Meine neue Freundin ist Dermatologin, und sie schwört darauf, nach dem Oralsex mein Sperma aufzufangen und es als Gesichtspflege zu verwenden. Sie sagt, sie sei Spezialistin, und es sei das Beste für die Haut. Ich finde das offen gesagt eher befremdlich, und mich würde Wunder nehmen, was jemand anderes dazu sagt. R. (48, m)
Lieber R.
Männliches Ejakulat wird immer mal wieder als Wundermittel für oder gegen alles Mögliche propagiert. Studien, die die Effekte belegen, fehlen aber meistens oder sind von derart schlechter Qualität, dass man sich schlicht nicht darauf verlassen sollte. Das trifft auch auf das Thema «Sperma als Hautpflege» zu.
Unbestritten ist, dass Sperma reich an Spurenelementen, Proteinen, Enzymen und anderen Stoffen ist. Diese haben durchaus das Potenzial, der Haut etwas Gutes zu tun. Ein besonders vielversprechender Stoff ist das sogenannte Spermidin. Von diesem Stoff, der übrigens nicht nur im Ejakulat, sondern auch in verschiedenen Nahrungsmitteln vorkommt, weiss man, dass er positive Effekte auf die Haut und aufs Immunsystem hat.
Ein grosser Haken ist allerdings, dass Sperma nicht gleich Spermidin ist. Die Haut ist ein Barriereorgan, weshalb sich viele Stoffe nicht so leicht in die tieferen Hautschichten einschleusen lassen. Nur weil man etwas Tolles auf die Haut aufschmiert, heisst das also noch nicht, dass es einen grossen Effekt hat. Und das sollte auch deine Freundin als Dermatologin wissen.
Du kannst sie entweder bitten, dir etwas sorgfältiger und wissenschaftlicher zu erklären, wie genau die positiven Effekte für die Haut zustande kommen. Oder ihr akzeptiert beide, dass da vielleicht noch ganz andere Themen und Ideen dahinterstecken. Entscheidend ist, dass ihr an einen Punkt kommt, wo ihr euch beide wohl fühlt mit der Situation.
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