Alles neu macht 2021! Viele Menschen haben in diesem Jahr ihr Leben neu gestaltet. In der Liebe – oder auch im Berufsleben. Einer von vier US-Amerikanern kündigte in diesem Jahr seinen Job – ein Phänomen, dem Forscher bereits den Namen «Great Resignation» («Die Grosse Kündigung») gegeben haben. Und auch hierzulande haben sich gerade jetzt in der Krise viele dafür entschieden, etwas Neues anzufangen. Wieso?
Jennifer Inauen, Assistenzprofessorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Bern, sagt: «Wenn normale Aktivitäten unterbrochen werden, ist das immer auch eine Chance.» Der Unterbruch des Alltagstrotts gebe dem Einzelnen Zeit, sich auf sich selbst zu besinnen. Wer seit längerem ein Ziel habe, aber vielleicht nicht die Energie, dieses umzusetzen – für den sind solchen Zeiten ein Booster für den Neustart.
Am besten gelingen Veränderungen am Montag
Der Effekt mit dem Unterbruch, sagt Inauen, sei wissenschaftlich belegt: «Es kann auch ein ganz kleiner Unterbruch vom Alltag sein – Studien zeigen sogar, dass eine Veränderung anzupacken, besser am Montag nach dem Wochenende funktioniert, als unter der Woche.»
Zuerst muss allerdings klar sein, wieso man sich überhaupt eine Veränderung wünscht. Dazu rät Sibylle Tobler, die seit 1995 Menschen in Veränderungsprozessen berät und das Buch «Neuanfänge – Veränderung wagen und gewinnen» geschrieben hat. Als Beispiel erzählt Tobler von einer Frau Ende 50, die von der Suche nach einer neuen Stelle erschöpft war. Auf die Frage, was für sie eine wünschenswerte Lebenssituation wäre, antwortete die Frau: «Ein Leben am Mittelmeer!» Mit dieser Vorstellung verband sie Entspannung, mehr Zeit für sich selbst und Lebensfreude – was eigentlich mit dem Mittelmeer nicht viel zu tun hat. In der Folge baute sie Entspannungsmomente in den Alltag ein, nahm alte Hobbys wieder auf, ging Konflikte mit den Partner an – sie «übersetzte» sozusagen die Idee eines Lebens am Mittelmeer in ihre aktuelle Situation. «Eine neue Stelle fand sie dann übrigens auch», sagt Tobler – wohl weil die Frau mehr Zufriedenheit ausstrahlte.
Am besten konkrete Pläne schmieden
Seien die Wünsche erstmal geklärt, sagt Inauen, hält die psychologische Forschung einiges bereit, was beim Umsetzen und Erreichen weiterhilft. Zum Beispiel: «Wenn-Dann-Pläne» entwickeln. Solche Entscheidungshilfen seien auf fast alle Ziele anwendbar, ob das nun eine Kündigung oder nur der Entschluss sei, sich gesünder zu ernähren und etwa mehr Obst zu essen.
2021 – das Jahr zwei der Pandemie. Nach der ersten grossen Verunsicherung im Jahr zuvor, als wir alle versuchten, das Beste aus der schlechten Situation zu machen, begannen 2021 die Umbrüche. Viele veränderten ihr Leben, wurden Eltern, verliessen den langjährigen Job, zogen in eine neue Wohnung.
Blick zeigt zum Jahresende Menschen, für die 2021 einen Neustart bedeutete. Fünf Tage, fünf Themen: Liebe, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Haustiere.
2021 – das Jahr zwei der Pandemie. Nach der ersten grossen Verunsicherung im Jahr zuvor, als wir alle versuchten, das Beste aus der schlechten Situation zu machen, begannen 2021 die Umbrüche. Viele veränderten ihr Leben, wurden Eltern, verliessen den langjährigen Job, zogen in eine neue Wohnung.
Blick zeigt zum Jahresende Menschen, für die 2021 einen Neustart bedeutete. Fünf Tage, fünf Themen: Liebe, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Haustiere.
Beispiele können sein: «Wenn ich am Montag zu Mittag gegessen habe, dann gehe ich ins HR und reiche meine Kündigung ein.» Oder: «Wenn es vier Uhr ist, dann esse ich einen Apfel.» «Dies ist einer der effektivsten Tricks, um seine Ziele wirklich umzusetzen – und er ist auf nahezu alles anwendbar», sagt Inauen. Überhaupt seien spezifische Handlungspläne sehr nützlich, also sich vorher zu überlegen, wann, wo und wie man seine Pläne umsetzen will. «Dies löst neuronale Veränderungen im Hirn aus», sagt Inauen. Wenn es um längerfristige Ziele gehe, bei denen man möglichst den Schnauf nicht verlieren sollte, helfe es zudem, das soziale Umfeld ins Boot zu holen: «Wenn man anderen sagt, dass man beim Erreichen eines Ziels Unterstützung braucht, hilft das ungemein».
Wer einen Neuanfang auf eigenen Wunsch hin geschafft hat, bereut ihn übrigens in der Regel nicht. Beide Psychologinnen sagen, dass das Erreichen der Wünsche mittels eines Neuanfangs Menschen in ihrem Selbstvertrauen in der Regel stärke.
