Übermässiges Schwitzen
Kampf gegen den Schweiss!

Er nervt, er stinkt, und für manche Menschen wird er gar zur nassen Höllenqual. Übermässige Schweissproduktion beeinträchtigt den Alltag sowie das psychische Befinden. Die gute Nachricht: Die Medizin kann helfen.
Publiziert: 21.06.2017 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:45 Uhr
Alice Massen

Delfine regeln es über die Rückenflosse, Ziegen und Kühe über ihre Hufe, Schweine suhlen sich einfach im Dreck. Und wir? Wir stecken mit Pferd, Kamel und Primat wahrhaft unter einer Schweissdecke. Denn wie sie besitzt der Mensch besonders viele Schweissdrüsen, welche sich regelmässig entleeren müssen, um die Temperatur im Körper zu regulieren – um genau zu sein, sind es zwei bis vier Millionen. Diese verteilen sich über die gesamte Hautfläche und gehören zu den leistungsfähigsten Drüsen unseres Körpers. Bis zu 15 Liter können sie an einem Tag absondern. Besonders dicht und zahlreich kommen sie an Hand­innenflächen, Fusssohlen, Achselhöhlen und Stirn vor. Allein an den Füssen befinden sich bis zu 250 000 von ihnen.

Schwitzen ist lebensnotwendig

Und das ist auch gut so. Denn selbst wenn es lästig sein mag: Schwitzen ist lebensnotwendig für den Menschen. Ohne die natürliche Temperaturregulierung würde der Organismus schnell dem Hitzetod erliegen.

Doch das «aber» ist nicht weit. Denn viele Menschen leiden an krankhaftem Schwitzen, der sogenannten Hyperhidrose. Erkennbar an übermässiger Schweissproduktion selbst im Ruhezustand. Zwei bis drei Prozent der Bevölkerung sind schweizweit davon betroffen und leiden oftmals im Stillen. Schamgefühl und Unsicherheit sind häufiger Grund dafür. Der Fleck unterm Shirt ist peinlich, darüber reden noch peinlicher. Zudem wissen wenige: Mit minimal-invasiven Mitteln kann ihnen schnell und effektiv geholfen werden.

Wer an Hyperhidrose leidet, produziert selbst im Ruhezustand mehrere Liter Schweiss pro Tag.
Foto: shutterstock

Verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung

Der Facharzt Dermatologie und Standortleiter Pallas Klinik Zürich, Timur Taskesen, erklärt: «Menschen mit Hyperhidrose haben nicht mehr Schweissdrüsen als andere, sondern diese produzieren einfach zu viel. Der Grund dafür ist meist unbekannt respektive liegt in der Veranlagung. Wir setzen drei gängige Methoden ein, um die Drüsen genau an dieser Überproduktion zu hindern.»

Bei leichten Formen der Hyperhidrose werden zunächst Aluminiumchlorid-Lösungen (höhere Konzentration als bei Supermarkt-Deos) eingesetzt. In Form von Crèmes hemmen sie die Schweissdrüsen und können bis zu 72 Stunden wirken. Bei isolierter, nur an Händen oder Füssen auftretender übermässiger Schweissproduktion kommt die Leitungswasser-Iontophorese zum Tragen (Schwachstrombäder). Der Nachteil: Drei bis vier Mal die Woche müssen diese angewendet werden.

Botox hilft nicht nur gegen Falten

Die am längsten anhaltende (bis 6 Monate) und effektivste Methode: das Spritzen von Botulinumtoxin, welches die Produktion sprichwörtlich blockiert (meist unter den Achseln eingesetzt). «Das Botox wird nur oberflächlich in die Haut eingespritzt und tritt nicht in die Muskulatur ein. Im Regelfall besteht bereits nach wenigen Tagen eine Beschwerdefreiheit», erklärt Taskesen.

Doch auch der Experte warnt: «Die Behandlung sollte nicht zum Lifestyle-Phänomen werden. Wer einfach ein bisschen mehr schwitzt, kann auch mal einen Salbeitee trinken. Dieser hemmt den Schweiss auf natürlichem Wege.» 

Ist das Aluminium im Deo krebserregend?

Die Diskussion läuft seit Jahren, und an ihr scheiden sich die Geister. Denn: Bisher ist nicht definitiv bewiesen, dass die im Deo enthaltenen Aluminiumsalze tatsächlich an der Entstehung von Brustkrebs oder auch Alzheimer beteiligt sind. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) sowie der deutsche Krebsinformationsdienst halten bisher daran fest, dass kein toxisches Risiko für die Gesellschaft besteht. Eine im «International Journal of Cancer» (Herbst 2016) veröffentlichte Studie der Universität Genf kommt jedoch erneut zu einem gegenteiligen Schluss.

Die Genfer Forscher zeigten auf, dass Brustzellen, versetzt mit konzentriertem Aluminium, bei Mäusen Tumore hervorrufen können. Sie raten daher zu äusserster Vorsicht mit Antitranspirantien.

Die Diskussion läuft seit Jahren, und an ihr scheiden sich die Geister. Denn: Bisher ist nicht definitiv bewiesen, dass die im Deo enthaltenen Aluminiumsalze tatsächlich an der Entstehung von Brustkrebs oder auch Alzheimer beteiligt sind. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) sowie der deutsche Krebsinformationsdienst halten bisher daran fest, dass kein toxisches Risiko für die Gesellschaft besteht. Eine im «International Journal of Cancer» (Herbst 2016) veröffentlichte Studie der Universität Genf kommt jedoch erneut zu einem gegenteiligen Schluss.

Die Genfer Forscher zeigten auf, dass Brustzellen, versetzt mit konzentriertem Aluminium, bei Mäusen Tumore hervorrufen können. Sie raten daher zu äusserster Vorsicht mit Antitranspirantien.

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