diese Aussage ist wahr. Der Kardiologe und Facharzt für Innere Medizin erzählt, dass laut einer Deutschen Studie aus dem Jahr 2014 bei etwa jedem zehnten Patienten mit kardiovaskulären Vorgeschichten oder erhöhten Cholesterinwerten eine erbliche Ursache vorliegen könne.

«Diese Analyse weist auf ein grosses Potenzial hin, wenn es um das Erkennen und die Therapie von Patienten mit erblicher Hypercholesterinämie geht», stellt Salili fest.

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