Ätsch!
Es gibt vier Schadenfreude-Typen, welcher bist du?

Sich über Missgeschicke anderer zu amüsieren, ist menschlich und weit verbreitet. Doch längst nicht jeder Mensch hat dieselben Beweggründe, sich über Missgeschicke oder das Leid anderer zu freuen. Wie sieht es bei dir aus?
Publiziert: 15.08.2024 um 12:11 Uhr
|
Aktualisiert: 18.08.2024 um 16:00 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_1064.JPG
Jonas DreyfusService-Team

Lachst du in dich hinein, wenn dein Chef von seinem Chef auf den Deckel kriegt, oder verspürst teuflische Freude, wenn du den Drängler hinter dir an der Ampel abhängst? In beiden Fällen bist du schadenfreudig, aber aus jeweils anderen Beweggründen. Diese lassen sich in drei Kategorien einteilen. Psychologin Lilian Suter (36) von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) plädiert für eine Vierte. Bei welcher erkennst du dich selbst am besten?

1

Typ Gerechtigkeits-Schadenfreude

Der Rowdy im Strassenverkehr, der für sein Verhalten die Quittung erhält, oder Donald Trump (78), der sich mit Corona infiziert, nachdem er die Existenz des Virus infrage gestellt hat. Falls dir diese Art von Dingen Vergnügen bereiten, verspürst du sogenannte Justice Schadenfreude (der deutsche Begriff «Schadenfreude» wird auch im Englischen verwendet). Du freust dich, dass jemand die – in deinen Augen – gerechte Strafe für sein Verhalten erhält. Man müsse deswegen kein schlechtes Gewissen haben, sagt Psychologin Lilian Suter. «Diese Ausprägung von Schadenfreude beruht schliesslich auf einem starken Bedürfnis nach Gerechtigkeit.»

Präsident Joe Biden (81) fällt während einer Zeremonie im Juni 2023 um. Seine Gegner freut es.
Foto: keystone-sda.ch
2

Typ Gruppen-Schadenfreude

Der Fussballclub, der dein Leben bedeutet, gewinnt gegen die meistgehasste gegnerische Mannschaft. Wenn du dich fast mehr über die Niederlage der anderen freust, als über den Sieg «deiner» Mannschaft, bist du der Gruppen-Schadenfreude zuzuordnen. Du freust dich, wenn die Gruppe, zu der du dich angehörig fühlst, die Oberhand behält und besser dasteht. Neben dem Sport ist diese Ausprägung häufig unter Politikerinnen und Politikern anzutreffen – Kollegialitätsprinzip hin oder her.

Sollte man ja nicht machen: Mit dem Finger auf jemanden zeigen und lachen. Muss aber ab und zu sein.
Foto: Shutterstock

Gruppen-Schadenfreude kann auch eine Einzelperson zu spüren bekommen, die offenbar nicht vom selben Schlag ist wie man selbst. Der amerikanische Wahlkampf basiert quasi darauf. Auch dieses Verhalten gilt es gemäss Suter nicht generell zu verurteilen. «Es basiert auf dem Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit und ist wichtig für unsere Identität.»

Der Zürcher Grasshopper Club besiegt seinen Erzfeind, den FCZ, bei der Super League im Januar 2024. Auch in den Fällen, in denen es umgekehrt ist, herrscht grosse Freude über die Niederlage des jeweils anderen.
Foto: TOTO MARTI
3

Typ individuelle Schadenfreude

Diese Art von Schadenfreude lässt dich nicht im besten Licht dastehen, ist aber weit verbreitet. Vielleicht hast du dich zum Beispiel schon dabei erwischt, wie du dich insgeheim darüber freust, wenn einer Kollegin oder einem Kollegen im Büroalltag ein Fehler passiert. Meist sei Neid im Spiel und das Bedürfnis nach einem positiven Selbstwertgefühl, sagt Suter. Peinliche Auftritte bei Castingshows oder tief gefallene Prominente sind eine beliebte Zielscheibe. Im Stil von: Geschieht denen recht. Meinen, sie seien etwas Besseres! Suter: «An einem schlechten Tag kann es guttun, sich mit jemandem zu vergleichen, der offenbar viel mieser daran ist als man selbst.»

«Kennst du den schon?» Fans von Fail-Clips (Beispielbild) tauschen sich untereinander aus.
Foto: Getty Images
4

Typ Slapstick-Schadenfreude

TV-Shows im Stil von «Pleiten, Pech und Pannen» oder «Upps! – Die Pannenshow» stehen für Homevideos, in denen Kindern das Glace von einer Möwe stibitzt wird. In den sozialen Medien können sich User nonstop neue Videos ansehen von Menschen, denen Streichen gespielt werden, oder die auf irgendeine nur erdenkliche Weise komplett versagen. Suter hat das zum Anlass einer Studie genommen, in der sie den Beweggründen auf den Grund geht, sich solche sogenannten Fail-Clips zu Gemüte zu führen. «Für mich steht hier Humor im Vordergrund, respektive die Lust, sich zu amüsieren.»

Wer dieses Bedürfnis befriedigt, indem er Fail-Clips schaut, der habe neben vielen anderen Persönlichkeitseigenschaften auch eine sadistische Ader, sagt Suter. Das zeichne sich zumindest ab – die Studie sei noch nicht abgeschlossen. Dass andere in den Videos zu Schaden kommen, tun die Slapstick-Schadenfreudigen damit ab, dass es halt einfach lustig anzusehen ist. «Da es sich meistens um harmlose, kleine Missgeschicke handelt, heisst das aber nicht gleich, dass man ein Sadist ist.»

Sie hat Freude an Schadenfreude

Lilian Suter (36) forscht und doziert an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zum Fachgebiet Medienpsychologie. Einer der Themenschwerpunkte der gebürtigen Muotatalerin ist Schadenfreude als Emotion, die verschiedene Beweggründe haben kann. Für eine Studie befragte sie online 845 Personen zur Nutzung sogenannter Fail-Clips. Die Ergebnisse sind noch nicht publiziert, weisen gemäss Suter aber unter anderem darauf hin, dass Schadenfreude auch mit Humor zu tun haben kann.

Regula Bearth

Lilian Suter (36) forscht und doziert an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zum Fachgebiet Medienpsychologie. Einer der Themenschwerpunkte der gebürtigen Muotatalerin ist Schadenfreude als Emotion, die verschiedene Beweggründe haben kann. Für eine Studie befragte sie online 845 Personen zur Nutzung sogenannter Fail-Clips. Die Ergebnisse sind noch nicht publiziert, weisen gemäss Suter aber unter anderem darauf hin, dass Schadenfreude auch mit Humor zu tun haben kann.

Mehr
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?